Berichte, Biologen-Blog

Glaubens- und Meinungsfreiheit


Themen:

Benjamin mit Großem Tümmler
(Foto: Benjamin Schulz)

Biologen-Blog von Benjamin Schulz, Teil 24
7. Mai 2018
(27 Kommentare)

Schöpfungslehre kontra Evolution: Was passt in einen Zoo?

Hallo liebe Meeresakrobaten-Fans!
Diejenigen, die meinem Blog schon länger aufmerksam folgen, wissen, dass ich zum Thema Artenschutz auch gerne mal deutlich werde und Diskrepanzen und kontroverse Meinungen verschiedener Gruppen zu meiner Herzensangelegenheit mache. So zum Beispiel in der Auseinandersetzung zwischen Tierrechtsgruppen und Zoos.

Auch dieses Mal möchte ich wieder für Verständnis konträrer Ansichten werben und vermitteln, denn der Artenschutz braucht unser aller Engagement und wir können uns den Luxus persönlicher Rechthaberei und Meinungshoheit nicht mehr leisten, wenn wir die Erde tatsächlich retten wollen.

Noahs Ark Zoo Farm

Dieses Mal kam die Idee zum heutigen Beitrag von einer unangenehmen Erfahrung auf einem sozialen Netzwerk. Dort gab es einen Beitrag auf einer Zooseite zum geplanten Austausch von Tieren im Rahmen eines Zuchtprogramms. Eigentlich also Alltag auch für Zoobefürworter und Interessensverbände, doch dieses Mal war das nicht der Fall.

Der Knackpunkt war nämlich, dass der empfangende Zoo hierbei die Noahs Ark Zoo Farm in England werden sollte, die offen und durchaus auch offensiv das Thema Schöpfungslehre und christlicher Glaube in ihrem Zoo-Edukationsprogramm platziert hat.

Noahs Ark
(Foto: Wikipedia, Oil on canvas painting by Edward Hicks, 1846 Philadelphia Museum of Art)

Und schon ging es los mit etwas, das ich selbst sonst eher von der Seite der Zoogegner erwartet hätte: Plötzlich meinte jemand, dieser Zoo würde doch die Schöpfungslehre vertreten, was ein Unding wäre. Der nächste meinte dann, man müsste so etwas verbieten und der dritte forderte dann, den Zoo vom Zucht- und Austauschprogramm auszuschließen.

Keine Einmischung ins Bildungsprogramm

An dem Punkt wollte ich mich einbringen und erklärte, dass die Teilnahme am Zuchtprogramm in Europa durch Haltungsvorschriften geregelt wird, und man sich eben nicht in andere Belange einmischt, in diesem Fall in das Zoo-Edukationsprogramm oder in den privaten Glauben des Zoodirektors.

Na ja, wie jeder weiß, auf sozialen Netzwerken ist es oft schwierig, eine andere Meinung als die bereits in einer Kommentarspalte vorherrschende zu vertreten.

So auch in diesem Fall, mein Kommentar brachte mir böse Smilies und noch entschlossenere Entgegnungen ein, dass der besagte Zoo unsäglich dem unwissenschaftlichen Schöpfungsglauben „frönen“ würde, dass die Bibel in der Zoobildung nichts zu suchen hätte etc. etc. Außerdem hätte ich mich besser informieren sollen.

An dieser Stelle muss ich sagen, dass ich nicht persönlich beleidigt worden bin, was schon mal für die Zoobefürworter spricht (im Vergleich zu anderen weitaus weniger zimperlichen Meinungsgruppen), aber trotz alledem hat mich die Unaufgeschlossenheit und vor allem die verbissene Ablehnung dieser Ansicht doch überrascht. Schließlich beschwert sich die Gemeinschaft doch auch ständig über die verbohrten und aggressiven Attacken von Tierrechtsgruppen. Da sollte man eigentlich im Umgang miteinander sensibler sein.

Nun gut, ich habe mich selber mal schlau gemacht über den besagten Zoo in England und denke, jeder soll hier dieselbe Möglichkeit haben, deshalb gibt es nun von mir den Link zum Zoo selber und seinem umstrittenem Bildungsprogramm.

Wissenschaftliche Evolution wird nicht abgestritten

Was kann ich nun als Biologe dazu sagen? Nach eingehender Prüfung denke ich, dass die Ansichten der Noahs Ark Zoo Farm in keinster Weise anmaßend oder inakzeptabel sind. Weder wird hier die absolute Wahrheit für sich eingenommen noch die wissenschaftlich nachgewiesene Evolution abgestritten.

Paviane im Augsburger Zoo
(Foto: Rüdiger Hengl)

Nach meinem Verständnis geht es den Verantwortlichen hier vor allem darum, dass es im Großen und Ganzen immer noch keine exakte wissenschaftliche Erklärung gibt, woher das Leben eigentlich stammt und wie das erste Licht im Universum entstanden ist.

Diese Tatsache bietet dem Menschen auch heute noch eine Vielfalt mystischer Erklärungsmöglichkeiten, von denen die göttliche Schöpfung sicherlich noch die weitverbreiteste ist.

Es geht hier sicherlich nicht darum, die wissenschaftlichen Errungenschaften zu schmälern oder sie sogar zu unterdrücken, wie es fanatische Glaubensgruppen durchaus tun. Das Personal und die Führungsebene des Zoos wollen genau wie andere Zoos auch die Wichtigkeit und Schönheit der Natur dem Besucher nahebringen und Artenschutz propagieren.

Zoo nimmt aktiv an Zuchtprogrammen teil

Eine durch und durch lobenswerte Mission, und deshalb ist der Zoo auch berechtigterweise ein Teil der europäischen Zoogemeinschaft und nimmt aktiv an mehreren wichtigen Zuchtprogrammen teil.

Die Haltung der Tiere an sich folgt dabei genau den gleichen Ansprüchen und Prinzipien, wie es auch bei den wissenschaftlich geführten Zoos der Fall ist.

Auf Basis welcher Argumente könnte man also diesem Zoo seine Aktivitäten verbieten?

Seelöwen-Baby mit Mutter im Nürnberger Tiergarten
(Foto: Rüdiger Hengl)

Glaubens- und Meinungsfreiheit

Glaubens- und Meinungsfreiheit endet nicht in einem Zoo mit biblischen Motiven, schon gar nicht, wenn er privat geführt wird, wie in diesem Fall.

Der Papst selbst könnte sich einen privaten Zoo bauen und einen Kardinal zum Direktor ernennen. Solange dieser Zoo nationale und internationale Standards der Tierhaltung erfüllt, ist dies ein Teil der Freiheit unserer westlichen Welt. Ob es allen gefällt, spielt dabei keine Rolle.

Mir gefällt die Herangehensweise der Noahs Ark Zoo Farm, aber vielleicht liegt das auch nur daran, dass ich als ausgebildeter Biologe und Absolvent einer christlichen Schule mein Leben lang von beiden Seiten geprägt wurde und sie schätzen gelernt habe.

