Berichte, Biologen-Blog

Viren aus biologischer Sicht


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Benjamin mit Großem Tümmler
(Foto: Benjamin Schulz)

Biologen-Blog von Benjamin Schulz, Teil 30
3. August 2020

(5 Kommentare)

Hallo liebe Meeresakrobaten-Fans!

Es ist schon wieder eine ganze Weile her, dass ich einen Blog geschrieben habe, was vor allem daran liegt, dass meine Doktorarbeit in diesem Sommer ihren Abschluss findet.

Nun habe ich aber doch etwas Zeit gefunden und möchte mich wieder dem Thema Delfine widmen und möchte dabei auch das aktuelle Weltgeschehen berücksichtigen. Denn das zurzeit weltbestimmende Thema wird von den winzigsten Bewohnern dieses Planeten und unserem Umgang mit ihnen beeinflusst: den Viren.

Was sind überhaupt Viren?

Wenn ihr aufmerksam gelesen habt, werdet ihr bemerkt haben, dass ich sie als „Bewohner“ bezeichnet habe. Der Grund dafür ist, dass Viren tatsächlich im wissenschaftlichen Konsens nicht als Lebewesen bezeichnet werden, sondern nur als „dem Leben nahestehend“.

Was steckt hinter dieser merkwürdigen Bezeichnung?

Viren sind zwar eindeutig organische Strukturen, besitzen aber weder einen eigenen Stoffwechsel noch die Fähigkeit, sich zu reproduzieren. Eigentlich sind sie nur ein in eine organische Hülle eingebettetes Programm in Form der DNA (oder auch RNA).

SARS-CoV-2
(Quelle: Wikipedia/CDC/ Alissa Eckert, MS; Dan Higgins, MAM)

Sie benötigen aber zur Vermehrung einen lebenden Wirt, vielmehr die Zellen eines Wirtes.

Viren in der Luft nennt man Virionen

Außerhalb eines Körpers können sich Viren nicht vermehren und sind auch nur begrenzt in der Lage, dort intakt zu bleiben. Wenn Viren sich in der Luft befinden (oder auch in infektiöser Flüssigkeit außerhalb eines Wirtes), nennt man sie übrigens Virionen.

Erst in den Zellen eines Wirtes werden sie zum Virus, welches dann die Wirtszellen zur eigenen Reproduktion und durch Rekombination der DNA sogar zur eigenen Evolution nutzen kann.

Für den Wirtsorganismus ist das natürlich schlecht, denn die befallenen Zellen fallen aus. Im Kampf des Körpers gegen das Virus gibt es dann – ob Mensch oder Tier – verschiedene Ausgangsszenarien. Entweder das Immunsystem gewinnt den Kampf, dann stirbt das Virus und verschwindet, aber es hat durch Übertragung wahrscheinlich vorher noch einen weiteren Wirt gefunden, der vielleicht weniger resistent ist.

Oder das Virus gewinnt und der Wirt stirbt. Eigentlich ist das aber auch schlecht für das Virus, denn ein toter Wirt kann nicht mehr für die Reproduktion genutzt werden.

Virus im Körper ein Leben lang

Deshalb ist es meistens so, dass ein Mittelweg gefunden wird: Dann trägt man als Wirt das Virus im Körper, eventuell sogar ein Leben lang, ohne darunter zu leiden. Es vermehrt sich nur begrenzt, wird durch das Immunsystem in Schach gehalten, kann sich aber durchaus auf andere Wirte ausbreiten.

Auf der nächsten Seite geht es um das Zusammenspiel von Viren und Überbevölkerung.

5 Kommentare

  1. Herzlichen Dank für eure Kommentare!

    Dem Aufruf von Wolfgang Rades und Benjamin, Zoos zu unterstützen und diese zu besuchen, schließe ich mich gerne an. Diese Aufforderung beherzige ich schon lange und werde ihr auch in der nächsten Woche wieder nachkommen. ;o)

