Gastbeitrag von Philipp J. Kroiß, 7. Juli 2018, vorab erschienen in ZoosMedia
Probleme bei der Haltung?
Die entscheidende Frage ist nun, wie man diese Zahlen in Bezug auf die Haltung interpretiert. Im Artikel haben wir uns auf die Maximalgeschwindigkeit und die insgesamte Bewegung am Tag konzentriert und keine Zahlen gefunden, die einen in Delfinarien vor irgendwelche Problem stellen würde.
Es ist bekannt, dass sich in Menschenobhut der benötigte Aktionsraum von Säugetieren verringert. Der Tümmler oder Orca muss die Fische nicht mehr suchen, sondern kann sich darauf verlassen, an einem Ort immer verlässlich genug Futter zu bekommen.
Würde man ein wildes Tier füttern, würde das auch nicht mehr Energie verschwenden und große Strecken zurücklegen – warum sollte es auch?
Ebenfalls muss man bei den Zahlen aus der Wildbahn in Betracht ziehen, wie überfischt die Meere schon sind und wie fragmentiert die Lebensräume der Fischbestände – hier müssen die Delfine dann natürlich auch deswegen größere Strecken zurücklegen.
Tiere legen große Distanzen nicht aus Spaß an der Freude zurück
Man darf sich nicht der falschen Annahme hingeben, die Tiere würden aus Spaß an der Freude so viele Kilometer zurücklegen.
Sehr gut fasst das Dr. Kerstin Ternes in oben eingestelltem Film in einem Interview zusammen.
Wichtig ist also, die Zahlen im richtigen Kontext zu interpretieren und zu verstehen, warum ein Delfin eine bestimmte Anzahl an Kilometer schwimmt.
Dann versteht man schnell, dass diese Zahlen keine Problematik für die Haltung dieser Tiere bewirken, solange eben diese Haltung auf wissenschaftlichen Grundlagen fußt, was sie in modernen Zoos und Aquarien tut.
(Quelle: ZoosMedia)
Oliver,
ich kann mich irren, aber ich schätze, dass sie in der Ruhephase auch zwischen 3 und 5 km/h pro Stunde schwimmen. Das wären dann 72 bis 120 km am Tag.
Zumindest in den Delfinarien schwimmen die Delfine in der Ruhephase fast gar nicht – Moby (in Nürnberg) beispielsweise legt sich gerne im flachsten Becken (unter 1 m Wassertiefe) auf Grund und taucht nur zum Atmen kurz auf; was die anderen machen weiß ich nicht. Da der weltweit älterste bekannte Delfinbulle das mitunter auch tagsüber macht, hing (oder hängt noch?) ein Schild am Becken, das dieses Verhalten erklärt – offenbar hatten immer wieder Besucher die Pfleger alamiert.
In tieferem Wasser müssen Delfine immer etwas in Bewegung bleiben, damit sie nicht auf Grund sinken. Sie haben (als Säugetiere) keine Schwimmblase und sinken wohl langsam ab, wenn sie bewegungslos bleiben.
Interessant wäre mal zu messen, welche Strecken die Tümmler in einem Delfinarium so am Tag zurücklegen, wenn sie den ganzen Tag ihre Bahnen ziehen. Da kommen sicher auch einige Kilometer zusammen.