Ich weiß, dass es Widersprüche, aber auch Überschneidungen gibt. Wichtig ist nur, von beidem das Beste mitzunehmen. Und das ist der Respekt vor dem Leben, egal ob es sich dabei um eine atemberaubende Aneinanderkettung von Zufällen und Mutationen und Selektion oder um eine Schöpfung einer höheren Intelligenz handelt, die eventuell auch noch heute auf uns herabschaut.

Emotionale Kompetenz ist gefragt

Genau das kann der Artenschutz heute gut gebrauchen: Denn trotz aller wissenschaftlichen Bemühungen im Rahmen der Biodiversität und den Erklärungsansätzen dazu, wie, wann, wo, wer oder was nun entstanden ist, fehlt es diesem Ansatz an emotionaler Kompetenz: Der Tierschutz findet seine Akzeptanz in der breiten Gesellschaft durch einen Appell an Mitgefühl und Zusammengehörigkeit.

Und was könnte das besser leisten als der Glaube daran, dass wir hier alle als Teil des Plans eines höheren Wesens, einer eingeschworenen Gemeinschaft, existieren?

Die komplexe Thematik der Evolutionswissenschaft jedenfalls bietet auch enormen Grund zum Staunen angesichts der Vielfalt des Lebens, doch sie ist und bleibt eine Wissenschaft und erreicht dadurch immer nur einen sehr begrenzten Zugang zur breiten Gesellschaft.

Der Glaube an sich kann für den Artenschutz eine große Hilfe darstellen, und ich finde es wundervoll, wenn christlich oder in anderen Religionen geprägte Personen dies nutzen, um sich für mehr Respekt und die Erhaltung unserer Flora und Fauna einzusetzen.

Schafe in Griechenland
(Foto: Rüdiger Hengl)

In wie vielen Tagen oder Milliarden Jahren ist egal

Ich würde mir wünschen, dass dies auch die großen Weltreligionen viel mehr tun würden, als sie es bislang machen, denn sonst geht die ganze Schöpfung verloren. Ob sie nun in sechs Tagen entstanden ist oder in Milliarden von Jahren: der Verlust, dem wir alle entgegensehen, wird auf jeden Fall fatal.

Offenheit, Toleranz und gegenseitige Akzeptanz sind dabei grundlegende Voraussetzungen, damit wirklich alle an einem Strang ziehen und wir diese schwere Aufgabe doch noch bewältigen können.

Die Zoos, egal ob wissenschaftlich geführt oder mit religiösen Motiven gespickt, bilden im gemeinsamen Kampf für die Zukunft des Planeten die Speerspitze. Dieses sollten auch alle Zoobefürworter als Vorbild sehen und begreifen, dass es keine Lagerbildung geben sollte.

In diesem Sinne wünsche ich euch einen schönen Mai, genießt den Frühling!
Amen! ?

Die anderen Blog-Beiträge von mir findet ihr hier.

27 Kommentare

  1. Hallo an alle die vorher kommentiert haben!

    Ich freue mich über eure Reaktionen, auch dass ein paar Leute aus der besagten Facebook-Diskussion hier sind. Ich hoffe, dass ich niemandem von euch auf die Füße getreten habe. Ich habe diesen Artikel hier bei den Meeresakrobaten veröffentlicht, weil ich im Verlauf der Diskussion auf Facebook immer schneller ziemlich bedrückend zur Kenntnis nehmen musste, dass die Diskussion aus meiner Sicht gefährlich vorurteilsbehaftet und auch zu heftig vor sich ging. Ich habe ähnliche Strukturen und Ereignisse ausgemacht, wie wir sie selbst oft bei Tierrechtsaktivisten in den sozialen Medien erleben. Das hat mich dazu bewogen, einen kleinen wissenschaftlichen Versuch anzustellen und die Diskussion auf ein anderes Medium zu transferieren. Und ich muss sagen, ihr habt dabei alle gut mitgemacht, danke dafür. Natürlich ist auch diese Untersuchung durch meine subjektive Empfindung geprägt, aber ich wollte herausfinden, ob es tatsächlich diesen Effekt der sozialen Medien gibt, die uns alle eventuell aggressiver, undiplomatischer und unsozialer werden lässt. Für mich persönlich habe ich diesen Effekt schon lange selbst bei mir entdeckt, und ich habe durch dieses Experiment auch den Eindruck gewonnen, dass ihr alle auch dadurch beeinflusst werdet. Wir alle wirken auf Facebook und Co ganz anders. Hier in der Diskussion geht es sehr sachlich zu und jeder nimmt sich viel Zeit, um seine Gedanken auszudrücken. Auf Facebook dagegen (vergleicht bitte mal die Diskussionen) ist es gar keine wirkliche Diskussion, sondern ein Schlagabtausch, in dem jeder im Grunde nur Meinungsbrocken einwirft, evtl. kurz begründet aber dem Gegenüber seine Position nicht gründlich erklärt. Wenn das passiert, fühlt sich jeder Mensch schon persönlich herabgesetzt. Manche mehr, manche weniger. Aber doch lässt es fehlende Wertschätzung deuten, wenn man nur kurz abgebürstet wird. Das ist keine Intention eurerseits, sondern ein klarer Effekt des Systems der sozialen Medien, die automatisch jede Diskussion in einen Schlagabtausch verwandeln und dies wahrscheinlich auch so wollen! Dort geht es nur um schnelle Reaktionszeiten, kurze Wortmeldungen und emotionale Spitzen, die die Diskussion eben gar nicht zu einem versöhnlichen Ende, sondern in eine Eskalationsspirale führen sollen. Davon leben die sozialen Hetzwerke. Ich finde das beunruhigend und hatte gehofft, dass ihr an dieser Diskussion hier teilnimmt und hoffentlich ähnliche Eindrücke sammelt bzw. insgesamt ihr euer eigenes Verhalten und das anderes auf Facebook immer kritisch betrachtet. Facebook kann aus Freunden Feinde machen, wenn man sich nur so unterhalten würde. Ich jedenfalls empfinde das so und möchte meine Zeit auf diesem Netzwerk deshalb noch weiter reduzieren.

