Biologen-Blog von Benjamin Schulz, Teil 19
5. Juni 2017
Taiji – die Hölle für Delfine, Kapitel 2
In Kapitel 1 habe ich hoffentlich deutlich zum Ausdruck gebracht, dass die Delfinschlachtungen in Taiji ganz allgemein betrachtet nicht dem ethischen Menschenbild entsprechen.
Es ist also völlig egal, ob man sich für Tiere einsetzt oder nicht, diese Tötungen sind in höchstem Grade grausam und unnötig und müssen dringend beendet werden.
Jahrzehntelange Kampagnen haben nichts genützt
Doch die Weltgemeinschaft konnte sich bisher immer noch nicht dazu durchringen, die Jagd in Taiji zu verurteilen, um einen ersten wichtigen Schritt zu ihrer Beendigung zu unternehmen. Und das trotz der enormen Wirksamkeit in der Öffentlichkeit und jahrzehntelangen Kampagnen von Tierschützern. Was also läuft da eigentlich schief?
Menschen- und Tierrechte
Nun, zuerst einmal müssen sich die Tierfreunde wohl leider bewusst machen, dass Tiere weltweit halt immer noch weniger zählen als Menschenleben. Deshalb fordern Tierrechtler ja auch, Tieren endlich Rechte zuzugestehen.
Darüber habe ich in meinem Blog bereits ausführlich geschrieben und ich denke, dass dies keinen Sinn macht.
Aber selbst wenn Tiere Rechte bekommen sollten, heißt dies noch lange nicht, dass sie auch geschützt werden. Wir sehen doch schon, wie schwer es ist, überall auf der Welt Menschenrechte zu achten. Wenn man sich die Situationen in Syrien, in der Türkei, in Nordkorea usw. anschaut, dann erkennt man, dass es gut ein Dutzend verschiedene Interessen gibt, die immer wieder weit vor den Menschenrechten kommen: Geld, Ressourcen, politischer Einfluss, Religion, Kontrolle des Marktes, persönliche Macht, Territorien, Meinungskontrolle, Rassismus, Sexismus bis hin zum reinen Ausleben von perversen Gewaltfantasien.
Wie sollen da also Tiere irgendeine Chance haben, wenn die Weltgemeinschaft nicht einmal bei den Menschenrechten zusammensteht?
Tierrechtsextremisten, die in Taiji immer aktiver werden, machen die Fischer nur noch wütender. Keine der Kampagnen hat bisher zu irgendeiner Verbesserung geführt.
Wenn es Veränderungen gab, fanden diese immer von innerhalb Japans ausgehend statt und waren politische oder wissenschaftliche Prozesse. Doch Tierrechtler setzen nicht auf Kommunikation, sondern auf Konfrontation.
Fast Food für Tierfreunde
Diejenigen, die diese Organisationen unterstützen, haben natürlich ein Interesse daran, dass die Jagd endlich aufhört.
Fast Food also für die Seele des traurigen Tierfreunds: schnelle Sättigung, aber kein Nährgehalt.
Letztendlich muss man sich Wege suchen, die zu echten Ergebnissen führen. Ich bin froh, dass ich nach anfänglichem Suchen auch unter Tierrechtsgruppen schnell gemerkt habe, dass man hier nicht weiterkommt. Deshalb habe ich einen Weg gewählt, die Delfin-Treibjagd in Taiji indirekt zu bekämpfen.
Arterhaltung und Reproduktion als Lösung
Und so kam ich auf die Idee und später zur Überzeugung, in der Arterhaltung und Reproduktion zu arbeiten. Denn als kreativer Mensch wollte ich handeln, und das genaue Gegenteil von dem, was in Taiji passiert – Auslöschung von Leben –, ist der Schutz und die Schaffung neuen Lebens.
Und das macht Sinn, nicht nur auf Taiji bezogen. Dort ist es zwar kein Mittel, um die Jagd auf Delfine zu beenden, aber es ist meine Art und Weise, diesen Albtraum zu bewältigen und aktiv in die entgegengesetzte Richtung zu steuern.
Auf der nächsten Seite beschreibt Benjamin, warum er die Nachzucht als große Chance sieht.
Da hast Du Dir eine sehr schöne und lobenswere Lebensaufgabe gesetzt, Benjamin!
Mehr als um die Delfine mache ich mir noch um die großen Wale Sorgen, die man nicht in den heutigen Zoos halten und ihnen so ein geschütztes Refugium bieten kann.