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MEERteiler über Delfine (2)


Vor Kurzem ging auf dieser Website ein MEERteiler über Delfine an den Start. Wie es dazu kam, erfahrt ihr hier.

Große Tümmler in Neuseeland
(Foto: S. und C. Dürsch)

Alle Teile befassen sich mit dem Zusammenfinden von Weibchen und Männchen in der Delfin-Welt.

In Teil 1 hat Oliver Schmid den Delfin-Experten Benjamin Schulz zur Partnerwahl bei den Delfinen befragt.

Und hier kommt Teil 2.

Rabiates Vorgehen der Delfin-Männchen

Oliver: Wer entscheidet bei Delfinen, mit wem man sich paart? Es gibt ja Berichte, dass die Männchen da oft sehr rabiat vorgehen, Weibchen aus fremden Gruppen entführen und diese dann gleich von mehreren Männchen angegangen werden. Was hat dabei das Weibchen zu „sagen“? Hat es die Chance, hier einen Kandidaten zu wählen? Ist die „Gruppenvergewaltigung“ eher die Regel oder die Ausnahme? Gibt es bei den Tümmlern auch die Partnerwahl, wie wir sie uns vorstellen (mit Werben eines Männchens um ein Weibchen)?

Benjamin: Also, es ist gut, dass du die „Gruppenvergewaltigung“ bereits in Anführungszeichen geschrieben hast. Denn der Begriff wird dem Verhalten der Delfine definitiv nicht gerecht.

Das typische Paarungsverhalten wilder Delfine beinhaltet seit Jahrmillionen wahrscheinlich schon, dass Weibchen in Hitze von mehreren Männchen gleichzeitig umworben und auch von allen begattet werden. Ich glaube nicht, dass dies von den Weibchen in der Regel als unangenehm empfunden wird. Problematisch wird es, wenn Jungtiere dabei bedrängt werden. Aber wenn die Weibchen richtig im Östrus sind, wird ihnen ihr Gefühl schon sagen, dass das so richtig ist.

Dass dem tatsächlich so ist, zeigt auch die Tatsache, dass die Geschlechtsorgane weiblicher Delfine eine Evolution durchgemacht haben, um es ihnen zu ermöglichen, zwischen dem Sperma verschiedener Männchen zu wählen. Sie sind also bereits anatomisch und physiologisch an diese Paarungs- und Sexualtradition angepasst. Ich empfehle da auch die Literatur von Dara Orbach, die sich die Anatomie der Delfine in dieser Hinsicht ganz genau angeschaut hat.

Es ist wohl so, dass Delfinweibchen durch simple Drehungen der Körperachse bei der Paarung kontrollieren können, ob das Sperma des jeweiligen Partners ans Ziel gelangt oder nachher wieder verloren geht. Dazu gibt es innerhalb des Weibchens komplexe Falten- und Ringstrukturen. So kann jedes Männchen tatsächlich erfolgreich (für ihn) kopulieren, also seinen Samen in das Weibchen abgeben, und wird so nach einer Weile das Weibchen in Ruhe lassen, aber er merkt nicht, ob sein Sperma hinterher wirklich aufgenommen wird oder nicht.

Persönlich finde ich diese Entwicklung spannend, weil es sowohl die Weibchen vor Aggressionen schützt, aber auch bei den Männchen Frustrationen mindert, wenn alle mal „randürfen“.

Anmerkung:
Näheres zur Forschung von Dara Orbach findet man z.B. hier: Intimate Details of Dolphin Sex Revealed

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