    Nun noch einmal zur Sache an sich, damit ich das auch klarstellen kann: ich bin überzeugter Wissenschaftler und natürlich finde auch ich teils die Ansätze zum Kreationismus und die völlige Missachtung wissenschaftlicher Fakten sehr gefährlich. Aber es gehört zur Meinungsfreiheit. Und da liegt jetzt der eigentliche Knackpunkt in der Betrachtung der Zoos selber. Wie ihr richtig sagt, gehört Kreationismus nicht in einen wissenschaftlichen Zoo, der sich öffentliche Bildung auf die Fahne geschrieben hat. Jedoch arbeitet ihr alle vielleicht mit einem nicht ganz korrekten Bild, was Zoos eigentlich sind: Geschäfte von größtenteils Privatleuten. Den Luxus wie hier in Deutschland, dass Zoos auch öffentliche Einrichtungen sind, gibt es nicht überall. Dort ist es Unterhaltung, nicht primär Bildung. Nun überwacht der Zooverband betreffend seiner Mitglieder natürlich die Haltungsbedingungen und die korrekte Beschriftung der Tafeln, aber eben nicht mehr, das würde auch seine Kompetenzen überschreiten. Kurzum: auch Schöpfungslehre darf Bestandteil eines Zoos sein. Ob man das gut findet oder nicht, spielt da leider keine Rolle. Hier entscheidet der einzelne Besucher, ob er noch einmal wiederkommt oder nicht. Auch der Zoobesuch an sich ist im Grunde eine Glaubensfrage, das sieht man ja auch ganz deutlich an der Diskussion über Delfinarien. Das betrifft nicht nur die Haltung einzelner Tierarten, sondern eben auch die ganzer Zoos. Manche Leute gehen nicht in bestimmte Zoos, weil sie die Gehege nicht artgerecht finden. Und manche gehen eben nicht, weil sie keinen Schöpfungs „kram“ hören möchten. Mir persönlich ist es da wichtiger, dass die Haltungsbedingungen stimmen und die Bemühungen im Artenschutz. Delfinarien sind auch anderweitig noch ein gutes Beispiel zum Vergleich mit diesem Fall: es gibt so viele Delfinarien, die sind nicht in Zoos, sondern in Freizeitparks, und auch hier unterscheiden sich die Haltungsbedingungen eklatant. Manche wollen nur Geld verdienen und legen keinen Wert auf Bildung und Forschung. Diese Delfinarien würden wir doch alle meiden, da sind wir uns ja einig. Aber was ist, wenn eben solch ein kommerzielles Delfinarium die besten Haltungsbedingungen hat? Und ein wissenschaftlich geführtes aus Geldmangel eher nicht? Würden wir das bessere meiden, weil uns die Philosophie nicht gefällt und im schlechteren über schlimme Konditionen eher hinwegsehen, weil es doch wissenschaftlich geführt ist? Das ist es nämlich, wo eigentlich die Objektivität ins Spiel kommt und wichtig wird. Und was das angeht, gibt es viel mehr zu tun, als einen Zoo wegen Verbreitung von Schöpfungsglauben zu meiden. Wir müssen die Welt verbessern, ganz objektiv. Das ist für Menschen sowieso schon schwierig, aber Facebook macht es fast unmöglich. Danke ihr Lieben fürs Dabeisein!

    geschrieben von Benjamin
    1. Hallo zusammen,
      ich weiß schon, warum ich so gut wie nicht auf (a)sozialen Netzwerken unterwegs bin. Auch ich habe die Beobachtung gemacht, dass es in diesen (anonymen) Foren meist sehr ruppig zugeht. Bei meinem Mailanbieter kann man Nachrichtenmeldungen kommentieren. Insbesondere, seit Leute aus dem rechten Spektrum die Bühne betreten haben. Wenn man auch nur erwähnt, dass doch nicht alle Flüchtlinge automatisch „kriminelle Invasoren“ sind, gilt man zumindest als „merkelhöriger linksgrünversiffter Gutmensch und Vollhonk, der vom System gekauft ist und hier die Scharia einführen möchte“ (Originalzitat).
      Ich merke dann auch, dass ich auf solche Komplimente ebenfalls emotional reagiere und dann auch nicht mit der besten Kinderstube glänze. Aber solche „Diskussionen“ sind nur destruktiv, kosten wertvolle Lebenszeit und Energie und führen zu nichts.
      Warum geht es also hier viel gesitteter zu, auch wenn man über dieses Thema, wie wir gesehen haben, trefflich streiten kann?
      Nun, ich denke, es liegt daran, dass viele von uns sich – zumindest online – mehr oder weniger kennen. Auch wenn ich im Hinblick auf diesen Biologen-Blog nicht unbedingt die Ansicht von Benjamin teile, so kann ich die anderen 23 Teile des Biologen-Blogs voll und ganz unterschreiben und habe Benjamin hier als Menschen kennen gelernt, dem das Wohl der Meeressäuger am Herzen liegt und von dessen Fachwissen als Delfinspezialist ich unglaublich viel lernen kann und der immer geduldig meine Delfin-Fragen beantwortet.
      Ich unterstelle diesen Seiten hier auch ein gewisses Niveau – was dazu beiträgt, dass viele Leute, die nur herumpöbeln wollen, sich wohl gar nicht bis hierher verirren.
      Ich habe mir Gedanken gemacht, was ich wohl einem Kind sagen würde, das mit mir diesen speziellen Zoo besuchen wollte. Ich denke, ich würde versuchen, aufzuklären und dem Kind sagen, dass ein Bild mit Menschen und Dinosauriern ganz gut dazu dient, Größenverhältnisse darzustellen, es aber eine Begegnung zwischen Menschen und Dinosauriern höchstens bei der Familie Feuerstein gibt… Denn auch eine wissenschaftlich falsche Darstellung kann ja auch zum kritischen Nachdenken führen. Zum Beispiel: wie groß müsste eine Arche sein, wenn man tatsächlich jede existierende Tierart dort unterbringen wollte? Würden zwei Individuen wirklich ausreichen, den Arterhalt zu sichern?
      Ich hab mir mal so als 15jähriger den Spaß gemacht, mal einen Band „Däniken“ zu lesen und alles kritisch zu hinterfragen, was der Mann so niedergeschrieben hat. Es wäre mal interessant, herauszufinden, wie tolerant der Arche-Noah-Zoo seinerseits gegenüber der Naturwissenschaft ist…

      geschrieben von Oliver
      1. Hallo Oliver, das Erwähnen der Familie Feuerstein, bei der Saurier und Menschen friedlich miteinander leben, hat mich zum Schmunzeln gebracht und gibt der ganzen Diskussion eine gewisse Leichtigkeit …

        geschrieben von Susanne
    2. Den Unterschied bzw. den Konflikt zwischen kommerziellen und wissenschaftlichen Tierhaltungen sehe ich ganz und gar nicht.

      Hier kommt es meines Erachtens ausschließlich darauf an, wie es den Tieren geht, und wie sie versorgt werden. Ob sie gelegentlich mit wissenschaftlichen Experimenten belustigt werden, oder „nur“ in gut choreografierten und körperlich wie geistig fordernden (aber nicht überfordernden) Shows fit gehalten werden, ist aus meiner Sicht erstmal zweitrangig – solange auch die kommerziellen Einrichtungen neue Erkenntnisse zum Tierwohl zeitnah umsetzen.
      Oft genug sind die kommerziellen Einrichtungen sogar tiergerechter, als manche wissenschaftlichen – die Delfine (oder andere emotionale Tiere) sind eben die Moneymaker, und man will ja seine wirtschaftliche Basis nicht gefährden! Und ob dann eine Tierrettungsstation aus tiefster Überzeugung oder als „Greenwashing“ betrieben wird, ist auch nicht in jedem Fall klar – aber letztlich auch wieder zweitrangig. Das Ergebnis zählt.
      Zumal kommerzielle Einrichtungen in den seltensten Fällen missionieren möchten. Vielleicht ein wenig „Umweltschutz“ – ist gut für’s Image – aber sicher keine abseitigen und/oder religiösen Weltbilder, die womöglich Besucher verschrecken könnten.

