Der Fall Vaquita
Yaqu Pacha, der Tiergarten Nürnberg und der Verein der Tiergartenfreunde investierten in den letzten zwei Jahren 145.000 Euro in den Schutz der letzten 19 Vaquitas. Ein internationales Team von Meeresbiologen und Delfinariums-Tierärzten hat versucht, die letzten Kalifornischen Schweinswale zu fangen und in einem Meerwassergehege zu züchten.
Zerstörung der Geisternetze
Das Projekt musste jedoch nach zwei erfolglosen Fangaktionen abgebrochen werden. Momentan beschränkt man sich auf die Zerstörung der „Geisternetze“, in denen sich die Schweinswale verfangen und ertrinken.
Kontrollierte Bedingungen im Delfinarium
Einen Großen Tümmler zu fangen und medizinisch zu betreuen, ist nach 80 Jahren Haltung kein Problem mehr. Doch Vaquitas reagieren anders. „Wie man mit einem Tier umgeht und welche Medikamente wirken, kann man zwar von ähnlichen Arten ableiten, man weiß es aber erst, wenn man es getan hat“, sagt Zootierärztin Katrin
Baumgartner.
Es gibt eben bestimmte wissenschaftliche Methoden des praktischen Handelns, die sich nur unter den kontrollierten Bedingungen eines Delfinariums oder Meerwassergeheges erforschen lassen.
Der Fehlschlag zeigt, wie wichtig es gewesen wäre, schon vor Jahren, als es noch rund 600 Vaquitas gab, mit dem Fang und der Haltung einzelner Tiere zu beginnen, um an ihnen zu lernen.
Wann muss eingegriffen werden?
„Man sollte eine Populationsschwelle definieren, bei deren Unterschreiten eingegriffen wird“, sagt Professor Ursula Siebert, Leiterin des Instituts für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung in Büsum.
Eine Möglichkeit zu lernen, sind Lebendstrandungen.
Nach Genesung zurück ins Meer
Am 28. November 2017 strandete ein Franciscana-Delfin (Anmerkung Meeresakrobaten: So wird der La-Plata-Delfin auch genannt) an der brasilianischen Küste. Das Weibchen hatte eine Lungenentzündung und wies eine Schnittverletzung an der Fluke auf.
Nach neuntägiger Behandlung im Delfin-Rehabilitationszentrum in Florianopolis konnte „Estrela“ mit normalem Blutbild wieder ins Meer entlassen werden, berichtet Tierärztin Cristiane Kolesnikovas.
Seit 2018 gibt es Reha-Zentren in Santa Catarina, Paraná, São Paulo und Rio de Janeiro für Delfine bis drei Meter Länge.
Retten statt ins Meer werfen
„Es wäre hilfreich, wenn die Fischer uns die verletzten Delfine bringen würden, statt sie ins Meer zu werfen“, sagt Kolesnikovas. Gestrandete Tiere seien leider meist tot, bevor sie gefunden würden.
Ähnliche Erfahrungen mit gestrandeten Schweinswalen hat man an der deutschen Nord- und Ostseeküste gemacht. „Weil in Dänemark mit Netzen gefischt wird, die nach oben offen sind, fallen dort häufiger lebende Schweinswale als Beifang an“, berichtet Anja Gallus vom Deutschen Meeresmuseum Stralsund.
Das Fjord&Bælt Center im dänischen Kerteminde nimmt sich dieser Tiere an. Nach Vorgabe der Naturschutzbehörde dürfen dort bis zu vier Tiere gehalten werden.
Forschung gekoppelt mit Infotainment
„Freja“ lebt seit 1997 in Menschenobhut. Sie wurde für Forschungsprojekte trainiert, hat aber auch „Kunststücke gelernt, die man als Besucher bei Fjord&Bælt bewundern kann“, steht auf der Homepage des Forschungs- und Erlebniscenters.
Ist es so verwerflich, Forschung und Infotainment zum Nutzen der Tierart zu kombinieren? Stattdessen investieren die Gegner der Beckenhaltung viel Geld in das vermeintliche Wohl einzelner Individuen.
Wale fliegen von Shanghai nach Island
Im Juli 2019 flog der britische Sea Life Trust in Kooperation mit der Whale and Dolphin Conservation (WDC) zwei Beluga-Wale aus einem Meeresaquarium in Shanghai nach Island. Nach der Akklimatisierung in einem kleinen Quarantäne-Becken sollen die beiden zwölf Jahre alten Tiere in ein Meerwassergehege gebracht werden.
Das weltweit erste „Beluga Whale Sanctuary“ soll 3,2 Hektar groß und bis zu zehn Meter tief sein.
Isländische Tierschützer befürchten bereits, dass die langjährigen Zootiere mit dem rauen Atlantikklima nicht mehr zurechtkommen.
Aufklärung der Bevölkerung
Oberstes Ziel sollte die Erhaltung der Art sein und dafür ist sowohl das Know-how der Tierhaltung als auch die Aufklärung der Bevölkerung notwendig. Dazu braucht es wissenschaftlich geführte Delfinarien und küstennahe Reha- und Zuchtzentren.