Wie oft schon sind wir von den Medien und den Politikern an der Nase herumgeführt worden?
Auch bei der Berichterstattung über die etwa 100 Belugas und Orcas, die seit letztem Jahr in einem Gehege in Ostrussland festgehalten werden, scheinen sich Fake News abzuzeichnen.
Jede Menge Schlagzeilen in den Medien
Die Medien überschlagen sich gerade dabei, darüber zu berichten, dass die Tiere demnächst angeblich wieder in die Freiheit entlassen werden sollen. Folgende Headlines kann man lesen:
* Russland: 100 Wale werden aus „Walgefängnis“ entlassen,
* Leonardo diCaprio: Russland will wegen ihm 100 Wale freilassen
* Leonardo DiCaprio rettet Wale aus Gefangenschaft oder
* Nach Druck von Leonardo DeCaprio Russland will 100 Wale freilassen.
Selbst deutsche Wal- und Delfinschutzorganisationen bedienen sich der völlig unbewiesenen Berichterstattung der Presse.
Alles nur Schall und Rauch?
Doch bis jetzt passiert gar nichts.
Die Initiative Free Russian Whales (FRW) warnt vor falschen Meldungen und protestiert gegen die Untätigkeit der russischen Politiker.
Die Organisationsmitglieder sind sehr skeptisch und schreiben am 2. März 2019 auf Facebook: Es gibt keine offizielle Anordnung der russischen Regierung, dass die Tiere in die Freiheit entlassen werden sollen. Es gibt nur schöne Worte, aber keine konkreten Aktionspläne …
Die Betreiber des „Wal-Gefängnisses“ – wie die Einrichtung im Japanischen Meer von Tierschützern genannt wird – behaupten sogar, dass die Tiere verkauft werden sollen.
Bereits vier Wale sind „verschwunden“
Von offizieller Seite heißt es, dass sich die Tiere in normaler Verfassung befänden. Dabei ist ein Orca, bei dem während einer früheren Inspektion ein erbärmlicher Zustand festgestellt worden war, vor Kurzem aus dem Gehege verschwunden. Die Betreiber der Einrichtung sagen, er sei „entkommen“. Tierschützer und Wissenschaftler vermuten, dass er nicht entkommen, sondern tot ist.
Auch drei Belugas sind „verschwunden“ …
Die russische Regierung will dem Vorfall „nachgehen“
Das ganze Hin und Her um die Wale dauert nun schon Monate an. Von Regierungsseite heißt es immer wieder, dass man dem Vorfall „nachgehen“ würde.
Laut FRW gibt es eine Stellungnahme des Präsidenten Putin vom 20. Februar, in der man nachlesen kann, dass das Schicksal der Tiere unter Beteiligung öffentlicher Organisationen entschieden werden muss.
Originaltext auf der Präsidentenseite vom 20. Februar 2019
The Government was instructed to analyse and, if necessary, submit proposals on amendments to legislation specifying the capture and use of marine mammals, as well as requirements for keeping the captured marine animals in captivity.
The Ministry of Natural Resources and Environment together with the Agriculture Ministry and the concerned research and public organisations are instructed to decide the future of the cetaceans kept in Srednyaya Bay in Primorye Territory.
Instructions for the Prosecutor General’s Office stipulate the inspection of compliance with legislation on the capture, protection and use of marine mammals, in particular those that are kept in Srednyaya Bay in the Primorye Territory.
ABER NICHTS HAT SICH GEÄNDERT!
Die Behörden eröffnen einen Fall, dann den zweiten, dann den fünften. Sie sprechen zwar von der Notwendigkeit der Freilassung, doch bislang wurden keine konkreten Maßnahmen in diese Richtung ergriffen.
Es muss dringend ein Rehabilitationsplan entwickelt werden, damit eine anschließende erfolgreiche Freisetzung in die Wege geleitet werden kann.
Unter Beobachtung, aber ohne Chance?
Die ganze Welt beobachtet diese schreckliche Situation, aber trotz all dieser Aufmerksamkeit ändert sich nichts und dass die Tiere tatsächlich wieder freikommen, mag bezweifelt werden …
Lesetipps zum Thema
* Belugas und Orcas in Russland
* Owners of Russian ‚whale prison‘ where 100 animals are kept in cramped conditions before being sold to amusement parks, are charged with illegally capturing belugas and orcas