      Und damit bin ich wieder beim Thema: Wenn eine Einrichtung die Kooperation mit wissenschaftlichen Einrichtungen (wie dem EEP) dazu nutzt, um die Wissenschaft zu bekämpfen (Stichwort „Kreationismus“ oder „Intelligent Design“), wird es problematisch.
      Hier sollte man sich tunlichst hüten, diesem Irrglauben (übrigens selbst aus der offziellen Sicht der katholischen Kirche) zu erlauben, sich als wissenschaftlich darzustellen.
      Wenn der genannte Zoo Tiere hält, die er auf irgendeinem Weg bekommen hat (aufgelöster Wanderzirkus etc.) und sich um diese Tiere gut kümmert – alles in Ordnung.
      Wenn ein Kreationisten-Zoo aber sagen kann „In Kooperation mit …“ bzw. „Mitglied im …“ färbt das ganz schnell und ziemlich hartnäckig in beide Richtungen ab.
      Insbesondere gibt sowas einer durch und durch unwissenschaftlichen Theorie eine wissenschaftliche Legitimation, die es immer schwerer macht, zwischen Wissenschaft und Fantastik zu trennen – gerade auch im Hinblick auf Bildungseinrichtungen! Wie soll sich ein Biolehrer noch gegen einen fanatischen Religionslehrer durchsetzen, wenn der auf die Mitgliedschaft der Einrichtung in einem wissenschaftlichen Verband verweisen kann? –

      Ich möchte jedenfalls nicht den Tag erleben, an dem auf dem EAAM-Symposium über „Intelligent Design“ oder andere Fantastereien gestritten wird. Dazu gibt es noch viel zu viel Wichtigeres zu erforschen.

      geschrieben von Norbert
  2. Die Facebook-Debatte kenne ich nicht, nutze Facebook ohnehin nur sehr begrenzt. Deshalb kann ich mich nur auf das beziehen, was hier in den Kommenatren gesagt wurde.

    Mir scheint es ein Definitionsproblem zu sein.

    Zoo = Zoologischer Garten, Zoologie = Unterdisziplin der Biologie = Naturwissenschaft. Also ganz klar, ein „Zoo“, dessen Bildungsprogramm naturwissenschaftliche Erkenntnisse zurückweist, ist eigentlich kein Zoo.

    Allerdings sehe ich auch keinen Einwand gegen Glaubensvermittlung via Tierhaltung einem, nennen wir es „Schöpfungsgarten“. Das entscheidende ist, dem Publikum reinen Wein einzuschenken und klar transparent zu machen, was es geboten bekommt und mit welchem Ziel. Das scheint mir auch beim Noah’s Ark Zoo so zu sein. Man weiß also, worauf man sich einlässt, wenn man diesen „Zoo“ besucht: Glaubensvermittlung, nicht Wissenschaft.

    Aber seien wir auch ehrlich, die wenigsten Besucher kommen in den Zoo, um sich wissenschaftlich zu bilden. Die meisten kommen zum Tiere gucken. In sofern stimme ich den meist kritischen Stimmen hier zu, als dass tatsächlich die Gefahr besteht, über dieses Vehikel einem eher nicht reflektierendem Publikum Inhalte unter falschem Etikett zu vermitteln.

    geschrieben von Dani
    1. Vielen Dank für deinen Kommentar, Dani. Auch ich habe beim Durchscrollen der Noahs-Arche-Website gesehen, dass Lehrer bzw. die Besucher darüber informiert werden, wie die Animal Show abläuft: „Please note, this show does usually contain a brief introduction to Christianity.“ Solange transparent gemacht wird, welche oder wie Informationen vermittelt werden, finde ich das o.k. So kann jeder potenzielle Besucher für sich entscheiden, ob er hingeht oder nicht. Was mir ganz gut gefällt, sind die Enrichment- Angebote für Tiere.

      geschrieben von Susanne
  3. Ich sehe es ähnlich wie Oliver und Philipp, möchte aber noch mal meine eigene meinung dazu sagen, auch in Bezug auf die Diskussion bei Facebook damals. Ich habe damals deutlich gemacht, dass ich die Tierhaltung oder Artenschutzprogramm des Zoos nicht in Frage stelle. Ich habe gesagt, anhand des Zooplans sehen die Gehege gut und groß aus viel mehr kann man ja nicht beurteilen wenn man nicht da war. Aber ich habe mir die Website genau durchgelesen, und ich kann nicht verstehen, wie ein Zoo, ein Ort der Wissenschaft, religiöse Ansichten verbreitet an die Öffentlichkeit und damit wissenschaftliche Arbeit untergräbt.Er ist eben keine Kirche, Kreationismus ist gefährlich und als Zoo sollte er nicht verbreiten, Noah und die Flut hätte es wirklich gegeben oder die Erde wäre von einem Gott erschaffen worden. Wissenschaftlich erwiesen ist eben der Urknall und dass die Erde Milliarden Jahre alt ist und nicht von wem auch immer in 7 Tagen geschaffen wurde.
    Das gehört einfach nicht in einen Zoo. Privat kann der Besitzer ja glauben was er möchte. Schließe mich da also ganz „Oliver“ an und finde es ist gar nicht egal und man kann nicht einfach einen Kompromiss finden denn neutrale wissenschaftliche Forschung kann sich nicht auf Glauben und Annehmen oder Vermutungen verlassen.
    Ich persönlich kann Kreationisten nicht leiden und halte es für sehr gefährlich dieser Richtung mehr Raum zu geben, denn es könnte wie in den USA enden, wo plötzlich Religionsunterricht in Schulen Pflicht wird oder Biologieunterricht verboten und durch Schöpfungslehre ersetzt wird. Am Ende ist es dann wirklich egal ob eine Tierart ausstirbt oder ob wir den Planet vermüllen, denn der Mensch ist ja eh Herrscher und soll sich alles Untertan machen und wenn Gott das nicht will, macht er es eben schnell rückgängig….. So eine Ansicht in einem Zoo zu verbreiten kann man ja wohl kritisieren ohne dabei die Tierhaltung oder Zucht des Zoos anzugreifen. Auch andere Zoos vertreten bisweilen Meinungen oder veröffentlichen Dinge die ich nicht gutheissen muss (Stichwort Seaworld und der Orcazuchtstopp). Das ist für mich Meinungsfreiheit, wenn man solche Dinge eben auch ansprechen und bemängeln darf.

    geschrieben von Britta
    1. Hallo Britta, vielen Dank für deinen Kommentar. Deinen Satz „So eine Ansicht in einem Zoo zu verbreiten kann man ja wohl kritisieren ohne dabei die Tierhaltung oder Zucht des Zoos anzugreifen.“ kann ich nur voll und ganz unterstützen.

