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Fragen an einen Delfin-Experten (2)


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Gastbeitrag von Oliver Schmid und Benjamin Schulz, 4. August 2017

An der Delfin-Lagune im Nürnberger Tiergarten
(Foto: Oliver Schmid)

Fast zwei Jahre ist es her, dass sich die beiden Biologen Oliver Schmid und Benjamin Schulz über in menschlicher Obhut gehaltene Große Tümmler austauschten. Heute wird das Interview fortgesetzt.

Hallo liebe Meeresakrobaten-Freunde,

im Oktober 2015 haben wir euch unter dem Titel Fragen an einen Delfin-Experten einen E-Mail-Dialog zwischen mir (Oliver Schmid) und Benjamin Schulz vorgestellt, wobei es darum ging, auch mal nicht alltägliche Fragen zu Delfinen und insbesondere auch zur Haltung von Großen Tümmlern in Delfinarien zu stellen.

Wir freuen uns, dass wir euch jetzt einen zweiten Teil dieses interessanten Austauschs präsentieren können.

Ich habe mir wieder ungewöhnliche Fragen ausgedacht und Benjamin ließ sich wieder bereitwillig „Löcher in den Bauch“ fragen. Hierfür ein herzliches Dankeschön!

Training mit Handzeichen und Pfeife

Oliver:

  • Delfine bekommen im Training beigebracht, auf Handzeichen zu reagieren. Prinzipiell könnte man ein beliebiges Handzeichen also mit einer beliebigen Übung verknüpfen und den Delfinen beibringen. Entwickelt jede Institution, die Delfine hält, ihre eigenen Gesten oder gibt es so eine Art internationale „Delfin-Zeichensprache“? Letzteres hätte den Vorteil, dass alle Delfine die gleichen Zeichen mit den gleichen Übungen verbinden und ein Umzug in ein anderes Delfinarium dann leichter fallen würde.

Delfin-Lagune in Nürnberg
(Foto: Oliver Schmid)

Benjamin:

  • Es gibt leider keine einheitliche Zeichensprache für Delfintrainer. Jedes Delfinarium macht das, was ihm so gerade einfällt. Deshalb müssen Delfine nach Transfers auch erst einmal umlernen.

    Das „Umlernen“ müssen außerdem die Trainer selber ja auch machen, wenn sie den Arbeitgeber wechseln. Oft ist das eine ganze Menge Arbeit, und der Trainer muss das schon schneller können als die Tiere.

Oliver:

  • Kommt es öfter vor, dass ein Besucher versehentlich eine Bewegung macht, welche die Delfine dann als Handzeichen verstehen? Das würde eine Vorführung ja unter Umständen ganz schön durcheinanderbringen!

Benjamin:

  • Es kann schnell mal passieren, dass man einem Delfin als Besucher unbeabsichtigt ein Zeichen gibt. Normalerweise reagieren die Delfine da aber auch nur darauf, wenn ihre bekannten Trainer in der Nähe sind. Schlimm finde ich das persönlich eher weniger. Es ist nicht so, dass Delfine gleich beleidigt sind, wenn sie mal keine Belohnung bekommen. Die meisten Delfine wissen schon ganz genau, ob es jetzt der Trainer oder ein Besucher ist, der ein Handzeichen gibt, und sie machen dann einfach mit, weil sie zeigen wollen, was sie können – einfach aus Spieltrieb.

Fluke eines Großen Tümmlers (Foto: Rüdiger Hengl)

Oliver:

  • Das Delfintraining bzw. die Kommunikation erfolgt ja neben den Handzeichen auch mit der Trainerpfeife. Nun habe ich gehört, dass die Delfine unter Wasser von den Geräuschen am Beckenrand (z.B. Zuschauer, Musik) nicht allzu viel mitbekommen. Aber wie können sie dann die Pfeife unter Wasser hören? Oder pflanzt sich Ultraschall besser im Wasser fort als die Frequenzen, die wir hören?

