Vor Kurzem kam im NDR die Doku „Die Retter der Schweinswale“.
Infos aus dem Film
Klaus Müller – Gründer des Ostsee-Info-Centers – hält fast täglich an der Eckernförder Bucht Ausschau nach Schweinswalen. Die Meeressäuger fühlen sich in der Ostsee recht wohl, weil das Wasser hier plötzlich bis auf 14 Meter abfällt und sie dort nach Fischen jagen können.
Keiner will Beifang in den Netzen
Obwohl sie unter Naturschutz stehen, ersticken viele Schweinswale unbeabsichtigt in Fischernetzen. Kein Fischer will diesen Beifang in seinen Netzen haben. Deshalb arbeiten seit einiger Zeit Naturschützer, das Land Schleswig-Holstein und Fischer zusammen.
Die Fischer erhalten vom Land Schleswig-Holstein kostenlos Vergrämer, die sie an ihren Netzen befestigen. Und Naturschützer – wie Klaus Müller – versuchen, alle Fischer davon zu überzeugen, dass sie diese Abwehrgeräte einsetzen. Schließlich wollen die Fischer nicht nur die Schweinswale retten, sondern auch ihre Netze. Diese werden nämlich zerstört, wenn ein Meeressäuger sich darin verheddert.
Ein Meeresbiologe entwickelt PALs
Schweinswale hören mithilfe ihres Sonarsinns 300 Meter voraus und können eigentlich jedes Hindernis entdecken. Doch die Netze werden oft nicht erkannt. Die Maschen sind so weit, dass sie nur ein schwaches Echo abgeben.
Boris Culik – Professor für Meeresbiologie – lebt an der Kieler Förde. Er hat die PAL-Sender entwickelt. PAL steht für Porpoise ALert = Schweinswal-Alarm. Diese Geräte erzeugen Geräusche, die die Schweinswale in ihrer eigenen Sprache warnen und so von den Netzen fernhalten. Der Mensch hört diese Ultraschallsignale nicht.
Vorläufer wurde vom LKW abgeschaut
Pinger – die Vorläufer der PALs – gibt es schon lange. Sie wurden offenbar von einem Kanadier entwickelt, der mithilfe von Warntönen Waltiere von den Netzen fernhalten wollte.
Als er einen rückwärts fahrenden LKW beobachtete und die piepsenden Warnsignale hörte, versah er ein Regenwasserrohr mit dem ersten akustischen Warnsignal.
Schweinswale wurden durch die Geräte vertrieben. Doch sie verschwanden leider auch aus den Gebieten, wo sie nach Beute jagten. Sie stellten außerdem vor lauter Verwirrung ihre Orientierungsrufe ein und schwammen schnurstracks ins nächste nicht mit Pingern ausgestattete Netz.
Schweinswale warnen sich nun selbst
Tausende Klicks senden Schweinswale aus, wenn sie Beute machen oder wenn sie sich gegenseitig warnen. Bei normaler Orientierung sind es nur zwei.
Die Töne, mit denen die PALs ausgestattet werden, sind genau solche aufgenommenen Warnsignale, welche die Schweinswale dazu veranlassen, ihren Orientierungssinn auf volle Power zu stellen.
Deal mit der Landesregierung
250 der 300 Fischer wollen inzwischen helfen, den Schweinswal zu schützen. Sie setzen die PAL-Geräte ein. Im Gegenzug wurde ihnen von der Landesregierung versprochen, dass ihre Fischerei nicht eingeschränkt wird.
Man hofft, 70 Prozent weniger unbeabsichtigte Schweinswale-Fänge in den Netzen durch die PAL-Technik zu erhalten.
Bei Jungtieren funktioniert die Echoortung noch nicht
In den vergangenen 30 Jahren hat sich der Unterwasserlärm verdoppelt oder sogar verdreifacht. Es könnte sein, dass dieser Lärm mit dazu beiträgt, dass die Schweinswale in die Netze getrieben werden.
Junge Tiere landen im Netz, weil sich ihre Echoortung erst nach und nach entwickelt.
Wissenschaftler wiesen Schäden (zum Beispiel abgebrochene Knochen) im Gehörorgan toter Schweinswale nach. Dafür sind wahrscheinlich Sprengungen verantwortlich. Aber auch Infektionskrankheiten und die Verschmutzung der Meere belasten die Tiere.
„Der Lebensraum der Schweinswale ist nirgendwo mehr ursprünglich“, beklagt Prof. Dr. Ursula Siebert von der Tierärztlichen Hochschule Hannover.
Es heißt also weiterhin, Vertrauen schaffen und zusammenarbeiten …
(Quelle: NDR)
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