      geschrieben von Susanne
  4. Ich äußere mich nun auch mal dazu, da ich ja offensichtlich durch meine Kommentare den Anstoß zu diesem Artikel geliefert habe. Ich finde es persönlich sehr bedauerlich, wenn man meine Ansicht (und die der anderen Kommentatoren) ganz offenkundig mit den uninformierten Äußerungen mancher Tierrechtler vergleicht. Zum einen wurde weder durch mich, noch durch jemand anderen zu irgend einem Zeitpunkt die dortige Tierhaltung an sich kritisiert, denn dafür müsste man sich bestenfalls vor Ort ein Bild machen. Das Thema klammere ich deshalb ganz davon aus. Es ist aber nun einmal so, dass sich moderne Zoos oft genung damit auch vor den Tierrechtlern und anderen Kritikern rechtfertigen, wissenschaftlich geführte Institutionen zu sein und auch ihre edukativen Programme danach auszurichten. Man kann meiner Meinung nach aber wohl kaum damit argumentieren, wenn man mit einer Einrichtung kooperiert, welche solch wissenschaftlich haltlose Dinge propagiert. Natürlich wird auf der eigenen Website alles etwas schwammig formuliert, aber dort steht auch schwarz auf weiß: „we think that evidence shows the world is much older than 6000 years but much younger than 4.5 billion years.“ Das ist keine Lappalie, sondern ein offenkundig geäußerter Zweifel an gesicherten Kenntnissen der Wissenschaft. Davon mal abgesehen, wird darunter gleich auf eine dem Intelligent Design zugewandte Seite verwiesen (Diese mag nicht das Extrem des kreationistischen Spektrums repräsentieren, versucht aber dennoch den Leser ganz klar in diese Richtung zu lenken). Es ist tatsächlich sehr beunruhigend, wenn ein Zoo sein Bildungskonzept auf diese Art gestaltet, denn so rüttelt er ganz nebenbei an dem Bildungsstand der (oftmals ziemlich jungen) Besucher. Denn in diesem Beitrag wird einfach ignoriert, dass es sehr wohl einen Unterschied macht, ob der Zoobesitzer seinen Glauben nur privat auslebt oder eben seinen gesamten Zoo danach gestaltet und somit ganz klar im großen Stil Einfluss auf andere nimmt. Sobald man öffentliche Bildungsprogramme anbietet ist man nun mal dazu verpflichtet, diese auch nach dem aktuellen wissenschaftlichen Stand auszurichten, so sehe ich das zumindest. Eine öffentliche Einrichtung, wie es eben auch ein (Privat-)Zoo ist, hat sich aus religiösen Angelegenheiten raus zu halten. Ansonsten, vor allem als Mitwirkender des EEPs der EAZA (Der Zoo selbst scheint dort kein Mitglied zu sein), betreibt er nicht nur bewusste Desinformation, sondern gefährdet ganz akut den guten Ruf wissenschaftlich geleiteter Zoos und Aquarien in- und außerhalb des Verbandes. Zum Thema Arten-/Umweltschutz: „Und was könnte das besser leisten als der Glaube daran, dass wir hier alle als Teil des Plans eines höheren Wesens, einer eingeschworenen Gemeinschaft, existieren?“ Die knallharte Wahrheit, dass sehr vieles, wenn nicht alles auf dem Spiel steht, zum Beispiel. Das kann man wunderbar anhand der aktuellen Forschung innerhalb vieler Fachgebiete veranschaulichen, auch für den Laien. Denn: sobald man für eine Religion Partei ergreift, vergrault man ganz schnell solche, die diesen Glauben eben nicht teilen. Und damit komme ich zu meinem persönlichen Urteil: Wir sind keinesfalls besser als irgendwelche militanten Tierrechtler, wenn wir auf rein emotionaler Ebene vorbei an Fakten argumentieren- kein Ziel darf diese Mittel rechtfertigen. Wie können wir uns denn dann anmaßen, deren hochemotionale und desinformierende Kampagnen zu kritisieren wenn wir uns auf Erkenntnisse aus der Forschung berufen und gleichzeitig so etwas akzeptieren?

    geschrieben von Denise
    1. Vielen Dank für deinen Kommentar, Denise. Ich finde es toll, dass du dich zu den Facebook-Einträgen gemeldet hast, um die es offenbar ging. So wird das Thema von Benjamin für alle transparenter.

      geschrieben von Susanne
  5. Zur Frage „Wie unabhängig ist Wissenschaft“ möchte ich gerne auf diesen Artikel verweisen:

    http://www.bfr.bund.de/cm/350/wie-unabhaengig-kann-wissenschaft-sein.pdf

    geschrieben von Rüdiger Hengl
    1. Die Wissenschaft und die Methodik wissenschaftlichen Arbeitens ist im Grundsatz so angelegt, dass Abhängigkeiten und Fehler berücksichtigt werden. D.h. man geht grundsätzlich davon aus, dass jede neu vorgetragene Erkenntnis auch falsch sein kann und mit einiger Wahrscheinlichkeit auch falsch oder zumindest fehlerhaft bzw. unvollständig ist.

      Dass der zeitgenössische Journalismus (mangels wissenschaftlich- technischer (Aus-)Bildung) aber gerne stets die sofortige und unumstößliche Wahrheit hätte (die möglichst auch noch leicht zu verstehen ist und die eigene Meinung widerspiegelt), steht auf einem ganz anderen Blatt.

      Dies rechtfertigt aber keineswegs religiöse Fanatiker oder Phantasten, die irgendwelche Legendensammlungen als priorisierte(!) Quelle des Erkenntnisgewinns in das wissenschaftliche Arbeiten einbringen möchten. Dieser Ansatz ist das glatte Gegenteil von wissenschaftlichem Arbeiten und zerstört die Grundlagen wissenschaftlichen Fortschritts.

      Und nein: „Theologie“ ist keine Naturwissenschaft. Nicht mal ein bisschen! Gar nicht. Vielleicht ein wenig „Wissenschaft“, solange es um historische Kontexte, Sprachforschung etc. geht, aber keine Naturwissenschaft, da jeder noch so elementare experimentelle oder statistische Nachweis fehlt.

      Aber reines „Bibelstudium“ (also die einzig zulässige Grundlage des „Kreationismus“) ist nicht’mal ansatzweise eine Wissenschaft, da jede wissenschaftliche Methodik abgelehnt wird. „Literaturinterpretation“ würde es noch am Ehesten treffen.

      geschrieben von Norbert
  6. Wir müssen hier zwei Felder trennen: Meinungs- und Glaubensfreiheit, die es gibt und die auch gut ist, und Mission, die nichts mit seriöser Edukation zu tun hat. Letzteres ist aber ein Kernanliegen moderner Zoos.

    Jeder Zoo-Betreiber kann glauben, was er möchte – an Gott, Allah oder das Spagetti-Monster. Diesen Glauben kann er privat auch ausleben wie er möchte und daran hindert ihn, dank Glauben- und Meinungsfreiheit, auch niemand.

    Moderne Zoos aber sind kein Ort religiöser Mission. Dafür gibt es Kirchen, Moscheen und viele andere Glaubenshäuser verschiedener Religion. Es ist auch gut, dass es sie gibt und es sind wichtige Einrichtungen für Gläubige. Ein moderner Zoo ist allerdings kein Glaubenshaus, sondern ein Ort der Wissenschaft. Jeder Mitarbeiter kann auch dort privat glauben, was er mag, aber er verrichtet kein Gottesdienst, sondern seriöse Arbeit, die auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basiert.

