Meeresakrobaten, 14. März 2020
Es hat uns voll im Griff – das Corona-Virus. Aus diesem Grund habe ich mal recherchiert, welche Viren eigentlich Delfinen gefährlich werden können.
Morbillivirus
Delfine werden immer mal wieder vom – mit dem Masernvirus verwandten – Morbillivirus befallen und sterben auch oft an dieser Infektion.
So geschehen zum Beispiel vor sieben Jahren, als an der Ostküste Amerikas über 300 tote bzw. sterbende Große Tümmler angeschwemmt wurden.
Im gleichen Zeitraum wurde in derselben Region sonst nur ein Zehntel dieser Todesanzahl registriert.
Ende der 1980er-Jahre trat das Virus allerdings ebenfalls schon mal epidemieartig im Osten der USA auf und tötete damals 740 Delfine!
Das Virus greift die Haut, die Lungen und das Gehirn an und führt zu Lungenentzündungen und Verhaltensstörungen. Überleben die Delfine die Krankheit, sind sie im Normalfall künftig gegen das Virus immun.
Virus alleine ist nicht tödlich
Das Virus alleine ist im Normalfall nicht tödlich. Doch wenn noch weitere ungünstige Umstände dazukommen (Nahrungsmangel, Stress usw.), kann die Krankheit – vor allem bei Jungtieren – lebensgefährlich verlaufen.
Eine Morbillivirus-Epidemie dezimierte zwischen 2006 und 2008 auch spanische Delfin-Populationen.
Massensterben bei Streifendelfinen
1991 verursachte das gleiche Virus ein Massensterben unter den Streifendelfinen am Mittelmeer.
Im Jahr 2013 wurden zwischen der Toskana und Sizilien über 100 tote Streifendelfine angespült. 35 Prozent der in Italien getesteten Delfinkadaver wiesen das Virus auf.
Auch hier waren vor allem jüngere Tiere betroffen. Die toten Delfine waren zwischen 15 und 20 Jahre alt und kamen offenbar vorher noch nie mit dem Virus in Berührung. Sie wiesen jedenfalls keine Antikörper auf. Diese werden nämlich nur von Delfinen gebildet, die schon einmal infiziert waren.
Sotalia-Delfine
2018 wurden innerhalb weniger Monate an Brasiliens Küste 250 verendete Sotalia-Delfine gefunden. Die tatsächliche Zahl der Todesfälle dürfte beträchtlich höher ausfallen, denn ein großer Teil der toten Delfine wird nicht angespült, sondern verbleibt im Meer.
Als Todesursache galt auch hier der Morbillivirus, von dem Brasilien bis jetzt verschont geblieben war.
Immer mehr kranke Delfine
Meeresbiologen verschiedener Forschungsinstitute in den USA kommen zu dem Schluss, dass die Erkrankungsrate bei Delfinen immer mehr ansteigt. Schuld daran seien die vom Menschen ins Meer gebrachten Schadstoffe.
Zwischen 2003 und 2015 untersuchten sie mehrere Gruppen von Großen Tümmlern, die im Atlantik vor der Küste von South Carolina sowie in der Indian River Lagoon an der Ostküste Floridas leben.
„Heute können wir weniger als die Hälfte der Delfine, die wir im Rahmen unserer Gesundheitsuntersuchung sehen, als gesund klassifizieren“, wird der Wissenschaftler Gregory Bossart vom Georgia Aquarium in Focus online zitiert. „Zwar blieb diese Zahl seit 2005 ungefähr konstant, doch es ist klar, dass die Bestände gesundheitlich stark unter Infektionskrankheiten und Umweltbelastungen leiden.“
Vor allem wurden bei den Tieren ein Hautpilz sowie Papillomviren festgestellt. Diese verursachen Wucherungen an der Schnauze und den Geschlechtsorganen. Im Blut wurden außerdem Antikörper gegen Morbilliviren gefunden.
Schadstoffe im Meer
In den untersuchten Gewässern konnten die Forscher durch Menschen eingebrachte Schadstoffe identifizieren – u.a. das Insektizid DDT sowie Polychlorierte Biphenyle (PCB), die in Kühl- und Isolierflüssigkeiten für elektrische Anlagen, als Flammhemmer sowie als Weichmacher in Kunststoffen eingesetzt wurden.
Haut
Eine andere Krankheit kann man manchmal auf der Haut der Delfine feststellen.
Laut Professorin Ursula Siebert von Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung in Büsum handelt es sich bei den kreisförmigen, grauen Flecken auf der Haut oft um eine Kombination aus viralen, bakteriellen und fungalen Prozessen.
Tiermediziner sprechen dabei auch vom Pockenvirus (Poxvirus). Ist die Krankheit fortgeschritten, bilden sich schwarze, punktförmige Muster, die auch „Tätowierung“ genannt werden. Stress und Umweltbedingungen scheinen eine wichtige Rolle bei der klinischen Manifestation von Delfinpocken zu spielen.
Delfine im Zoo gesünder als Delfine im Meer
Laut einer US-Studie von Patricia Fair (Medizinischen Universität von South Carolina) und ihren Kollegen sind Delfine, die in menschlicher Obhut leben, gesünder als ihre Artgenossen im Meer.
Umweltgifte, verschmutztes Wasser sowie Parasiten gibt es in Delfinarien nicht. Dementsprechend gut sah der Gesundheitszustand der in menschlicher Obhut gehaltenen Tiere aus.
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