Biologen-Blog von Benjamin Schulz, Teil 26
14. Januar 2019
Alle Jahre wieder …
Jetzt, wenige Wochen nach den Feiertagen und dem Jahreswechsel, sind sie wohl wieder den meisten unter uns aufgefallen: die kleinen und großen Abläufe und Zeremonien, die immer wieder gleich vonstattengehen. Manche davon tragen viel zu unserem eigenen Wohlfühlfaktor bei. Es gibt aber auch welche, die nerven.
Aufgewärmte Kost
So wie „Last Christmas“. Oder die vorweihnachtlichen Spendenaufrufe von Tierrechtsorganisationen, die zuverlässig mit Falschmeldungen und Hetzkampagnen einhergehen.
Dieses Jahr war zwar das, was wir von den deutschen Delfinariengegnern serviert bekamen, nur aufgewärmte Kost, die auch keinen Flächenbrand zur Folge hatte, sondern eher an die Leuchtkraft eines Teelichts in der Milchstraße erinnerte. Was jedoch in diesem Jahr wieder auf europäischer Bühne passierte, sollte jeden wahren Tierfreund beunruhigen.
Schließung aus politischen Gründen
Denn zum bereits dritten Mal musste ein Delfinarium aus politischen Gründen schließen, wobei die Entscheidungsträger extrem durch die Lobbyarbeit verschiedener Tierrechtsverbände beeinflusst wurden, um die Delfine in eine sogenannte „betreute Meeresbucht“ überführen zu lassen.
Wer sich genau erinnern kann, weiß: dies war doch bereits mehrmals der Fall! Zuerst im Heide Park in Soltau, dann in Finnland.
Nun hat es auch die Delfine im Zoo von Barcelona erwischt.
Delfine wurden vergessen
Interessant wird es allerdings erst, wenn man sich auch an den jeweiligen Ausgang der Affären erinnern kann. Das ist nämlich gar nicht so einfach, denn nach der jeweiligen Schließung haben auch die örtlichen Aktivistengruppen ihre Kampagnenarbeit weitgehend eingestellt, die Delfine wurden fallengelassen und vergessen.
Dass diese Informationsstrategie Methode hat bei Tierrechtlern, wird im Laufe dieses Artikels noch klarer werden. Zunächst jedoch erst mal Folgendes:
Weit und breit keine betreute Meeresbucht
Es gibt weiterhin keine einzige betreute Meeresbucht und die Delfine aus dem Heide Park und Finnland sind in anderen Delfinarien untergebracht. Das teils erst nach jahrelangen Irrfahrten, denn sowohl die vormaligen Eigentümer als auch die Tierrechtsaktivisten erhoben haarsträubende Besitzansprüche und verzögerten mit falschen Versprechungen einer baldig zur Verfügung stehenden Meeresbucht immer wieder die dringend notwendige permanente Unterbringung der Tiere in passende Sozialgruppen.
Leidtragende waren natürlich die Tiere selbst sowie auch die Einrichtungen, die sich in der Not bereiterklärten, die Tiere aufzunehmen. Eigentlich also eine Geschichte, die wunderbar in die Weihnachtszeit passt, trotzdem keinesfalls Schule machen sollte.
Seit zehn Jahren tut sich nichts
Fast zehn Jahre bestehen also bereits die „Bemühungen“ und Bestrebungen, Delfine in natürliche Meeresgehege zu setzen und eventuell auf die Auswilderung vorzubereiten.
Genug Zeit – sollte man meinen -, um etwas Greifbares präsentieren zu können.
Das Gegenteil ist jedoch der Fall. Erschreckend dabei ist, dass sich seit Beginn der Kampagnen tatsächlich überhaupt nichts getan hat. Bis auf den angeblichen Standort wurde nicht ein Meter Infrastruktur gebaut, es gibt weiterhin keine Genehmigungen, keine Anträge, um überhaupt welche zu bekommen, und es gibt noch nicht einmal ein Team bzw. eine Task Force von Personen, die mit Fachwissen eine Delfinhaltung planen und aufbauen könnten.
Enttäuschende Erfahrung
Das mussten auch die verdutzten Kommunalpolitiker aus Barcelona feststellen, die auf eine angepriesene Insel kamen und eine verrottete Wellblechhütte vorfanden. Von fehlenden Frischwasser-, Strom- sowie Verkehrsanbindungen mal abgesehen, war das eine enttäuschende Erfahrung für die Entscheidungsträger, die bereits mutig beschlossen hatten, sowohl die Shows als auch das Training der Tiere verbieten zu lassen.
Parallelen zu Finnland kommen einem in den Sinn, wo es plötzlich und völlig unnötig zu einer unrealistischen Frist von sechs Monaten kam, in denen die Delfine weg mussten. Ganz klar: Tierrechtsextremisten verfolgten dort das einzige Ziel, schnell das verhasste Delfinarium zu schließen. Die Gesundheit der Tiere, ja sogar die mögliche Vorbereitung auf eine Meeresbucht waren da völlig egal.
Vorgehensweise trägt Handschrift von radikalen Zoogegnern
Ähnliches lässt sich auch in Barcelona bislang nur vermuten. Die Vorgehensweise allerdings trägt die Handschrift der radikalen Zoogegner, die ohne Sinn und Verstand, geschweige denn einem Plan, was mit den Tieren geschehen soll, agieren. Wichtig sind nur der stetige Spendenfluss sowie der Erfolg der Kampagnen.
Für die Unterstützer dieser gefährlichen Gruppen zählt nur die Abschaffung sowohl der Zoos als auch der Tiere selbst. Besser tot als in Gefangenschaft ist das Motto dieser Randgruppen, die allerdings durch Einschüchterungen, Erpressungen und Drohungen großen Druck ausüben und Entscheidungen wenn nötig auch herbeizwingen.
Ein Armutszeugnis für die Demokratien in Europa, die sich so auch auf keinen Fall vernünftig gegen Populisten und Rassisten zur Wehr setzen können. Das als Anmerkung nebenbei, doch ich möchte hier heute den Hintergrund der Tierrechtsstrategien etwas mehr beleuchten. Das kann man am Beispiel der betreuten Meeresbuchten für Delfine nämlich sehr gut machen.
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