Delfinariumsdelfine sind gefährdet
Populationen werden dann als bedroht eingestuft, wenn ihre Zahl begrenzt ist und sie sich Gefahren ausgesetzt sehen, denen sie nicht ausweichen können und die potenziell eine Verkleinerung der Population zur Folge haben können, was wiederum bis zum Aussterben führen kann, wenn die Gefahren nicht von selbst verschwinden oder aufgehalten werden.
Natürlich ist die Anzahl der Delfine in Europas Delfinarien insgesamt nicht groß. Doch was genau bedroht diese Tiere, die doch eine hervorragende medizinische Versorgung, Wasseraufbereitung und bestes Futter erhalten?
Meine Antwort: die Agenda einer Minderheit, die diese Tiere sterben lassen will!
Radikale Tierrechtsgruppen hetzen, lügen und betrügen schon seit Jahren, um in Ländern Europas die Zucht und Haltung von Delfinen verbieten zu lassen.
Zehn Prozent der Population ging verloren
In Frankreich hatten sie damit jetzt vorläufig Erfolg. Für die Population in ganz Europa ist dies eine erschreckende Gefahr, denn durch die Entscheidung hat sie doch glatt zehn Prozent ihrer Population verloren.
Und in anderen Ländern gibt es ähnliche Gruppierungen, die lautstark einen Zuchtstopp fordern, der unweigerlich langfristig zu einem Aussterben der Population führen wird.
Statt Tierschutz zu betreiben, werden Spenden abkassiert
Das Wahnsinnige an diesen Kampagnen ist, dass sie rein gar nichts mit Tierschutz, Tierwohl und auch nichts mit Tierrechten zu tun haben, was die Kampagnenführer selber natürlich niemals zugeben wollen, weil es ihnen allein ums Gewinnen geht, darum, ihre Agenda durchzudrücken und groß Spenden abzukassieren.
Das verstehen leider die vielen Anhänger dieser Bewegungen nicht. In meiner dreiteiligen Erklärung zu Tierrechten und Tierrechtsorganisationen habe ich dieses Dilemma schon detailliert beschrieben.
Denn wenn Tierrechtsorganisationen die von ihnen proklamierten Tierrechte wirklich ernstnehmen würden, hätten sie niemals einen tierquälerischen Zuchtstopp verhängt, der diesen sehr familien-orientierten Tieren extrem schaden wird. Hierdurch werden schließlich sämtliche Individualrechte von Delfinen verletzt. Auch das habe ich bereits in einem vorangegangenen Beitrag beschrieben.
Dem möchte ich hier noch eine wichtige ethische Überlegung beifügen, denn bisher hat sich auch niemand über die Folgen für die Population an sich ausgelassen.
Naturgegebene Rechte werden verletzt
Menschen haben diese Population in Europa erst geschaffen durch ihren Eingriff in die Natur. Über das Für und Wider kann man geteilter Meinung sein, aber trotz allem hat sich hier eine eigenständige Gruppe entwickelt, die ganz selbstverständlich auch ein Existenzrecht besitzt.
Ich rede hier nicht von Tierrechten, sondern von den naturgegebenen Rechten jeder Art und jeder Population, die auf diesem Planeten lebt, zu existieren, sich fortzupflanzen und sämtlichen Individuen innerhalb ihrer Gemeinschaft eine Weitergabe der Gene und somit eine Teilhabe am genetischen Erbe der Gruppe zu ermöglichen.
Die Fortpflanzung ist sozusagen der Sinn des Lebens. Bei allen Arten, egal ob Pflanze oder Tier, von den kleinsten Einzellern bis zu den größten Säugetieren geht es im Leben vor allem darum, das eigene Fortbestehen und das der Art zu garantieren durch Reproduktion.
Auf der nächsten Seite erfahrt ihr, warum das, was Tierrechtler fordern, Tierquälerei ist.
Gibt es eigentlich noch eine realistische Chance, dass das Zuchtverbot in Frankreich in abesehbarer Zeit gelockert oder aufgehoben wird?
Eine gute Frage, da die Ministerin, die das zustande gebracht hat, kurz danach mit dem Regierungswechsel weg vom Fenster war. Fast könnte man meinen, die wollte kurz vor dem politischen Abtritt sich noch mal ein ökologisch-korrektes Denkmal setzen. Und hat sich was medienwirksam-simples gesucht – anstatt z.B. den Atomaustieg einzuläuten.
Eine Statistische Befragung hat gezeigt, dass (begeistere) Definarienbesucher und Unterstützer von Tierrechtsgruppen bis zu 80% identisch sind. Würde auf einem EAAM-Symposium präsentiert und hat erstmal ganz schön für Verwirrung gesorgt. Das erprobte Schwarz-Weiß-Muster war total im Eimer.
Das ist eine interessante Erhebung, Norbert. Aber irgendwie ist das Ergebnis auch nachvollziehbar. Es geht um Menschen, die sich (in Zoos/Delfinarien) mit Tieren befassen, sie beobachten, Freude an ihnen haben und sie demzufolge auch schützen wollen.
Diese Erkenntnis hat inzwischen zu einem deutlich anderen Umgang mit dem Publikum und dem Umfeld der Kampagnen-Organisationen (sog. „Tierschützer“) geführt. Die Ansprache ist heute (3 Jahre nach der Umfrage) eine spürbar andere.
