Meeresakrobaten, 18. April 2020
Genauso wie bei Menschen und vielen Tieren gibt es bei Delfinen schüchterne und couragierte Persönlichkeiten.
Delfinpersönlichkeiten
Der Verhaltensökologe Bruno Diaz Lopez vom spanischen Bottlenose Dolphin Research Institute in Pontevedra hat nun eine Studie veröffentlicht, in der er Delfinpersönlichkeiten vor der Küste Sardiniens beschreibt. Seine Ergebnisse erschienen in Animal Behaviour.
(2009 habe ich den Wissenschaftler auf Sardinien besucht und darüber einen Beitrag für die Meeresakrobaten verfasst. Dazu mehr unter: Besuch im Delfin-Forschungsinstitut auf Sardinien.)
Geselligere haben mehr Kontakte
Doch nun zurück zur Studie. Geselligere Delfine haben stärkere soziale Bindungen als schüchterne. Das wissen wir bereits aus Delfinarien.
Doch wie sieht es in freier Wildbahn aus? Dieser Frage widmete sich Bruno Diaz Lopez in einem groß angelegten Projekt.
Langzeitstudie
Der Forscher und sein Team beobachteten während einer Langzeitstudie 16 Jahre lang die Großen Tümmler im Golf von Aranci auf Sardinien/Italien.
Die Gruppen dort gestalteten sich flexibel. Delfine schlossen sich zusammen und trennten sich wieder.
Man nennt diese Gruppenkonstellation „Fission-Fusion-Gesellschaften“. Tiere verschmelzen zu einer Gruppe (Fusion) und spalten sich nach einiger Zeit wieder auf (Fission).
Bei den Orcas weiß man, dass sie im Familienverband zusammenbleiben. Doch die Delfingruppen in den Küstengewässern von Sardinien umfassten einmal vier Individuen, ein andermal bis zu 30.
Angetroffen wurden die Großen Tümmler regelmäßig an einer Fischfarm. Dort entstanden Tausende Fotos. Auf ihnen konnten 24 ausgewachsene Tiere – 13 Weibchen und 11 Männchen – identifiziert werden, mit denen der Biologe ein Experiment durchführte.
Konfrontation mit Bedrohungen
Er konfrontierte die 24 Delfine mit zwei unbekannten Bedrohungen. Einmal näherte sich ihnen ein Mensch in Schnorchelausrüstung. Ein andermal wurde ein Unterwasseralarm ausgelöst, der ursprünglich dafür entwickelt wurde, Delfine von Fischernetzen fernzuhalten.
Diese Tests führte Bruno Diaz Lopez zwischen 2004 und 2011 durch. 96 Mal ließ er in Anwesenheit der Tiere einen Schnorchler ins Wasser, 96 Mal löste er den Unterwasseralarm aus.
Scheue Delfine hielten einen Abstand von 67 Meter ein
Bruno maß auf den gedrehten Filmen die Entfernung zwischen den einzelnen Delfinen und der Bedrohung und konnte so Aussagen über ihre Reaktion auf Fremdkörper machen.
Der Wissenschaftler entdeckte, dass sich einige Delfine sehr mutig verhielten und sich sowohl dem Menschen als auch dem unbekannten Objekt, von dem ein eigenartiges Geräusch ausging, näherten.
Andere Tiere dagegen waren sehr scheu. Diese blieben im Schnitt 67 Meter von den Störquellen entfernt. Eine dritte Gruppe zeigte einmal ein extrovertiertes Verhalten, ein andermal blieb sie zurückhaltend.
Soziales Netzwerk
Auch für das soziale Netzwerk der Delfine interessierte sich der Forscher. Welcher Delfin agiert mit welchem wie lange?
Er fand heraus, dass die unerschrockenen Tiere eher tiefergehende soziale Bindungen pflegten als die scheueren. Dabei nahmen die mutigen Delfine auch Kontakt zu den zurückhaltenden Tieren auf.
Es ist anzunehmen, dass kühne Delfine für ihre Gruppe besonders nützlich sein können, wenn es um die Futtersuche geht. Sie geben wichtige Informationen über Nahrungsressourcen an ihre Artgenossen weiter.
Außerdem kann man davon ausgehen, dass die draufgängerischen Delfine die Gruppe zusammenhalten.
Und: Extrovertierte männliche Delfine bilden Allianzen, die zu einem größeren Fortpflanzungserfolg führen.
Kein evolutionärer Grund
Woher die Unterschiede in den Persönlichkeiten der Delfine kommen, ist nicht bekannt. Sasha Dall, ein Verhaltensökologe der britischen University of Exeter sagt: „Warum haben Delfine oder andere Arten überhaupt Persönlichkeiten? Es gibt keinen evolutionären Grund, zu glauben, dass es in jeder Tierart schüchterne und unerschrockene Individuen geben sollte.“
Dall mag recht haben. Aber zu wissen, dass es bei Delfine auch Entdecker und Mauerblümchen gibt, ermöglicht uns einen weiteren Einblick in ihre Welt und hilft dabei, uns ihnen näher zu fühlen.
(Quellen: National Geographic und nationalgeographic.com)
Dazu habe ich vor einiger Zeit auch einen interessanten Filmbeitrag gesehen, ich glaube, es war bei Terra X.
Da wurde von einem Taucher ein Gerät am Meeresboden aufgestellt, das in regelmäßigen Abständen Luftringe erzeugte und eine Kamera versteckt.
Die Delfine wurden schnell darauf aufmerksam und auch da gab es sehr schüchterne Tiere aber auch einige, die auf das seltsame erät neugierig waren. Irgendwann hat sich einer näher hingetraut, er hat ein wenig beobachtet und dann hat er gemerkt, dass das Gerät harmlos ist und hat angefangen, nach den Luftringen zu schnappen. Dann sind auch die anderen mutiger geworden und nach kurzer Zeit haben die Tümmler herausgefunden, dass man mit den Luftringen wunderbar spielen kann. Kurz darauf war die ganze Gruppe begeistert dabei und sie konnten gar nicht genug davon bekommen…
Vielen Dank für deinen interessanten Beitrag, Oliver!