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Fragen an einen Delfin-Experten (2)


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Tail-Walking
(Foto: Oliver Schmid)

Küsten- und Hochseeform

Oliver:

  • Man hört immer wieder, dass in den Delfinarien die „Küstenform des großen Tümmlers“ gehalten wird. Aber was bedeutet diese Aussage im biologischen Sinn? Handelt es sich hier nur um eine Verhaltensweise? Sind diese Tiere ortstreu oder wechselt ein „Küstentümmler“ auch wieder ins offene Meer, wenn dort das Nahrungsangebot reichhaltiger ist? Gibt es einen Austausch zwischen den Gruppen oder sind die Populationen mehr oder weniger „geschlossen“? Unterscheiden sich die „Küstentümmler“ auch genetisch von ihren Artgenossen im Meer?

Benjamin:

  • Eine sehr interessante Frage! Ja, es gibt tatsächlich eine Küstenform und eine Hochseeform vom Großen Tümmler, zumindest im Atlantik. Die Hochseetümmler sind physisch wirklich anders, viel größer und schwerer (über vier Meter lang und bis zu 600 Kilogramm schwer), während die Küstentiere gerade mal drei Meter lang werden maximal und etwa 250 Kilogramm wiegen. Sie mischen sich nicht untereinander und folgen ganz unterschiedlichen Lebensweisen, wobei alle Einzelheiten, die wir über das Leben von Großen Tümmlern wissen, von den Küstenformen stammen.

    Bei den Hochseetümmlern gibt es riesige Schulen und wohl keine Fission-Fusion-Society [Anm.: dabei handelt es sich um eine Gruppe, deren Zusammensetzung sich laufend wandelt; die Tiere sind immer wieder mit andern Mitgliedern der Gruppe zusammen und es gibt einen regen Austauch in wechselnden Zusammensetzungen]. Für die Jagd nach Fischschwärmen brauchen die Hochseeformen große Schulen, was sich dann auch auf die restliche Lebensweise auswirkt, vor allem Paarungsstrategien und Jungtieraufzucht.

    Nami aus dem Nürnberger Tiergarten
    (Foto: Oliver Schmid)

    Genetisch sind die Tiere sehr unterschiedlich, was bedeutet, dass beide „Formen“ vielleicht sogar unterschiedliche Arten oder zumindest Unterarten darstellen. Und das wiederum hätte dann dramatische Folgen für die Einteilung in Bedrohungskriterien. Die Hochseetümmler machen den Großteil der weltweiten Populationen aus, während vor allem die Küstenformen, die in Delfinarien auch gehalten werden, am meisten Gefahren ausgesetzt sind. Damit könnten unsere Küstentümmler schnell zur bedrohten Art werden, was wiederum zeigt, wie wichtig Zuchtprogramme sind.

    (Anmerkung MEERESAKROBATEN: Siehe zur Gefährdung der Küstendelfine auch Stefan Hintsches Beitrag Genetische Unterschiede bei den kalifornischen Delfinen.)

Traurige und spaßige Momente

Oliver:

  • Als Nächstes habe ich eine sehr traurige Frage: Was macht man, wenn ein Delfin stirbt? So ein Individuum, mit dem man viele Jahre verbracht hat und eine „Freundschaft fürs Leben“ geschlossen hat, wächst einem ja doch ziemlich ans Herz. Kommt das Tier dennoch einfach zur Tierkörperbeseitigungsanstalt oder gibt es auch für Meeressäuger eine Art „Beerdigung“, um sich zu verabschieden – und sei es nur symbolisch, dass irgendwo ein Gedenkstein auf einem Tierfriedhof aufgestellt wird?

Benjamin:

  • Symbolisch gibt es sicherlich bei vielen Trainern besondere Erinnerungsstücke oder Orte. Ansonsten sind die Vorschriften eindeutig: Jedes verstorbene Tier wird einer Autopsie unterzogen und muss danach entsorgt werden. Das ist nicht einfach zu akzeptieren.