Ich finde, gerade gut geführte Zoos tragen heute wesentlich zum Schutz der Tierwelt bei, man denke nur an die nicht unerhebliche Zahl an Arten, die es heute kaum noch im Freiland gibt und die nur in Tierparks und anderen Einrichtungen noch nachhaltig gezüchtet werden können. Moderne Zoos in Mitteleuropa haben glücklicherweise nichts mehr mit der Käfighaltung der 50er Jahre gemein; aber einige radikale Organisationen haben wohl immer noch dieses veraltete Bild des Zwingers im Kopf. Echte Tierschützer versuchen, im Dialog mit den Zoos die Haltungsbedingungen weiter zu verbessern und wissen, dass das Aussetzen der Tiere in der „Freiheit“, die in 3. oder 4. Generation in Zoos leben und an das Leben mit den vertrauten Pflegern gewohnt sind, lediglich deren sicheren Tod bedeuten würde.
Ob eine Auswilderung möglich ist, hängt wohl sehr stark von der Tierart ab. Bei Steinböcken, Pferden und diversen Vogelarten hat das jedenfalls sehr gut funktioniert – in einem freien Gebiet ohne angestammte Population (also Neubesiedlung eines verwaisten Habitats, wie in den ICUNN – Richtlinien vorgesehen). Ob das bei Delfinen auch möglich wäre, ist sehr schwer zu sagen. Die Viecher sind extrem anhänglich, wenn sie mal in menschlicher Obhut waren.
Bei einer zumindest latenten Bedrohung einer Tierart deren Zucht zu verbieten (wie in Frankreich) halte ich aber in jedem Fall für ein völliges Unding. Nicht nur aus der Sicht des Tierwohls, sondern auch, weil man damit für eine weitere Tierart die Garantie des Überlebens aufgibt. Der drohende Kollaps der Ozeane 2048 (und damit das weitgehende Aussterben der Meeressäuger) ist noch lange nicht abgewendet.
Der Unterschied von Schimpanse zum Menschen liegt bei etwa 1,2%. Also finde ich 80% Gemeinsamkeiten nicht sehr aussagekräftig. Denn die 20% die hier angeblich nur unterschiedlich sein sollen, ziehen die Grenze zwischen fürsorglichem Tierschutz und wahnhaftem Missionierungszwang für Tierrechtsideologien.
Eine interessante Betrachtungsweise – so hab ich das noch gar nicht gesehen. Was die Tiere fühlen, darüber können wir nur spekulieren. Ich kann die Argumentation jedoch nachvollziehen, wenn ich es auch ziemlich übertrieben finde, einen Zuchtstopp mit den Massenschlachtungen von Taiji zu vergleichen.
Die Abgrenzung zwischen „Delfinarienbefürwortern“ und „Delfinariengegnern“ ist mir persönlich zu sehr schwarz-weiß-Malerei. Ich denke, die meisten von uns sehen dies differenzierter, frei nach dem Motto: „Zeige mir, wie Du Delfine hältst und ich sage Dir, ob ich diese Art der Delfinhaltung befürworte.“ Für mich ist solch ein Beurteilungskriterium, an dem ich Delfinarien messe, die Einhaltung von Standards zur Haltung der Tiere, wie sie z.B. vom Weltzooverband und der EAAM vorgegeben werden.
Was ist eigentlich „kommerzielle“ Nutzung?
Ich stelle diese Frage, weil der Blog „kommerzielle Nutzung“ von Delfinen ablehnt, ohne hier Grenzen zu ziehen:
Ist es bereits verwerflich, wenn die notwendigen Beschäftigungsprogramme („Präsentationen“) einem zahlenden Publikum zugänglich gemacht werden? Ist es wirklich ein Problem, wenn man (wie früher in Conny-Land) unter streng kontrollierten Bedingungen Delfinschwimmen anbietet? Ich hatte in Lipperswil (anders als in Dubai) immer das Gefühl, dass es für die Tiere immer ein positiver Höhepunkt war, mit Touristen zu spielen. Klar war das durch und durch kommerziell (250 Euro für 45 Minuten) – aber was genau ist daran zu bemängeln? Dass die Touristen zahlen mussten hat die Delfine nun wirklich nicht interessiert und letztlich sind die Einnahmen (auch) der Betreuung der Tiere zugute gekommen.
Wenn man ehrlich ist: Ohne zahlendes Publikum ist es realistisch nicht möglich, die (laufenden) Kosten für ein Delfinarium zu stemmen. Ein oder zwei reine Forschungseinrichtungen weltweit reichen nicht aus, und für mehr ist (wie so oft) sowieso kein Geld da.
Wo also Grenzen ziehen? Und bitte nicht auf die Argumentationen von „Tierrechtlern“ hereinfallen.
Da stimme ich Dir zu, Norbert. Der Ausdruck „Kommerzielle Nutzung“ ist vielleicht etwas mißverständlich, suggeriert „kommerziell“ doch irgendwie, dass sich mit Delfinen richtig Kohle scheffeln lässt und klingt irgendwie nach Ausbeutung der Tiere („… die armen Tiere müssen das Geld für Ihre Haltung auch noch selbst verdienen und dafür Zirkustricks aufführen!“) – natürlich ist Geld das Letzte, was die Delfine selbst interessiert, sie machen aus Spieltrieb an den Vorführungen mit
Mir fällt spontan aber auch kein anderer / besserer Begriff für „kommerzielle Nutzung“ ein. Ich verstehe Benjamins Satz so: „Um das leisten zu können, ist Geld nötig und um diese Kosten zumindest halbwegs decken zu können. Deshalb ist es legitim, wenn Delfinarien Eintritt verlangen und für interessierte Besucher zusätzliche kostenpflichtige Aktionen wie z.B. einen Blick hinter die Kulissen oder eine Begegnung mit Delfinen anbieten“.
Bitte lies noch einmal aufmerksam, ich habe den Begriff der „kommerziellen Nutzung“ von Delfinen hier nur als Zitat gebraucht, habe sie keineswegs abgelehnt da mir durchaus bewusst ist, dass die Pflege der Tiere Geld kostet und das nicht auf Bäumen wächst.