Meeresakrobaten, 26. Juli 2017
Am Samstag (22. Juli) begeisterte eine fünfköpfige Musikergruppe aus Südamerika das Publikum an der Delfin-Lagune.
Es waren sehr viele Besucher gekommen, um den Klängen von ARU zu lauschen und das „Schutzprojekt Vaquita“ zu unterstützen.
„Daher sollte man Gutes sprechen“
Der Begriff ARU stammt aus der in den Anden gesprochenen Aymara-Sprache und heißt „das Wort/die Sprache“.
Die Gruppe ARU misst dem Wort bzw. dem Sprechen eine große Bedeutung zu. Auf ihrem Blog kann man dazu eine interessante Erklärung finden, die ich hier gerne wiedergeben möchte:
Der bolivianische Schriftsteller Fernando Huanacuni Mamani erklärt den Ausdruck „Jaya Mara Aru“, als ein Identitätsmerkmal für die Aymara-Kultur. Man solle gut und bewusst sprechen. Bevor man spricht, solle man fühlen und denken, denn das gute Wort heißt so viel wie aufbauen, aufheitern, einen wertvollen Beitrag leisten, denn alles, was man sagt, wird in die Herzen der anderen gemeißelt. Oft danach ist es schwer, diese Worte aus deren Herzen wieder „auszuradieren“. Daher sollte man Gutes sprechen. Das ist der Sinn und die Bedeutung von „ARU“.
Flavio Roces, der Sänger und Gitarrist der Gruppe ARU, widmet sich im Alltagsleben den Ameisen. Er hat an der Uni Würzburg einen Lehrstuhl für Verhaltensökologie inne. Der gebürtige Argentinier wirkte 2016 beim Internationalen Symposium für Forschung und Artenschutz in Südamerika (ISFAS) im Nürnberger Tiergarten mit.
Benefizveranstaltung
Dem Kurator für Forschung und Artenschutz im Tiergarten Nürnberg und erstem Vorsitzenden der Artenschutzgesellschaft YAQU PACHA – Dr. Lorenzo von Fersen – war es gelungen, die fünf Musiker für eine Benefizveranstaltung zugunsten des vom Aussterben bedrohten Vaquitas (Kalifornischen Schweinswals) zu gewinnen.
Die musikalische Reise durch Südamerika war ein voller Erfolg. Das Publikum bat um mehrere Zugaben, die mit harmonischen Klängen dargeboten wurden.
Große Tümmler und Seelöwen
Doch es gab nicht nur musikalische Leckerbissen aus den Anden, sondern auch viele Informationen rund um die Delfine und Seelöwen, die in der Lagune zu Hause sind.
Dazu durften die Besucher zu Beginn der Veranstaltung Fragen stellen. Mehrere Tierpfleger beantworteten diese und gaben darüber hinaus weitere interessante Einblicke in das Leben der Meeressäuger.
Dem Vaquita muss geholfen werden
Dr. Lorenzo von Fersen nutzte die Pause, um über das „Schutzprojekt Vaquita“ zu informieren.
Die Nürnberger Kampagne für den Vaquita ist eine der ersten Aktionen für den Vaquita in Europa. Eine große Rolle für den Schutz des Vaquitas spielt das Consortium for Vaquita Conservation, Protection and Recovery (CPR) unter Beteiligung der mexikanischen Regierung.
Die letzte und einzige Möglichkeit den Vaquita vor dem Aussterben zu bewahren, ist die kontrollierte Zucht mit den verbliebenen Tieren in fachlich betreuten, abgetrennten und geschützten Meeresbereichen. Ein Notfallplan, der im Oktober 2017 in Kraft treten soll, sieht vor, die verbliebenen Vaquitas zu finden, zu fangen und anschließend in Meeresanlagen zu halten und zu züchten, um sie dann in ein bis dahin stellnetzfreies Gebiet wieder anzusiedeln. Hierfür sind kostenintensive und aufwendige Maßnahmen notwendig.
Der Vaquita lebt in flachen Küstengewässern
Der Vaquita ist nicht nur einer der kleinsten Walarten, sondern auch die Walart mit dem wahrscheinlich kleinsten Verbreitungsgebiet. Vaquitas findet man ausschließlich im nördlichsten Teil des Golfs von Kalifornien in flachen Küstengewässern und Lagunen. In diesen nährstoffreichen Gebieten ernähren sie sich von kleineren Fischen, Tintenfischen und Krebstieren. Insgesamt erstreckt sich das Verbreitungsgebiet auf nur 4.000 km², eine Fläche nur etwas größer als jene der Insel Mallorca.
Innerhalb eines Jahrzehnts ist die Population des kleinen Schweinswals von etwa 560 Individuen (2005) auf nur noch etwa 60 Tiere im Dezember 2015 und heute nur noch höchstens 30 Tiere geschrumpft.
Stellnetzfischerei als größte Bedrohung
Der Vaquita ist die am stärksten vom Aussterben bedrohte Walart. Vor allem illegale Stellnetzfischerei tötet Jahr für Jahr zu viele der nur noch wenigen verbliebenen Vaquitas. Die Tiere geraten in die Netze, mit denen Totoabas gefangen werden, und ersticken. Der Totoaba wird wegen seiner in China hoch begehrten und damit äußerst gewinnbringend zu verkaufenden Schwimmblase gejagt. Die Nachfrage auf dem Schwarzmarkt nach Totoaba ist in den letzten Jahren noch gestiegen, denn die in China heimischen Fischart Bahaba wurde aus demselben Grund fast bis zur Ausrottung gefischt.
(Quelle: Pressemitteilung des Nürnberger Tiergartens)
Tiergarten informiert über den Vaquita
Im Tiergarten findet man an vielen Stellen Informationstafeln über den vom Aussterben bedrohten Vaquita. Es wurde auch eine SOS-Website eingerichtet, auf der man Informationen über das Projekt und die Möglichkeiten, dieses zu unterstützen, erhält.
Delfine erfreuten mit Salti und Sprüngen
Nun noch einmal kurz zurück zu den südamerikanischen Klängen. Auch die Delfine wirkten beim Konzert von ARU mit. Ihre Sprünge und Salti (siehe Foto oben) passten wunderbar zum Flöten-, Trommel- und Gitarrenspiel, das auf einem Holzpodest in der Lagune dargeboten wurden.
Nach mehreren Beigaben verabschiedeten sich die fünf grandiosen Musiker von ihrem Publikum. Wer wollte, konnte sich im Anschluss an das Konzert noch an einer Nachtführung durch den Regenwald erfreuen. Das Manati-Haus wurde zu diesem Zweck geöffnet. Auch hier beantworteten Tierpfleger die Fragen der interessierten Besucher.
Alles in allem war die Veranstaltung äußerst gelungen. Selbst das Wetter spielte mit und zeigte sich von seiner schönsten Seite. Ich freue mich schon auf das Konzert im nächsten Jahr und hoffe, dass es dann erste Erfolgsmeldungen über die Rettungsmaßnahmen des kleinen Vaquitas gibt.