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Fragen an einen Delfin-Experten (4)


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Delfine an der Waage im Nürnberger Tiergarten
(Foto: Oliver Schmid)

Natur-Apotheke

Oliver: Ich hab mal in einem Film gesehen, dass sich Delfine in der freien Wildbahn an Hornkorallen reiben, um sich zu kratzen, und man vermutet, dass sie dadurch auch pharmazeutische Wirkstoffe erhalten, d.h. es ist evtl. auch eine Art „Natur-Apotheke“.

Was bietet man den Tieren im Delfinarium als Ersatz an, können sie sich kratzen, wenn es sie juckt?

Benjamin: Also, was die pharmazeutische Wirkung von Korallen angeht, bin ich fachlich nicht genug qualifiziert. Aber zum Kratzen gibt es auch in Delfinarien genug Optionen.

Da werden extra Bürstenleisten installiert oder ähnliche Vorrichtungen und die Trainer sind ja auch noch da, wenn’s mal juckt :D.

Treffsicher

Oliver: Außerdem habe ich in einer Reportage über die Sinne der Delfine ein interessantes Experiment gesehen. Den Delfinen wurde beigebracht, auf zwei Tafeln Punkte zu erkennen. Diese hatten verschiedene Größen. Das Ziel war, dass die Delfine erkennen mussten, auf welcher der beiden Tafeln mehr Punkte aufgeklebt sind. Es ging also nur um die Anzahl, nicht um die Größe der Punkte und diese waren auch ungleichmäßig angeordnet.

Die Tümmler schafften es treffsicher, schneller als wir es schaffen würden, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, die richtige Tafel anzustupsen – und zwar auch dann, wenn es sich um eine größere Zahl von Punkten handelte (z.B. 9 gegen 8). Hier frage ich mich, welchen Sinn diese Fähigkeit, feinste Differenzen in Quantitäten augenblicklich erkennen zu können, in der Natur haben könnte.

Benjamin: Du beschreibst ganz klar das Forschungsprojekt des Dolphin Research Center über die Auffassungsgabe numerischer Begriffe wie „weniger“ und „mehr“. Habe ich mit Faszination gelesen und geschaut (gibt es irgendwo auf YouTube als Video). Sinn macht diese Fähigkeit, die ich aber jetzt nicht überbewerten würde, in der Natur auf jeden Fall.

Wilde Tiere müssen ständig abschätzen und Lagen bewerten, wenn es um die Nahrungssuche bzw. den Energieverbrauch bei der Jagd geht. Ein einzelner Delfin muss also erkennen können, ob sich ein Fischschwarm lohnt (kleine Fische, große Fische, wie viele etc.) oder ob der Energieaufwand für die Jagd zu groß wäre.

Zusätzlich dazu haben Delfine dann auch noch besonders energiesparende Jagdmethoden entwickelt. Da würde ich die Intelligenzleistung schon mehr würdigen. Als Beispiele kann man hier nennen:

* „Fish Kicking“ (siehe Video oben)
* „Strand Feeding“ und
* „Mud netting“.

Total faszinierend!

Auch die Corona-Krise war Thema in Olivers Interview mit Benjamin. Dazu mehr auf der folgenden Seite.

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