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Wieder wurden Grindwale getötet


Beim Lesen des Titels werden die meisten von euch ahnen, wo in den letzten Wochen erneut Grindwal-Massaker stattgefunden haben: nämlich auf den Färöer Inseln.

Grindwaljagd auf den Färöer Inseln
(Foto: Eileen Sanda/Wikimedia)

In diesem Jahr wurden auf den Färöer Inseln bis 31. Juli 2018 399 Grindwale und 33 Weißseitendelfine getötet. Im vergangenen Jahr waren es bis zu diesem Zeitpunkt 837 Grindwale und 87 Weißseitendelfine, die ihr Leben lassen mussten. Für das gesamte Jahr 2016 sah die Bilanz folgendermaßen aus: 296 Grindwale und 0 Weißseitendelfine. (Quelle: Heimabeiti.fo)

Fleisch ist stark mit Umweltgiften belastet

Das Fleisch der Tiere wird unter der Bevölkerung kostenlos verteilt.

Die Bewohner der Inseln im Nordatlantik lassen sich weder von Protesten noch von Boykottaufrufen aus dem Ausland davon abhalten, die Meeressäuger zu töten. Im Gegenteil: Ich gewinne immer mehr den Eindruck, dass je mehr Gegenwind aus dem Ausland bläst, desto mehr wird der Jagdtrieb der Färinger angefacht.

Aber es gibt auch Gutes zu berichten: Da schon lange bekannt ist, dass Grindwale hochgradig mit Umweltgiften kontaminiert sind, verzichten immer mehr Färinger auf den Verzehr des Fleisches. Man kann nur hoffen, dass dieses Umdenken letztendlich zum Ende der Jagd führen wird.

Bereits 1998 empfahl der einheimische Arzt Pal Weihe den Konsum von Walfleisch zu reduzieren. Schwangeren Frauen riet er, überhaupt kein Walfleisch zu essen, da die Gifte darin das ungeborene Leben gefährden könnten.

Das Gespräch suchen

Wie oben bereits erwähnt, bringen Hetzkampagnen sowie Boykottaufrufe aus dem Ausland überhaupt nichts. Tierschützer sollten Shitstorms in den sozialen Netzwerken daher unterlassen, da diese unter Umständen zu einer Trotzreaktion der Färinger, sprich zu einem vermehrten Abschlachten der Wale führen können.

Wesentlich effektiver halte ich Gespräche mit den Menschen vor Ort, die als gastfreundlich beschrieben und in jeder Beziehung (sogar beim Thema Walfang) als recht aufgeschlossen gelten. Siehe hierzu auch die Beobachtungen der beiden Tierschützer Hans-Peter Roth und Sascha Abdolmajid, die vor einigen Jahren mit der Lokalbevölkerung in Kontakt kamen.

Ihrer Überzeugung nach wird der Generationenwechsel auf den Färöer Inseln und die sich immer mehr herumsprechende Tatsache, dass das Fleisch der Tiere hochgradig mit Schadstoffen belastet ist, dazu führen, dass die Jagd früher oder später beendet wird.

„Der Schlüssel zum Erfolg ist die Freundschaft“, appelliert der Journalist Roth. Er zitiert gerne die kanadische Buchautorin Leah Lemieux, die einmal sagte: „Wenn du möchtest, dass sich die Färinger mit den Walen anfreunden, so werde du zuerst zum Freund der Färöer Einwohner.“

Mehr zur Jagd auf Grindwale unter SOS – Färöer Inseln.

Lesetipps

* Walfang und Walbeobachtung auf den Färöer Inseln
* Horror und Hoffnung – die Färöer Inseln
* „Nichts schweißt mehr zusammen als ein gemeinsamer Feind“
* Färöer Inseln – Alternativen

4 Kommentare

  1. Ich habe manchmal den Eindruck, dass einer der Gründe, warum man auf den Färöer-Inseln weiterhin Waljagd betreibt, darin besteht, dass die Inselgruppe dadurch regelmäßig in die Medien kommt. Sagt man nicht: „Auch schlechte Publicity ist gute Publicity“?
    Fragt man Leute auf der Straße, womit sie Begriff Färöer verbinden, dann verbinden die meisten Menschen – wenn ihnen überhaupt etwas dazu einfällt – die Inselgruppe eben mit dem Walfang. Ohne diese jährlichen Waljagden und deren Thematisierung in den Medien, wäre Färöer gänzlich unbekannt; ich wette, viele Leute würden die Inseln auf einer Europakarte nicht auf Anhieb finden.
    Eigentlich schade… ich denke, die Färinger bzw. die Inseln bräuchten einfach eine andere „Attraktion“, eine Besonderheit, für die diese Inseln stehen. Ich denke, es gibt diese Dinge ja bereits, sie müssten nur bekannter gemacht werden. So gelten die Inseln – wie ich gelesen habe – als Paradies für Ornithologen, weil viele Zugvögel hier Station machen.

    geschrieben von Oliver
  2. Der Begriff „Tierschützer“ ist meiner Meinung nach falsch.

    Kommentatoren, die in Facebook schreiben

    „Deshalb sind die ja alle seit Generationen gestört. Verrecken sollen sie am Fleisch.“

    aber auch die, die solche Aussagen mit einem „Like“ unterstützen, kann ich beim besten Willen nicht „Tierschützer“ nennen.

    geschrieben von Rüdiger Hengl
    1. A propos „like“… früher konnte man hier im Forum ja auch einem Beitrag, der einem besonders gefallen hat, einen Daumen nach oben geben. Warum gibts das nicht mehr? Ich fand das immer einen netten Weg, gute Beiträge zu honorieren.
      Etwas umständlich finde ich, dass ich jetzt bei jedem Kommentar jedes Mal die Europäische Datenschutzrichtlinie neu anklicken muss.

      geschrieben von Oliver
      1. Vielen Dank für deinen Kommentar, Oliver. Leider muss man sich nach Einführung der neuen Datenschutzrichtlinien doppelt und dreifach absichern. Daher sind auch die „Daumen“ verschwunden und daher rührt auch die umständliche Anmeldung. Aber wenn einem ein Beitrag gut gefällt, kann man das ja als Antwort in einem kurzen Sätzchen ausdrücken. ;o)

        geschrieben von Susanne

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