    Ein Zoo, der wissenschaftliche Erkenntnisse durch Vermittlung von Kreationismus leugnet, torpediert das Konzept modernder Zoos und Aquarien. Wissenschaftlich gesehen sind beide Schöpfungsgeschichten der Bibel, also sowohl die Priesterschrift als auch die jahwistische Schöpfungsgeschichte, falsch, wenn man sie als chronologischen Tatsachenbericht wahrnimmt – übrigens ist es generell nicht richtig, die Bibel als historisches Werk misszuverstehen, denn so waren die einzelnen Bücher dieser ziemlich willkürlichen Sammlung, die rund 300 Jahre nach Tod des Religionsstifters zusammengestellt wurde, auch nie intendiert. Als Chroniken sind diese Bücher nicht zu verstehen, denn wir haben es eben nicht mit Chronisten zu tun, sondern es sind Bücher von Gläubigen für Gläubige, die genau eben keine Geschichtsschreibung sind, sondern Glaubensvermittlung. Da ist sich auch die seriöse Wissenschaft, die sich mit der Bibel beschäftigt, einig.

    Die Schöpfungsgeschichte, oder gleich beide, die sich ulkigerweise noch chronologisch widersprechen, also als Tatsache zu vermitteln ist vor jedem wissenschaftlichen Hintergrund, egal mit welche Disziplin man sich nähert, falsch. Es hat genauso viel mit Wissenschaft zu tun, zu vermitteln die Erde sei flach oder ein Spagetti-Monster sei Schuld an seiner Entstehung.

    Moderne Zoos sind Orte der Wissenschaft und wer die Schöpfungsgeschichte als Geschichtsschreibung missversteht, kann nicht nur kein moderner Zoo sein, sondern erweist auch dem Glauben einen Bärendienst und beleidigt in gewisser Form auch die Autoren und Editoren der Bibel.

    Der Zoo schreibt: „In our view the evidence currently known points to a ‚both/and‘ situation (creation and evolution) rather than ‚either/or‘: there was an initial creation, followed by a vast amount of evolution, geological and biological.“ Das ist wissenschaftlich falsch. Die Erde wurde nicht kreiert, sondern sie entstand – ein riesiger Unterschied.
    Dieser Satz steht auch beispielhaft für einen pseudo-versöhnlichen Anlass, der die Wissenschaft torpediert. Die vom Zoo genannte ‚Recolonisation Theory‘ ist ein fauler Kompromiss, der jeder Wissenschaft widerspricht. Kreationisten versuchen damit Wissenschaft zu unterwandern – eine typische Taktik des Verwässerns. Wissenschaft aber kennt keine faulen Kompromisse, sondern es gilt, was hinreichend bewiesen ist und keine Glaubenstheorie.

    Zu sagen, dass etwas wissenschaftlich falsch ist, hat auch nichts mit Verbohrtheit zu tun oder Engstirnigkeit. Das Beharren auf seriöse Wissenschaft mehr oder weniger mit dem Populismus von Tierrechtsgruppen gleichzustellen, lässt mich sehr am Autor zweifeln, denn Tierrechtsgruppen zeichnen sich ja gerade dadurch aus, dass sie sich eben gerade nicht auf Wissenschaft, sondern gerade auf para-religiöse, wissenschaftlich widerlegte Dogmen berufen und als Basis für ihren Populismus nutzen. Gerade diese Passage ist deshalb nicht nur auf einer sachlichen Ebene falsch, sondern zeigt auch ein erschreckendes Unverständnis der Thematik.

    Ich hoffe sehr, bald wieder einen wissenschaftsbasierten Biologen-Blog zu lesen, denn diese Beiträge mag ich durchaus gern. Natürlich soll und darf ein Blog auch mal meinungsstark sein und dieser Beitrag war es, aber dann würde ich mir doch mehr Fundament wünschen. Die „Bibelwissenschaft“, wie man das popular-wissenschaftlich gerne nennt, ist zweifelsohne ein populäres Thema, aber man muss sich schon ein wenig einlesen oder eine entsprechende Veranstaltung an der Universität besucht haben (geht auch für Biologen – Stichwort: Fachübergreifende Qualifizierung), um einen kompetenten Beitrag dazu abzuliefern – da reicht es nicht in der Bibel geblättert zu haben und dann eben all zu leicht auf einen Kompromiss der Kreationisten reinzufallen, der schon im Kern wissenschaftlich völlig falsch ist.

    geschrieben von Philipp J. K.
  7. Vielen Dank für eure Beiträge, die sehr interessant und bereichernd sind. Wenn Diskussionen derartig (zivilisiert und ohne Beleidigungen) ablaufen, sind sie ein Gewinn für die eigene Meinungsfindung.

    geschrieben von Susanne
  8. Als Wissenschaftler bin ich äußerst skeptisch, wenn eine Organisation die Meinung vertritt, dass zeitgleich mit den Dinosauriern lebende Menschen durch die Sintflut ausgestorben seien.

    Meines Wissens (ich war nicht dabei) starben die Dinosaurier vor rund 65 000 000 Jahren am Ende der Kreidezeit aus. Die große Flut (die Sintflut) kam, wenn man nachfolgender Quelle (https://www.welt.de/wissenschaft/article1384328/Die-grosse-Flut-kam-6300-vor-Christus.html) glauben darf, 64 993 500 Jahre später, also praktisch jetzt.

    Angesichts einer derartigen Diskrepanz habe ich echt Zweifel an der wissenschaftlichen Arbeitsweise der Noah’s Ark Zoo Farm. Und Artenschutz würde ich schon sehr gerne wissenschaftlich fundiert sehen wollen. Die Erlaubnis, am Zuchtprogramm in Europa teilnehmen zu dürfen, stellt meiner Meinung nach aber kein Qualitätsmerkmal dar. Wer hat diese Erlaubnis überhaupt erteilt und warum?
    Beispielsweise gibt es auch Einmann-Organisationen, die vorgeben, Tierschutz zu betreiben. Diese Einzelpersonen wurden irgendwann von irgendeinem Beamten in irgendeiner Behörde sogar als gemeinnützig eingestuft. Sie dürfen also am Topf der Steuervorteile Genießenden teilhaben. Aber sind sie durch die Zuteilung der Gemeinnützigkeit auch wirklich gemeinnützig?

    Noah’s Ark Zoo Farm wurde von irgendjemandem irgendwann die Erlaubnis erteilt, am Zuchtprogramm in Europa teilzunehmen. Aber sind sie durch diese Erlaubnis für die Aufgabe qualifiziert?

    Ich traue mir nicht zu, das zu beurteilen. Aber wenn ich entscheiden dürfte, würde ich „mein“ Tier einer Gruppe, die andere Meinungen (z.B. Evolutionstheorie) nicht nur infrage stellt, sondern kategorisch ablehnt, niemals anvertrauen, egal, ob sie nun die Erlaubnis haben, am Europäischen Zuchtprogramm teilzunehmen oder nicht.

    geschrieben von Rüdiger Hengl
    1. Wenn ich nur „Kreationismus“ höre krempeln sich mir als Naturwissenschaftler (Ingenieur) die Fußnägel hoch. Und zwar ganz gewaltig.

