Bis Ende des des 20. Jahrhunderts gab es in Kambodscha noch Tausende Irawadi-Delfine. Ab den 1970er-Jahren nahm die Population massiv ab.
Während der Gewaltherrschaft der Roten Khmer und den darauffolgenden Kriegsjahren wurden die Delfine als Nahrung gejagt.
Die wahllose Netzfischerei, bei der die Delfine manchmal als Beifang enden, forderte einen weiteren Tribut, und zur Jahrtausendwende blieben weniger als 100 Tiere übrig.
Obwohl nicht nachhaltige Fischereipraktiken (Einsatz von Gift und Dynamit) bekämpft wurden, wurden im Jahr 2015 nur noch 80 Delfine gezählt.
Population nimmt langsam zu
Dann, im letzten Jahr, gab es eine gute Nachricht. Eine neue Zählung ergab 92 Delfine im Mekong River, die höchste Zahl seit über 20 Jahren.
Die Forscher identifizierten neun neugeborene Kälber. In diesem Jahr wurden bereits drei weitere gefunden.
Doch Grund zum Feiern ist das noch nicht. Die Delfinpopulation bleibt weit unter dem Level, der erforderlich ist, damit eine Gruppe überleben kann.
Eine Vielzahl von Bedrohungen machen den Delfinen das Lebens schwer – vor allem der geplante Bau eines neuen Staudamms in Sambor, Kambodscha, der im Lebensraum der Delfine errichtet werden soll.
Außerdem gibt es bei den neugeborenen Delfinen eine hohe Sterblichkeitsrate, deren Ursache noch nicht erforscht ist.
Drei Süßwasser-Subpopulationen
Die Irawadi-Delfine, die mit ihren gewölbten Stirnen kleinen Belugawalen ähneln, leben im Brackwasser in der Nähe von Küsten und in Flussmündungen in Südasien.
Es gibt drei Süßwasser-Subpopulationen in drei Flüssen
* im Mahakam River in Indonesien,
* im Ayeyarwady (oder Irrawaddy) River in Myanmar und
* im Mekong, der aus dem tibetischen Hochland stammt und durch sechs asiatische Länder fließt, bevor er in Südchina ins Meer mündet.
Schutzgebiet in Kambodscha
Im Jahr 2012 erklärte die kambodschanische Regierung den gesamten Flussabschnitt zu einem Schutzgebiet. In Kernlebensräumen mit Delfinen war das Fischen zu jeder Zeit verboten.
Die Regeln werden von 32 Flusswächtern durchgesetzt, und die Behörden sagen, die Gesamtsterblichkeit von Delfinen sei deutlich gesunken.
Reinkarnation der Vorfahren
Irawadi-Delfine werden in Kambodscha und Laos verehrt. Viele Menschen glauben, dass die Tiere Reinkarnationen ihrer Vorfahren sind.
Die Tiere sind zu einem Schwerpunkt des aufkeimenden Ökotourismussektors in Kambodscha geworden, der die Erhaltungsarbeit unterstützt.
Der WWF-Direktor Teak Seng ist optimistisch in Bezug auf die Zukunft der Tiere. „Der Irawadi-Delfin ist in Kambodscha ein lebender nationaler Schatz und ein wichtiger Indikator für die Gesundheit des Mekong-Flusses“, sagt er. „Seine Erholung ist ein hoffnungsvolles Zeichen für den Fluss und die Millionen von Menschen, die davon abhängig sind. Nach Jahren harter Arbeit haben wir endlich Grund zu der Annahme, dass diese Delfine vor dem Aussterben geschützt werden können.“
(Quelle: nationalgeographic.com)