Im Oktober ging auf dieser Website ein MEERteiler über Delfine an den Start. Wie es dazu kam, erfahrt ihr hier.
In Teil 1 hat Oliver Schmid den Delfin-Experten Benjamin Schulz zur Partnerwahl bei den Delfinen befragt, im zweiten Teil ging es um das rabiate Vorgehen von männlichen Delfinen.
Und hier kommt Teil 3, der sich mit dem Nachwuchs der Delfine befasst.
Hochseetümmler und Küstendelfine
Oliver: Kreuzen sich eigentlich auch Küsten- und Hochseetümmler? Wie stark sind die Gruppen voneinander getrennt? Kommen Hochseetümmler bei ihren Wanderungen auch an den Küsten vorbei oder meiden sie diese? Inwieweit kann man hier von „Unterarten“ des Großen Tümmlers sprechen?
Benjamin: Grundsätzlich sind diese Populationen voneinander geografisch sehr gut getrennt, denn Küstendelfine sind an das Leben auf dem offenen Meer nicht gut genug angepasst. Und Hochseedelfine verfolgen Nahrungsquellen, die sie nicht an die Küsten führen. Das betrifft den Normalfall, Ausnahmen gibt es vielleicht.
Delfine töten Jungtiere
Oliver: Es gibt immer wieder Berichte darüber, dass manche männliche Delfine sogar Delfinbabys töten, damit die Delfinweibchen rascher wieder paarungsbereit sind. Dieses Verhalten wäre allerdings extrem kontraproduktiv, wenn es sich um den eigenen Nachwuchs handelt. Deshalb wäre meine Frage: „Wissen“ die Delfinpapas, wer ihr Nachwuchs ist?
Benjamin: Diese Berichte sind bisher nicht wissenschaftlich bestätigt worden, weil man in den meisten Fällen nur angespülte Kadaver gefunden hat. Außerdem hat man bei Aggressionen gegen Jungtiere auch schon weibliche Tiere als die Quelle der Aggression beobachtet. Wie du bereits richtig anmerkst, macht es für ein Männchen keinen Sinn, wenn es nicht genau weiß, dass der Nachwuchs nicht von ihm ist. Und wahrscheinlich paaren sich deshalb die Weibchen auch mit möglichst vielen Männchen, weil sie so nicht wissen können, ob es nicht ihr Nachwuchs ist. In einer typischen begrenzten Population von Küstentümmlern macht das sicher Sinn und kann den Nachwuchs effektiv schützen. Es zeigt aber auch, dass Kindstötungen bestimmt vorkommen können.
Delfinväter
Oliver: Die nächste Frage hängt eng damit zusammen. Nach allem, was ich bisher so gehört habe, kümmern sich Delfinväter nicht sehr um ihren Nachwuchs. Stimmt das? Welche Rolle spielen Delfinväter (oder andere männliche Delfine) überhaupt bei der „Kindererziehung“? In Nürnberg habe ich gesehen, dass die kleine Nami viele Kunststücke dadurch lernt, indem sie die Verhaltensweisen nachahmt, die sie neben ihrer Mutter Sunny auch von „Opa“ Moby abschaut (Anmerkung MEERESAKROBATEN: Moby ist leider am 16. September im hohen Alter von 58 Jahren gestorben).
Benjamin: In der Wildbahn kümmern sie sich sicher nicht um die Jungtiere, wenn die Männchen sowieso nicht permanenter Bestandteil der Gruppen sind. In Menschenhand haben sie eher Kontakt mit ihren eigenen Jungtieren und deshalb gibt es sicher auch soziale Interaktion zwischen den Männchen und Jungtieren. Viel hängt aber auch davon ab, inwieweit die Weibchen diesen Kontakt (bis zu einem gewissen Alter) zulassen. Wenn die Männchen erfahren und umgänglich sind, dürfen sie oft ganz frei mit den Jungtieren „balgen“. Wenn es zu rau wird, ist Mama aber sofort zur Stelle.
Frieren Delfinbabys?
Oliver: Bleiben wir bei den Delfinkälbern. Diese haben ja zu Beginn noch keine so dicke schützende Fettschicht und dazu wegen ihrer geringeren Körpergröße eine im Verhältnis größere Hautoberfläche. Kühlen die Babydelfine – insbesondere im Meer – dann nicht sehr schnell aus, was ja für kleine Tümmler schnell gefährlich werden kann?
Benjamin: Also, die Frage kann ich mit ja und nein beantworten: ja deshalb, weil aus diesem Grund die Delfinkälber ja schnell Gewicht zulegen müssen und vor allem im Frühjahr und Sommer geboren werden. Nein aber auch, weil der Wärmeverlust trotzdem sicher nicht so dramatisch ist, dass alle Jungtiere bei etwas kälterer Witterung erfrieren. Aber grundsätzlich hast du physikalisch gesehen natürlich recht.