Eine neue Studie ergab, dass fast ein Dutzend Arten von kleinen Walen und Delfinen vom Aussterben bedroht sind. Der Hauptgrund: moderne Fischernetze, die jedes Jahr Hunderttausende Tiere fangen und töten.
Baumwollnetze wurden durch synthetische Netze ersetzt
Es geht vor allem um Meeressäuger, die in Küstengewässern, Flussmündungen und Flüssen leben.
Früher gab es ein verträgliches Miteinander von Fischern und Delfinen sowie anderen Walarten. Doch nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Baumwoll- und Hanfnetze durch billigere und haltbarere synthetische Netze ersetzt.
Netze können nicht durchgebissen werden
Diese sogenannten Kiemennetze erfordern keine teure Ausrüstung oder großen Schiffe. Deshalb sind sie für kleinere Betriebe sehr lukrativ. Doch für die Meerestiere hat sich dadurch etwas Wesentliches verschlechtert: Sie können die Netze nicht durchbeißen, wenn sie darin gefangen werden. Bei den Baumwollnetzen war das noch möglich.
Schon lange experimentieren Naturschützer mit Netzen, die von den Tieren gemieden werden oder aus denen sie leicht entkommen können. Doch eine durchschlagende Lösung gibt es bisher nicht. Auch strengere Vorschriften zum Einsatz von Kiemennetzen sind nur sehr schwierig durchzusetzen.
Düstere Prognosen
Meeresbiologen vom Endangered Species Research haben Daten von Fischereibehörden ausgewertet und dabei eine düstere Prognose für folgende Walarten gestellt:
* Chinas Baiji-Flussdelfin ist „mit ziemlicher Sicherheit ausgestorben“.
* Mexikos Vaquita besteht nur noch aus einer Population von unter 20 Tieren. Er ist vom Aussterben bedroht.
* Die Aussichten für Westafrikas Atlantischen Buckeldelfin sind „düster“.
* Ebenfalls massiv bedroht ist die Unterart des Maui-Delfins. Er kommt ausschließlich vor der Südwestküste der Nordinsel Neuseelands vor.
* Kiemennetze werden als größte Bedrohung außerdem für den taiwanesischen Buckeldelfin, den Jangtse-Schweinswal, drei Arten asiatischer Flussdelfine und den Ostsee-Schweinswal angesehen.
Es erfordert politischen Mut
Viele dieser Arten werden verschwinden, wenn die Kiemennetze nicht beseitigt werden, sagt Robin Baird, ein Meeresbiologe und Experte für Wale beim Cascadia Research Collective in Olympia/USA, der nicht an der Studie beteiligt war. Dies erfordert jedoch „politischen Mut“, betont er, da die Regierungen unpopuläre Entscheidungen treffen müssen, z. B. die Einführung von Schutzzonen ohne Fischfang und die Durchsetzung strenger Verbote. Dies sei der einzige Weg, „das Aussterben dieser Arten und Populationen zu verhindern“.
(Quelle: sciencemag.org)
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