Benjamin:

  • Die Ultraschallpfeife hören Delfine wesentlich besser als andere Frequenzbereiche. Der Schall pflanzt sich aber nicht unbedingt im Wasser besser fort. Das ist aber auch gar nicht nötig, denn normalerweise pfeift der Trainer sowieso erst dann, wenn der Delfin seinen Kopf aus dem Wasser hält. Oder z.B. beim Springen, Salto, Tail Walk usw. Die wenigsten Verhaltensweisen während des Trainings werden ja tief unter Wasser ausgeführt. Man merkt es aber z.B. schon, wenn Delfine einen Kopfstand machen und die Fluke zeigen, dass sie dann den Pfiff erst beim zweiten oder dritten Mal hören.

6 Kommentare

  1. Hallo liebe Meeresakrobaten, ich hab inzwischen zu einigen der Themen noch einige Zusatzinfos:
    1.) In Singapur war’s bei den Delfinen so, dass man vom Personal aufgefordert wurde, während der Begegnung mit den Delfinen die Arme/Hände am Körper zu lassen, um den Tieren nicht unbeabsichtigt ein Zeichen zu geben. Ich fand das ein klein wenig übertrieben, aber ok.
    2.) Bei meinem letzten Besuch in Nürnberg wurde gezeigt, dass die Tiere die Trainerpfeife auch unter Wasser hören (bei einer Übung, bei der drei Tümmler ihre Fluke zeigten). Da passierte das, was Benjamin geschrieben hat, dass ein Delfin die Pfeife beim ersten mal wohl nicht gehört hat. Während die anderen beiden schon ihre Belohnung abholten, blieb Moby noch in seiner Position, bis der Tierpfleger nochmals gepfiffen hat. Wurde dann auch liebevoll kombiniert mit einer Streicheleinheit kommentiert, als er dann zurück kam: „Na Moby mein Guter, bist Du kurz eingeschlafen?“ =)
    3.) Ebenfalls bei meinem letzten Besuch wurde gezeigt, wie man Delfinen beibringt, dass sie still halten, wenn man eine Blutprobe nimmt. Sind die Tiere in der Position, dass sie auf dem Rücken im Wasser sind und die Fluke beim Trainer auf den Oberschenkeln liegt, schnippt der kurz mit dem Finger gegen die Fluke. Erst leicht, dann später stärker. Erst zucken sie dann auch kurz, gewöhnen sich dann aber daran und erschrecken dann später nicht mehr, wenns mal kurz piekst. Es gibt ja dann auch reichlich Lob, einen Fisch oder ein „Delfin-Bonbon“ (Eiswürfel)

    geschrieben von Oliver
    1. Vielen Dank für deine Ergänzungen, Oliver. Man merkt, dass du dich sehr mit in menschlicher Obhut lebenden Delfinen befasst. Das finde ich toll!

      geschrieben von Susanne
    2. Dass Delphien auch Eiswürfel als Belohnung bekommen, hör ich jetzt zum ersten Mal. Das ist ja interessant. :-) Klar, Süßwasser ist sicher besser, als unsere lachenden Bonbons mit den Vitaminen ( ;-) ). Aber mich würde schon interessieren, was Delphine daran toll finden.

      geschrieben von Dani
      1. Vor allem der Wasserhaushalt wird mit den Eiswürfeln stabil gehalten, Dani. Süßwasser beziehen Delfine ja sonst nur über den Fisch. Außerdem mögen sie offenbar die Erfrischung.

        geschrieben von Susanne
      2. Hier noch ein Artikel über Nami, als sie Geschmack an Eiswürfeln gefunden hat.
        http://www.infranken.de/regional/nuernberg/Nuernberger-Delfinbaby-steht-auf-Eiswuerfel;art88523,1111010
        Ich denke, gerade bei der Hitze tut eine Abkühlung auch den Tümmlern gut =)

        geschrieben von Oliver
  2. Auf dem Tailwalkingbild ganz rechts muss Donna sein, sieht Pepina unheimlich ähnlich.

    geschrieben von Dani

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