      Von daher fällt es mir schwer, irgendwen ernst zu nehmen oder gat zu unterstützen, der diesem anti-wissenschaftlichen Glaubenskonstrukt anhängt. Es ist ja leider auch so, dass diese religiösen Fanatiker nicht müde werden die Wissenschaft anzugreifen und auf die Ausbildung der Kinder in fataler Weise Einfluss zu nehmen versuchen.

      Wenn das wissenschaftliche Arbeiten in Frage gestellt wird, spielen wir mit unserer Zukunft! Und genau das tun die Kreationisten, indem sie (ihre) Interpreationen einer antiken Geschichtensammlung über die Naturwissenschaften stellen.

      Von daher muss man extrem vorsichtig sein, solchen Organisationen auch nur den Hauch von Legitimation und Wissenschaftlichkeit zu geben.
      Lässt man sie also ganz offiziell am EEP teilnehmen, hinterlässt das leider nach außen hin den Eindruck, als müsse man diese Theorien doch noch irgendwo ernst nehmen. Das ist einfach nicht zu trennen, ganz gleich, wie man sich bemüht, und wie vorbildlich die Tierhaltung in dieser Einrichtung sein mag.

      Zudem kann ich mir einfach nicht vorstellen, dass (veterinär-)medizinisch und verhalensbiologisch plötzlich wissenschaftliches Arbeiten gelten soll, wenn doch schon in der Satzung die moderne Wissenschaft von Grund auf abgeleht wird. Zumal im Umfeld einer Mythengläubigen Ideologie, die den Mensch nicht als Teil der Tierwelt sehen will und kann – ganz gleich, wie offensichtlich die Verwandschaften (von der DNA-Struktur bis zu Stoffewechelsvorgängen) sein mögen.

      Nehmen Sie Ihr Smartphone in die Hand und fragen sie sich, wieviel Naturwissenschaft darin steckt, wie es wohl wäre, wenn irgendein Wissenschaftler, der einen der zahllosen Beiträge dazu geleistet hat, antike Geschichtensammlungen höher gewertet hätte, als Beobachtung, Mathematik, Experiment und kritisches, vorurteilsfreies wissenschaftliches Arbeiten. Die Ingenieurwissenschaft (inkl. Physik und Chemie) ist da gnadenlos und bestraft Fehlannahmen mit Funktionsverweigerung. Ganz digital: Funzt oder funzt nicht!

      In der Verhaltensbiologie und der Paläontologie ist es leider nicht ganz so offensichtlich, wenn jemand blanken Unsinn redet – umso wichtiger ist es dort, erkannte und einwandfrei falsfiszierte Theorien aus dem wissenschaftlichen Kanon zu verbannen und deren Rückkehr zu verhindern.

      Daher muss man sich die Frage stellen, welchen Schaden es anrichten kann, wenn man anti-wissenschaftliche Strömungen nicht klar benennt und von der wissenschaftlichen Community rigoros ausschließt.

      Der Kreationismus ist keineswegs harmlos. Er bedroht die Wissenschaft und das wissenschaftliche Arbeiten an sich.

      Leider hat das EEP auf der anderen Seite ein Problem, seinen Zuchterfolg noch anständig unterzubringen. Von daher ist die Versuchung möglicherweise groß, hier einmal wegzusehen. Ich denke aber nicht, dass man hier nachgeben darf. Zu groß ist die Gefahr, dass eine durch und durch schädliche Ideologie verharmlost oder gar aufgewertet wird.

      geschrieben von Norbert
      1. Das sehe ich ganz genau so, dem muss man eigentlich schon nichts weiter hinzufügen. Was an dieser Meinung jetzt kompromisslos und Anlass genug sein soll, einen solchen Artikel darüber zu schreiben,ist mir weiter unklar. LG einer der erwähnten Kommentatoren von Facebook

        geschrieben von Lea
  9. Noch eine kleine Ergänzung, ebenfalls eine Gewissensentscheidung einer hypothetischen Situation: angenommen, in Taiji würde man einen sehr seltenen Delfin einer bedrohten Art fangen, der dann als Zuchttier angeboten wird. Sollte man dieses Angebot annehmen, wenn dies die Möglichkeit eröffnen würde, die Art vor dem Aussterben zu bewahren oder sollte man dennoch dem Prinzip: „Keine Delfine aus Taiji!“ treu bleiben…?

    geschrieben von Oliver
    1. Oliver,

      in dieser Hinsicht teile ich deine Bedenken. Ich halte dein Taiji-Beispiel auch für sehr anschaulich. Es heiligt eben nicht immer der Zweck die Mittel. Wenn letztendlich nur das Ergebnis zählt, müsste man schlussendlich auch die Stalleinbrüche von PETA gutheißen.

      Und das tu ich nie und nimmer! Auch dann nicht, wenn PETA behauptet, im Namen des Tierschutz‘ zu agieren.

      Die Erlaubnis, am europäischen Zuchtprogramm teilnehmen zu dürfen, ist – wie ich in meinem anderen Kommentar schrieb, kein Qualitätskriterium.

      geschrieben von Rüdiger Hengl
  10. Als Naturwissenschaftler muss ich hier widersprechen. Es geht nicht um irgendeine „Meinungshochheiten“. In der Wissenschaft zählen eben nun mal nur belegbare Fakten, nicht irgendwelche Glaubenssätze. Natürlich können wir (noch?) nicht alle Fragen beantworten, aber ist es dann gerechtfertig, diese „black boxes“ mit eienm Schöpfergott zu füllen? Und warum ausgerechnet den christlichen Gott und nicht hinduistische Schöpfungsmythen? Was ist mit der Theorie, dass der große grüne Arkelanfall das Universum einfach ausgeniest hat? Ihr versteht, worauf ich hinaus will: ich finde es falsch, einer bestimmten Glaubensrichtung in den gleichen Status zu setzen wie die Naturwissenschaften. Glaube ist immer subjektiv, Naturwissenschaft ist objektiv.
    Es ist eben nicht egal, ob es Tage oder Milliarden Jahre gedauert hat, bis die Welt und das Leben entstanden ist. Naturwissenschaft ist da kompromisslos, man kann nicht sagen: „Na gut, einigen wir uns darauf, dass die Erde eine Million Jahre alt ist, das wäre doch ein Kompromiss.“
    Die Frage, die sich hier meiner Meinung nach viel eher stellt ist, ob der Zweck (Arterhaltung) die Mittel (Beteiligung einer Institution mit umstrittener Aurichtung) heiligt. Ich maße mir in diesem speziellen Fall kein Urteil an, weil ich dazu erst mal diesen Zoo besuchen müsste. Aber zu denken gibt mir, was mir mal eine überzeugte Kreationistin gesagt hat: „Wenn Arten aussterben ist das zwar Schade, aber auch kein Beinbruch; der Herr unser Gott, hat das Leben geschaffen und kann das ja jederzeit wieder tun“. Gerade in „God’s own Country“ scheint doch der Bibelspruch „Macht euch die Erde untertan“ ohne Rücksicht auf Verluste durchgesetzt zu werden. Frei nach dem Motto: Was kümmert es uns, wenn der Vaquita ausstirbt? Ein Fingerschnipp Gotttes reicht und es wimmelt in den Weltmeeren wieder von diesen Tieren – während der Biologe sagt: „Nein – wenn sie ausgestorben sind, dann ist diese Art unwiderbringlich von der Bildfläche verschwunden.
    Insofern empfehle ich, hier ganz genau hinzuschauen, wen man unterstützt.

