Wie man auf der Website von ZoosMedia lesen kann, gibt es inzwischen mehr Daten zur Lebenserwartung von Delfinen in der Wildnis und im Delfinarium.
Der Bericht bezieht sich auf Angaben von Dr. Kelly Jaakkola vom Dolphin Research Center und Kevin Willis vom Minnesota Zoo
Keine engmaschige Überwachung möglich
Daten von wild lebenden Delfinen sind nur schwierig zu bekommen, da man die Tiere nicht engmaschig überwachen kann – so, wie es in einem Delfinarium möglich ist. Doch es gibt Gebiete, in denen schon länger wissenschaftliche Studien zu ortstreuen Großen Tümmlern durchgeführt werden.
Dabei handelt es sich um die Regionen Indian River, Mississippi Sound und Sarasota Bay. Da es den Tieren dort wegen verschiedener Umwelteinflüsse und Katastrophen in den letzten Jahren ziemlich schlecht erging, haben die Forscher ältere Daten zum Vergleich herangezogen.
Verglichen wurden die Daten mit dem von der US-Regierung angefertigten Marine Mammal Inventory Report (MMIR), in dem Große Tümmler aufgelistet sind, die in Menschenobhut leben.
Lebenserwartung in Wildnis ist geringer
Zitat ZoosMedia: „Vergleicht man nun das Alter zum Zeitpunkt des Todes, so ergibt sich, dass die Tiere im Indian River im Durchschnitt im Alter von 8,3 Jahren starben, die Tiere in den US-Delfinarien, die alle im MMIR-Report erfasst werden, starben im Durchschnitt im Alter von 21,0 Jahren. Die Delfine vom Mississippi Sound starben im Durchschnitt im Alter von 9,0 Jahren, was uns zeigt, dass selbst gesunde Populationen, was ja zu dem Zeitpunkt der Analyse der Fall war, mehr als zehn Jahre kürzer leben als Tiere in Menschenobhut – ein sehr deutliches Ergebnis. Das widerlegt natürlich klar alle Unkenrufe in die Richtung, dass Delfine in Menschenobhut nur um die sechs Jahre alt würden. Die Daten des MMIR geben einen solchen Schluss nicht her.“
Delfinkälber werden nicht erfasst
Delfinkälber wurden aus der Untersuchung ausgeschlossen. Bei Delfinen ist die Säuglingssterblichkeit sowohl in freier Natur als auch im Delfinarium relativ hoch.
Das liegt daran, dass die Delfine ohne funktionierendes Immunsystem auf die Welt kommen.
Auch wird bei Delfinen immer wieder das bei Menschen bekannte Phänomen „plötzlicher Kindstod“ beobachtet: Völlig gesunde Tiere sterben plötzlich ohne ersichtlichen Grund.
Die Kälbersterblichkeit im Meer ist außerdem sehr schwer zu ermitteln. Viele neugeborene Tiere sinken auf den Meeresgrund und können nicht erfasst werden.
Weitere Informationen zum Thema unter Wie lang lebt eigentlich ein Delfin im Delfinarium und in der Natur? sowie in der Originalfassung How long do dolphins live? Survival rates and life expectancies for bottlenose dolphins in zoological facilities vs. wild populations.
Ich denke, der große Unterschied in der Lebenserwartung ist vor allem auf die vorhandene medizinische Versorgung in einem gut geführten Zoo und auf die bessere Wasserqualität in Delfinarien zurückzuführen. Auch die Abwesenheit von Feinden wird dazu beitragen, dass die Tümmler, die bei den Menschen wohnen, ein längeres Leben haben. Zudem gibt es weder Plastikmüll noch Treibnetze im Delfinarium.
Eigentlich schade, dass wir die Meere in solch einen desolaten Zustand gebracht haben…
Neben der Quantität („lange leben“) ist auf jeden Fall die Qualität („artgerecht leben“) ein entscheidender Faktor. Eine abwechslungsreiche Beckengestaltung, genügend sozialer Interaktionen (mit anderen Tümmlern aber auch mit den zweibeinigen Betreuern) und das Ausleben des Spiel-, Erkundungs-, und Geschlechtstriebs gehört meiner Meinung nach ebenso zu einem „glücklichen Delfinleben“
Vielen Dank für deinen interessanten Kommentar, Oliver!