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Planlose Delfinariengegner


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Gastbeitrag von Delfinarien-Info, 20. Februar 2018

Ball-Akrobatik
(Foto: Oliver Schmid)

Die Community Delfinarien-Info hat mir die Erlaubnis erteilt, ihren Facebook-Post vom 30. Januar 2018 bei den Meeresakrobaten zu veröffentlichen. Vielen Dank dafür! Es geht darin vor allem um die Planlosigkeit des Wal- und Delfinschutz-Forums (WDSF) in puncto der von ihm geforderten Beendigung der Delfinhaltung.

Das Wal- und Delfinschutz-Forum und die AfD

Das Wal- und Delfinschutz-Forum aus Hagen will offenbar wieder versuchen, einen politischen Antrag zur Beendigung der Delfinhaltung in den Bundestag zu bringen.

Der Geschäftsführer des WDSF, Jürgen Ortmüller, glaubt diesbezüglich an eine mögliche Mehrheit auch mithilfe der AfD. Eine politische Gesinnung wollen wir hier gar nicht kommentieren, das haben andere schon getan.

Wir wollen uns hier wieder einmal mit der Forderung selbst beschäftigen und sie diskutieren, denn immer noch bietet Herr Ortmüller keinerlei vernünftigen Plan zur Durchführung eines Haltungsverbots an. Er meint lediglich, die Tiere könnten doch ihr Gnadenbrot in betreuten Meeresbuchten erhalten.

Die angepriesenen betreuten Meeresbuchten sind ein Fantasieprodukt

Sicherlich, eine politische Mehrheit zur Beendigung der Delfinhaltung mag derzeit tatsächlich möglich sein. Wie das Ganze jedoch tiergerecht umgesetzt werden soll, dazu schweigen sowohl die politischen Vertreter als auch Herr Ortmüller. Denn die angepriesenen betreuten Meeresbuchten in den Ursprungsländern gibt es nicht.

Nürnberger Delfin-Lagune
(Foto: Oliver Schmid)

Schon für die vier Delfine aus Finnland wurde kein Platz gefunden, weshalb sie fast getötet werden mussten, bevor ein anderes Delfinarium die Tiere rettete.

Dieses Ende war abzusehen, denn auch dort machten Aktivisten so viel Druck, dass kein Zeitplan der Welt ausgereicht hätte, eine betreute Meeresbucht zu bauen.

Auch das WDSF will es anscheinend nicht begreifen, dass man für solche Projekte enorm viel Zeit braucht. Unbeirrt drängt man immer wieder auf eine Schließung der Delfinarien, ohne dass richtige Alternativen zur Verfügung stehen. Auch zur überaus wichtigen Frage des Geldes macht man beim WDSF keine Angaben.

Betreute Meeresbucht kostet enorm viel Geld

Eine Finanzierung zur Aufnahme allein der deutschen Delfine würde aber bereits Millionen kosten. Der deutsche Staat wird dies nicht bezahlen, ebenso wenig die „Ursprungsländer“. Private oder gewerbliche Geldgeber sind nirgendwo zu sehen.

Das WDSF sammelt derweil Spenden, um Flyer drucken lassen zu können. Und die Delfinarien, die solche Meeresbuchten eventuell bezahlen könnten mit Unterstützung von Sponsoren, sollen – nach Meinung des WDSF – boykottiert werden.

Rückenlage
(Foto: Oliver Schmid)

Weiter ist der Unterhalt im alltäglichen Betrieb nicht gesichert. Es soll ja keine gewerbliche Nutzung der Tiere mehr stattfinden. Das ist zumindest die Forderung der Delfinariengegner.

„Übergangsregelung“

Schlussendlich ist da noch die so harmlos klingende „Übergangsregelung“. Genauso ein schlimmer Begriff wie die „mittelfristige Schließung“.

Was sich dahinter versteckt, ist das leidvolle Aussterbenlassen der gesamten Population. Und das wird sowieso dann für die Tiere in den altbekannten Becken stattfinden, weil es nie genug Meeresbuchten geben wird, um alle Tiere aufzunehmen.

Die Übergangsphase wird Jahrzehnte dauern, in denen Tiere wie Ivo, Pepina, Delphi, Daisy, Donna u.a. in Duisburg und Nürnberg keinerlei normalen sozialen Kontakt mehr erleben dürfen. Und das alles nur, weil einige Leute zwanghaft glauben wollen, dass Delfine in Delfinarien nur leiden würden.

Appell an Herrn Ortmüller

Herr Ortmüller, als Delfinschützer, der Sie immer behaupten zu sein, tragen Sie eine Verantwortung zum Schutz der Rechte auch dieser Individuen und aller Populationen. Ihre undurchdachten Forderungen sind für diese Individuen kein Spiel, sondern bitterer Ernst. Damit werden Sie Ihrer Verantwortung nicht im Geringsten gerecht.

Die Entwicklung betreuter Meeresbuchten ist eine ernsthafte und durchaus positive Angelegenheit, aber sie dauert noch viele Jahre. Und dann benötigt der Ausbau so eines Systems nochmals mehrere Jahrzehnte. Bis dahin, Herr Ortmüller, ist es vollkommen unangebracht, Forderungen zu stellen und das auch noch, ohne jemals irgendeinen vernünftigen Plan diesen zur Seite zu stellen.

