Grauwale sind für Whale-Watcher ein beliebtes Fotomotiv. Die grauen Riesen nähern sich in der Baja California Schlauchbooten und lassen sich von den Gästen an Bord streicheln oder den Körper von lästigen Seepocken abschrubben.
Das hatten wir erst neulich von Frank Blache erfahren. Er hielt bei den Schweinswaltagen in Wilhelmshaven einen Bildervortrag über Wale und Delfine weltweit. Einer seiner ersten Walreisen führte ihn zu den Grauwalen in die Baja California.
Schreckensmeldungen
Doch in letzter Zeit gibt es vermehrt traurige Nachrichten über die ca. 15 Meter langen Bartenwale. Bereits 30 tote Grauwale wurden in diesem Jahr gefunden – acht in Washington, einer in Oregon und 21 an den kalifornischen Küsten.
Justin Greenman, Biologe der National Oceanographic and Atmospheric Association (NOAA), hat festgestellt, dass sich die Grauwale in diesem Jahr anders verhalten als sonst. Sie nehmen offensichtlich zu wenig Nahrung auf – die tot gestrandeten Tiere waren allesamt abgemagert.
Chris Biertuempfel, California’s Programs Manager der Umweltschutzorganisation Oceanic Society, berichtet, dass die Grauwal-Mütter in diesem Jahr ihre Kälber teilweise schon vor der San-Ignacio-Lagune zur Welt bringen. Eigentlich dient ihnen die Lagune als Kinderstube, da sie größeren Schutz bietet als das offene Meer. “In diesem Jahr scheint ihre Reise von der Arktis zur kalifornischen Küste länger gedauert zu haben. Ihre Zeitplanung stimmt offenbar nicht mehr”, meint Biertuempfel.
Arktis-Eis weicht immer weiter in den Norden zurück
Dieses Verhalten könnte damit zusammenhängen, dass die Grauwale zu ihren Nahrungsaufnahme-Gebieten in der Arktis längere Strecken schwimmen müssen, denn das Eis (unter dem sich die Beute der Grauwale befindet) wird durch den Klimawandel immer weiter in den Norden zurückgedrängt.
Unter dem Eis tauchen die Grauwale zum Meeresboden und nehmen dort ein Maul voll Schlamm und Kleinstlebewesen auf. Das Wasser stoßen sie durch die Barten aus. Die darin enthaltenen Krebse, Würmer und Muscheln schlucken sie hinunter.
Lange Wanderung
Nur am Nordpol ist das Nahrungsangebot groß genug, um für den langen Weg nach Süden genügend Fettreserven anlegen können. 8.500 bis 12.000 Kilometer müssen die großen Wale zurücklegen, bis sie in wärmeren Gewässern ihre Jungen zur Welt bringen.
Offenbar haben die Wale in diesem Jahr weniger gefressen als sonst und ihre Nahrungsreserven wurden früher aufgebraucht.
Vor 20 Jahren gab es ein ähnliches Phänomen. Am Ende der Saison war damals etwa ein Drittel des Bestands gestorben …
Mehr Informationen zum Grauwalsterben auf der Website Scienceblogs von Bettina Wurche.
Lesetipps
* 9th dead gray whale found beached in Wash. waters
* Unterwegs mit der „Spirit of Adventure“