Chinesischer Weißer Delfin/Singapur
(Foto: Oliver Schmid)

Oliver:

  • Das glaube ich gerne, mir würde es auch sehr schwer fallen. Doch nach dieser sehr ernsten und traurigen Frage als Ausgleich was zum Lachen: In Singapur wurde mir erzählt, dass der Delfin, den ich gestreichelt habe, zwischen den Flippern kitzlig ist. Hast Du diese Erfahrung auch gemacht? Wenn ja: wo sind die kitzligen Stellen und wie reagiert ein Delfin auf Kitzeln?

Benjamin:

  • Delfine sind an zwei Stellen sehr kitzelig: am Übergang der Brustflossen zum Bauch und in der kleinen Spalte zwischen den zwei Hälften der Fluke. Hinten an der Fluke scheinen ihnen Berührungen aber eher unangenehm zu sein, weil sie dann normalerweise wegziehen.

6 Kommentare

  1. Hallo liebe Meeresakrobaten, ich hab inzwischen zu einigen der Themen noch einige Zusatzinfos:
    1.) In Singapur war’s bei den Delfinen so, dass man vom Personal aufgefordert wurde, während der Begegnung mit den Delfinen die Arme/Hände am Körper zu lassen, um den Tieren nicht unbeabsichtigt ein Zeichen zu geben. Ich fand das ein klein wenig übertrieben, aber ok.
    2.) Bei meinem letzten Besuch in Nürnberg wurde gezeigt, dass die Tiere die Trainerpfeife auch unter Wasser hören (bei einer Übung, bei der drei Tümmler ihre Fluke zeigten). Da passierte das, was Benjamin geschrieben hat, dass ein Delfin die Pfeife beim ersten mal wohl nicht gehört hat. Während die anderen beiden schon ihre Belohnung abholten, blieb Moby noch in seiner Position, bis der Tierpfleger nochmals gepfiffen hat. Wurde dann auch liebevoll kombiniert mit einer Streicheleinheit kommentiert, als er dann zurück kam: „Na Moby mein Guter, bist Du kurz eingeschlafen?“ =)
    3.) Ebenfalls bei meinem letzten Besuch wurde gezeigt, wie man Delfinen beibringt, dass sie still halten, wenn man eine Blutprobe nimmt. Sind die Tiere in der Position, dass sie auf dem Rücken im Wasser sind und die Fluke beim Trainer auf den Oberschenkeln liegt, schnippt der kurz mit dem Finger gegen die Fluke. Erst leicht, dann später stärker. Erst zucken sie dann auch kurz, gewöhnen sich dann aber daran und erschrecken dann später nicht mehr, wenns mal kurz piekst. Es gibt ja dann auch reichlich Lob, einen Fisch oder ein „Delfin-Bonbon“ (Eiswürfel)

    geschrieben von Oliver
    1. Vielen Dank für deine Ergänzungen, Oliver. Man merkt, dass du dich sehr mit in menschlicher Obhut lebenden Delfinen befasst. Das finde ich toll!

      geschrieben von Susanne
    2. Dass Delphien auch Eiswürfel als Belohnung bekommen, hör ich jetzt zum ersten Mal. Das ist ja interessant. :-) Klar, Süßwasser ist sicher besser, als unsere lachenden Bonbons mit den Vitaminen ( ;-) ). Aber mich würde schon interessieren, was Delphine daran toll finden.

      geschrieben von Dani
      1. Vor allem der Wasserhaushalt wird mit den Eiswürfeln stabil gehalten, Dani. Süßwasser beziehen Delfine ja sonst nur über den Fisch. Außerdem mögen sie offenbar die Erfrischung.

        geschrieben von Susanne
      2. Hier noch ein Artikel über Nami, als sie Geschmack an Eiswürfeln gefunden hat.
        http://www.infranken.de/regional/nuernberg/Nuernberger-Delfinbaby-steht-auf-Eiswuerfel;art88523,1111010
        Ich denke, gerade bei der Hitze tut eine Abkühlung auch den Tümmlern gut =)

        geschrieben von Oliver
  2. Auf dem Tailwalkingbild ganz rechts muss Donna sein, sieht Pepina unheimlich ähnlich.

    geschrieben von Dani

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