    geschrieben von Oliver
    1. Danke für einen Kommentar, Oliver. Meiner Meinung nach geht es in Benjamins Beitrag nicht um das „Unterstützen“ einer zoologischen Einrichtung, sondern um das Zulassen anderer Meinungen und Glaubensrichtungen. Und darum, dass man mit unterschiedlichen Einstellungen vernünftig umgehen und sie nicht niedermachen sollte. Außerdem: Wenn es dem angesprochenen Zoo egal wäre, dass Tiere aussterben, würde er sich nicht dem Artenschutz verpflichten. Doch genauso wie du kenne ich die Arche Noahs Zoo Farm nicht, werde mich also mit einer Bewertung dieser Einrichtung zurückhalten.

      geschrieben von Susanne
    2. Hallo Oliver,

      ich schließe mich schonmal meiner Vorrednerin Susanne an und möchte noch hinzufügen, dass es mir hier gar nicht um Meinungshoheiten oder Deutungshoheiten geht. Im Gegenteil, der betroffene Zoo hält sich schließlich im Rahmen seiner Mitgliedschaft in Zucht- und Artenschutzprogrammen an die geltenden Bestimmungen. Und diese wiederum basieren ja auf wissenschaftlichen Erkenntnissen. Also darf man solch einen Zoo nicht einfach „mobben“, nur weil dort als persönliche Meinung Informationen über die Schöpfungslehre geteilt werden. Natürlich, sobald die Haltungsbedingungen leiden oder unlogisch sind durch Einfluss einer religiösen Haltung, kann man das nicht mehr akzeptieren, aber das ist hier nicht der Fall.

      geschrieben von Benjamin
      1. Hallo Benjamin,
        ich habe mal versucht, mich ein wenig über diese Einrichtung schlau zu machen.
        Nach diesem Bericht (https://www.theguardian.com/world/2013/dec/08/wont-go-back-to-creationist-zoo-bristol) wird dort wohl u.a. gezeigt, wie Menschen mit Dinosauriern zusammenleben. Und das ist nun mal wissenschaftlich betrachtet Unsinn. Die Bemühungen zum Zuchtprogramm des Zoos in allen Ehren und ich kann auch die Argumentation nachvollziehen, dass man beim Thema Artenschutz / Erhaltungszucht jede Hilfe annehmen sollte, die man bekommen kann – ich kann aber ebenso gut nachvollziehen, dass naturwissenschaftliche geführte Zoos keinen gesteigerten Wert darauf legen, mit solchen Einrichtungen in einen Topf geworfen zu werden, weil sie um den eigenen Ruf fürchten und/oder den Kreationismus nicht aufwerten wollen. Im schlimmsten Fall könnte das auch dazu führen, dass andere Zoos aus Protest gegen die Aufnahme des Noahs Arc Zoos aus dem besagten Zuchtprogramm aussteigen.
        Die FRage ist, ob man sich ausschließlich auf das Zuchtprogramm beschränkt und darüber hinwegsieht, dass der Zoo den Leuten Dinge erzählt, die aus wissenschaftlicher Sicht nicht haltbar sind oder ob man sich einem naturwissenschaftlichen Anspruch verpflichtet fühlt, in dem eben nur Fakten und kein Glaube relevant ist. Denn es gilt durchaus, einen Ruf zu verlieren. Man stelle sich vor, wie Delfinariengegner die Schlagzeile: „Delfinarium verleiht Delfin an eine Einrichtung, die behauptet, die Erde sei an 6 Tagen erschaffen worden“ ausschlachten würden. In den Augen der breiten Öffentlichkeit hätte dieses Delfinarium mit einem Schlag sämtlichen seriösen Anspruch verloren, denn wir betonen ja immer, dass unsere Zoos wissenschaftlich geführt werden…
        Nix für Ungut, aber ich wäre da als Zoodirektor auch SEHR vorsichtig, wer meine Zuchtpartner sind…

        geschrieben von Oliver
    3. Oliver,

      Du schreibst „Glaube ist immer subjektiv, Naturwissenschaft ist objektiv.“

      Dem muss ich widersprechen. Als Naturwissenschaftler weiß ich, dass die Naturwissenschaft immer nur so objektiv ist, wie es der Geldgeber erlaubt.

      geschrieben von Rüdiger Hengl
      1. Es geht hier nicht um das interessengeleitete „Verbiegen“ (intentiöse Interpretieren) von wissenschaftlichen Erkenntnissen (sehr anschaulich zu sehen in der aktuellen Diskussion um NO2 und Dieselabgase und auch so schon schlimm genug), sondern um einen Frontalangriff gegen das wissenschaftliche Arbeiten an sich.

        Wer antike Sammlungen von Mythen und Erzählungen als priorisierte Quelle wissenschaftlichen Erkenntnisgewinns betrachtet, braucht nichts mehr zu verbiegen! Hier geht es an die Fundamente der Wissenschaft und der zivilisatorischen Entwicklung – einschließlich aller Chancen, eine noch irgendwie lebenswerte Zukunft zu gestalten.

        „Verbogene“ oder intentiös (fehl-)interpretierte wissenschaftliche Erkenntnisse („ab wann ist NO2 wirklich gesundheitlich relevant?“) kann und wird man wieder einfangen.

        Wenn aber antike Legenden, und deren teils unkontrolliert ins Kraut schießende, geradezu märchenhaften Interpretationen(!) in die Wissenschaft einmischen, ist das das Ende jeden wissenschaftlichen Arbeitens – und damit auch jeden Fortschritts. Das betrifft nicht nur die Paläontologie, sondern letztlich auch Medizin, Biologie, Genetik usw. und damit unmittelbar die Grundlagen und die Zukunftsfähigkeit der moderenen Zivilisation.
        Wer z.B. die Virenforschung behindert, weil er eine entsprechende Erkrankung als „dämonische Besessenheit“ interpretiert und dies (zusammen mit folgerichtig vollkommen untauglichen „Behandlungsmethoden“) so festschreibt, hat jede Chance aus der Hand gegeben, diese Krankheit jemals unter Kontrolle zu bringen.

        Das ist eine ganz andere Hausnummer, und damit aller Grund, Glauben und Naturwissenschaft strikt zu trennen.

        geschrieben von Norbert
      2. Hallo Rüdiger,
        dann korrigiere ich mich: „Naturwissenschaft SOLLTE objektiv sein“. Ich weiß, in der Praxis ist es leider so, dass manche Wissenscaftler diesem heren Anspruch nicht immer gerecht werden. Das reicht von Fehlinterpretationen über schlampiges Arbeiten, dem „Weglassen unliebsamer Meßwerte“ bis hin zur dreisten Fälschung.

        geschrieben von Oliver

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