Splashhhhh …
(Foto: Oliver Schmid)

Sie ignorieren mit ihren Forderungen die Rechte der Individuen in den Delfinarien. Wir hören von Ihnen immer nur Stellungnahmen zur Freiheit der Tiere. Doch wie diese tiergerecht erreicht werden kann, sagen Sie nicht.

Ein Stopp der Fortpflanzung, wie Sie ihn auch schon viele Male gefordert oder öffentlich gelobt haben, verletzt das Recht jedes dieser einzigartigen Individuen auf Weiterexistenz und ein erfülltes Leben.

Auch über die fragwürdigen Eingriffe, die für einen Zuchtstopp notwendig sind, haben Sie nie ein Wort verloren. Interessiert Sie das so gar nicht? Wollen Sie sich überhaupt damit beschäftigen, was mit den Delfinen nach einer Schließung passiert? Oder hört man dann von Ihnen genauso wie von anderen Organisationen plötzlich nichts mehr? Denn wo sind sie denn, die so oft versprochenen Meeresbuchten, die so viele Organisationen vor Ihnen auch schon bauen wollten? Wo sind die Delfine bei bisherigen Schließungen gelandet? In noch kleineren Delfinarien!

Wir denken, auch Ihre Unterstützer wollen endlich mal was Konkretes von Ihnen hören. Auch denen gegenüber tragen Sie eine Verantwortung als Geschäftsführer einer gemeinnützigen Organisation. Oder besteht Ihre Strategie nur aus Absichtserklärungen?

Tail-Walking
(Foto: Oliver Schmid)

Veröffentlichen Sie doch endlich mal einen diskussionswürdigen, detaillierten und mithilfe von Experten ausgearbeiteten Plan anstatt immer nur ein, zwei Sätze zum Thema.

Ansonsten drängt sich bald bei immer mehr Menschen der Eindruck auf, dass Sie nur Populismus können aber keine Lösungen bieten. Wenn Sie das zufriedenstellt, ist das natürlich allein Ihre Sache. Zur AfD passen Sie dann aber umso besser.

Appell an Delfinariengegner

Noch eine Nachricht an alle Delfinariengegner: Es ist durchaus legitim, die Natur als idealen Lebensraum für die Tiere anzusehen. Die Entwicklung wird auch in diese Richtung gehen und irgendwann werden die Tiere auch wieder im Meer schwimmen. Aber das geht nicht von jetzt auf gleich und schon gar nicht darf man für dieses Ziel die Bedürfnisse und Rechte der jetzt in Delfinarien lebenden Tiere missachten.

Ein Gesetz zur Beendigung der Delfinhaltung inklusive Zuchtverbot, Transferverbot etc. sowie dem Irrglauben, dass Meeresbuchten zeitnah zur Verfügung stehen, kann den Tieren nur schaden, nicht helfen. Was die Tiere brauchen, ist eine respektvolle Diskussion über deren Zukunft, bei der alle Seiten gehört und alle Rechte gleich geachtet werden.

5 Kommentare

  1. Ich denke nicht, dass auf Bundesebene eine politische Mehrheit gegen die Delphinhaltung gegeben ist. Wenn die SPD-Basis diese Woche für die GroKo-Stimmt sowieso nicht. Und selbst wenn man „nur“ die Verteilung im Bundestag zugrunde legt, sind SPD und CDU in der Mehrheit (sonst könnten sie ja nicht über Regierungsbildung reden). Die FDP hat sich ebenfalls bereits gegen ein Verbot ausgesprochen. Das sind zusammen 479 Sitze gegenüber 258 von AfD, Grünen und Linke. Und ob die beiden irgendwas von der AfD unterstützen, halte ich für fraglich. Eher bringen sie das Thema selber nochmal ein, um sich zu profilieren.

    geschrieben von Dani
    1. Ich nehme mal an, dass die Parteien derzeit andere Probleme haben und die Frage nach der Delfinhaltung wohl nicht sehr weit oben auf der Agenda steht. Die SPD muss erst mal intern einige Dinge parsonell und inhaltlich klären, die CDU/CSU haben dann durch die lange Regierungsbildung erst mal Monate „Stau“ aufzuarbeiten. Die Grünen werden sich wohl eher mit dem Klimawandel befassen und die AfD ist sowieso ausschließlich mit der Verbreitung ihrer Fremdenfeindlichkeit und ihrer Hasskommentare gegen alles und jeden beschäftigt…

      geschrieben von Oliver
  2. Das mit den finnischen Delfinen ist natürlich besonders tragisch. Wo sind sie denn letztlich untergekommen?
    Ich bin mal gespannt, ob die angesprochenen Protagonisten diesen Artikel lesen und hier Stellung dazu nehmen.

    geschrieben von Oliver
    1. Danke für deinen Kommentar, Oliver. Zur Beantwortung deiner Frage siehe hier: https://www.meeresakrobaten.de/2016/03/nachgefragt-finnlands-delfine/

      geschrieben von Susanne
      1. Da hätte man die Tümmler wirklich leichter in Finnland in ihrer vertrauten Umgebung gelassen.

        geschrieben von Oliver

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