Von Freitag, 14., bis Dienstag, 18. Dezember, findet auf Einladung des Tiergartens in Nürnberg eine Tagung zum Schutz von Delfinen und Schweinswalen statt.
In-situ- und Ex-situ-Management
37 Experten aus 14 Länder erörtern Rettungspläne für vom Aussterben bedrohte kleine Walarten wie Delfine und Schweinswale und besprechen, ob und wie ein In-situ-Management (Schutz im natürlichen Lebensraum) durch ein Ex-situ-Management (Schutz außerhalb natürlicher Lebensräume wie in Zoos) verbessert werden kann.
„Dieser Workshop ist eine einzigartige Gelegenheit für uns als Tiergarten Nürnberg und auch für unsere Artenschutzgesellschaft Yaqu Pacha, da sich beide seit über zwei Jahrzehnten ernsthaft für den Schutz von Meeressäugetieren einsetzen. Es ist sicherlich das erste Mal, dass In-situ-und Ex-situ-Managementinitiativen miteinander verbunden sind, um das Überleben der kleinen Wale zu sichern“, sagt Dr. Lorenzo von Fersen, als Kurator für Forschung und Artenschutz im Tiergarten Nürnberg und als erster Vorsitzender von Yaqu Pacha einer der Gastgeber des Workshops.
Wissenschaftliche und technische Unterstützung
Mitglieder der Wal- und Delfinspezialistengruppe der Special Survival Commission (SSC) der Weltnaturschutzunion IUCN (International Union for Conservation of Nature) unterstützen den Workshop wissenschaftlich und technisch.
In dem Workshop soll ein schrittweiser Ansatz für die Entwicklung von Rettungsplänen geschaffen werden, der bei Bedarf Ersatzpopulationen aus Ex-situ-Haltungen, einschließlich Zoos, Aquarien und naturnahen Reservaten oder Schutzgebieten, zur Verfügung stellen kann.
Schutz der natürlichen Lebensräume funktioniert nicht
„Leider hat der wirksame Schutz der natürlichen Lebensräume dieser Arten nicht funktioniert, da die Delfine und Schweinswale durch Tätigkeiten bedroht sind, die für den Lebensunterhalt der Menschen als lebensnotwendig gelten. Es gibt keine Alternativen, die weder wirtschaftlich noch sozial verträglich sind“, sagt Barbara Taylor, Ph. D., Mitglied des Workshop-Lenkungsausschusses und Leiterin des Genetikprogramms für die nationale Fischerei der USA.
„Eine Veränderung des menschlichen Verhaltens ist sehr schwierig und es scheint, dass solche Veränderungen so lange Zeit erfordern, dass viele Delfinarten und Schweinswale aussterben werden, bevor die Gesellschaften angemessene Maßnahmen ergreifen. Daher benötigen Meeresressourcenmanager mehr Instrumente, die möglicherweise in Betracht gezogen werden müssen, einschließlich Optionen für das Ex-situ-Management, um diese Zeitlücke zu schließen und das Aussterben bedrohter und kritisch gefährdeter Kleinwale in naher Zukunft zu verhindern.“
Große Bandbreite an Sichtweisen
Die Organisatoren des Workshops haben darauf geachtet, dass eine große Bandbreite an Sichtweisen vertreten ist, um offene Diskussionen über die Vor- und Nachteile der Ex-situ-Optionen als Hilfsmittel für den Erhalt von Delfinen und Schweinswalen zu gewährleisten.
Der Workshop wird Erkenntnisse, die aus den Bemühungen um die Nutzung des Ex-situ-Managements zur Rettung des chinesischen Flussdelphins „Baiji“ im Jangtse, des Jangtse-Schweinswals und des Vaquita-Schweinswals aus Mexiko gezogen werden können, teilen.
Sieben weitere vor dem Aussterben stehende Arten
Er wird auch den Populationszustand von sieben weiteren gefährdeten Arten oder Populationen untersuchen und die verfügbaren Instrumente zur Verhinderung ihres Aussterbens sowie Ex-situ-Optionen diskutieren.
Diese sieben Arten, die von Wal- und Delfinspezialisten der IUCN als anfällig (vulnerable/VU), gefährdet (endangered/EN) und kritisch gefährdet (critically endangered/CR) eingestuft wurden, sind:
• Südasiatischer Flussdelfin (Platanista gangetica) – EN
• Amazonas-Delfin (Inia geoffrensis) – EN
• Irawadi-Delphin (Orcaella brevirostris) – EN
• Tucuxi (Sotalia fluviatilis) – (ungenügende Datengrundlage)
• Franciscana (Pontoporia blainvillei) – VU
• Atlantischer Buckel-Delfin (Sousa teuszii) – CR
• Buckel-Delfin (Sousa plumbea) im Indischen Ozean – EN
Ergebnisse werden öffentlich zugänglich gemacht
Die Workshop-Teilnehmer werden einen Plan für die nächsten Schritte entwickeln und dabei die kritischen Datenlücken ermitteln, um die Durchführbarkeit von Ex-situ-Erhaltungsoptionen zu bewerten. Dabei geht es um die Tierarten, die am ehesten von der Ex-situ-Erhaltung profitieren, wann Ex-situ-Maßnahmen für diese Arten beginnen sollten, und um eine logische Entscheidungsfindungsmatrix, mit deren Hilfe bewertet werden kann, wie angemessen Ex-situ-Optionen als Instrument zur Unterstützung der In-situ-Bestandserhaltung für diese Arten sind.
Obwohl die Teilnahme an dem Workshop auf eingeladene Gäste und Teilnehmende beschränkt ist, werden die Organisatoren Informationen zu den nächsten identifizierten Schritten veröffentlichen und den Bericht des Workshops öffentlich zugänglich machen.
(Quelle: Nürnberger Tiergarten)