    geschrieben von Susanne
  2. Vielen Dank für diesen tollen und ebenso aufrüttelnden (hoffentlich!) wie aussagekräftigen Bericht, lieber Benjamin! Dank auch an Oliver für die aus meiner Sicht als der eines Tiergartenbiologen und Ökologen ebenfalls den Nagel auf den Kopf treffenden Kommentare.
    In der Tat steht die Menschheit just in unserer Generation an einer Weichenstellung:
    Einerseits im positiven Sinn hin zu einem Lernen aus diesen Krisen. – Neben, und eigentlich noch vor der Coronavirus-Pandemie, sind dies der Klimawandel, für den das nunmehr bereits dritte viel zu trockene Sommerhalbjahr hierzulande in Folge ein deutliches Symptom ist. Hinzu kommt, eher schleichend, aber rasant, die Biodiversitätskrise, erleben wir doch derzeit die sechste globale Aussterbewelle auf der Erde, die überdies erstmals menschengemacht ist! Voraussetzung für eine Weichenstellung in die richtige Richtung – hin zu einer wirklich nachhaltigen Lebensweise – wäre die Bereitschaft nicht nur zum Lernen, sondern darüberhinaus auch dazu, ERNSTHAFTE Konsequenzen aus unserem bisherigen Fehlverhalten zu ziehen.
    Tun wir dies nicht, dürfte die Art Homo sapiens (was leider offensichtlich nicht der „vernüftige“ Mensch ist, sondern in der Realität leider nur der „vernunftbegabte“ Mensch, der von dieser Begabung mit verheerenden Konsequenzen für Mensch und Natur viel zu wenig Gebrauch macht…) in der Tat – neben den meisten anderen Arten – schon in relativ kurzer Zeit zum Aussterben verurteilt sein!
    Denn, wie von Benjamin aufgezeigt, sind wir als (biologisch gesehen)eine Art des Tierreichs ebenfalls nur ein Bestandteil der Natur. – Leider geht die aktuelle Entwicklung immer noch in die falsche Richtung! Was ich dabei besonders dramatisch finde, ist, dass der Mensch auch in der gegenwärtigen Krise kaum Anstalten macht, dem in Benjamins Beitrag aufgeführten (und übrigens schon von Frankfurts damaligem Zoodirektor Bernhard GRZIMEK in seinem Epos „Kein PLatz für wilde Tiere“ in den fünfziger Jahren aufgezeigten) viel zu großen Bevölkerungswachstum durch eine konsequente Geburtenkontrolle als Hauptursache entgegen zu wirken! Allen ökologischen – und übrigens natürlich auch sozialen – Schäden zum Trotz! – Glücklicherweise gibt es auch Institutionen, von den pragmatischen Natur- und Umweltschutzverbänden über die „Fridays for Future“-Bewegung bis hin zu den MODERNEN Zoologischen Gärten und Aquarien sowie Delfinarien, die sich in dieser tragischerweise zudem immer stärker naturentfremdeten (und von kurzsichtigen Egoismen dominierten) Gesellschaft dieser verheerenden Entwicklung entgegen stellen. – Allerdings ist diese Bewegung noch viel zu schwach! Sie lähmt sich paradoxerweise zudem selber! Denn die Akteure ziehen leider nicht immer an einem Strang, weil eine laustarke Minderheit ideologisch verblendeter radikaler Tierrechtler bei weitem über das Ziel hinausschießt. Denn diese bekämpfen die modernen Zoos, obwohl diese DIE Botschaften der Wildtiere, die zudem mit mehr als 250 Millionen Dollar jährlich mit steigender Tendenz schon jetzt der drittstärkste Förderer des Natur- und Artenschutzes auch in den verbliebenen natürlichen Lebensräumen sind, unter dem Vorwand angeblichen Tierschutzes und mit nachweislich unwahren Behauptungen! Besonders stark attackiert werden bekanntlich mit Duisburg, Nürnberg und dem Loro Parque auf Teneriffa, für den ich mich als Artenschutzbeauftragter engagiere, die VdZ-Zoos, die Cetaceen als besonders charismatische Botschafter für den Schutz der Meere halten. Dabei fördert der Loro Parque mit 10% der Eintrittseinnahmen das Engagement seiner Naturschutzstiftung, der Loro Parque Fundacion, die dadurch mit jährlich einer Millionen Dollar bedeutende Natur- und Artenschutzprojekte in aller Welt unterstützen kann. Zumindest 10 Papageienarten konnten somit vor der unmittelbar drohenden Ausrottung bewahrt werden, und natürlich kommen diese Fördergelder des Loro Parque insgesamt auch dem Biotopschutz, und somit auch vielen anderen bedrohten Arten zugute. Auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz engagieren sich immer mehr moderne Zoos, u.a. durch die Einführung eines Artenschutz-Euro (bzw. Fränkli),für den Natur- und Artenschutz! Ideologisch verblendete Zoogegner hingegen torpedieren dieses so wertvolle Engagement, anstatt dieses angesichts der im Beitrag von Benjamin anschaulich reflektierten Umstände (für die die Corona-Pandemie lediglich ein Indikator ist…) zu unterstützen. Übrigens leiden ekanntlich auch die modernen Zoos, wie auch der Naturschutz insgesamt, weltweit unter dem Corona-Lockdown! Deswegen ist der Aufruf von Benjamin, diese durch Spenden, und auch durch direkte Besuche, zu unterstützen, besonders zu begrüßen!
    – Denn: Gäbe es noch keine Zoos, es wäre höchste Zeit, sie zu erfinden!

    geschrieben von Wolfgang Rades
    1. Lieber Herr Rades,

      vielen Dank für Ihren lesenwerten Kommentar und das Lob für meinen Beitrag.
      Ich habe mich darüber sehr gefreut und kann Ihnen in allem anderen nur beipflichten.
      Machen Sie weiter mit der guten Arbeit beim Loro Parque und bleiben Sie gesund!

      geschrieben von Benjamin
  3. Dein Fazit ist ja ziemlich deprimierend.
    Auch ich zweifle manchmal am Verstand vieler Leute, wenn ich so den täglichen Hass im Internet miterlebe, Leute, die meinen, besser Bescheid zu wissen als jeder Experte, nur weil sie mal einige Youtube-Filmchen gesehen haben und übser so manche Staatslenker kann man nur noch verwundert den Kopf schütteln.
    Dennoch denke ich, dass das eine insgesamt doch eher kleine, doch lautstarke Minderheit ist.
    Oder ich hoffe es zumindest…

    geschrieben von Oliver
    1. Ja Oliver, ich hoffe auch noch, aber irgendwie manifestiert sich der Eindruck, dass eine stetig wachsende Zahl von Menschen „verblödet“. Dazu kommt ja auch noch, dass es nicht allein um die Coronakrise geht, wo es vielleicht wirklich nur ein paar Deppen sind, sondern es geht auch immer noch um den Klimawandel, den die Mehrheit der Menschheit mitverursacht und langfristig ignoriert hat. Und nur allein deshalb wehrt sich die Natur ja überhaupt. Weil wir alle seit Jahrzehnten einem Wirtschaftssystem huldigen, das grenzenloses Wachstum in einem endlichen Ökosystem fordert. Und wer da die Probleme nicht kommen sieht oder sie evtl. verdrängt, weil „sie erst auftreten, wenn wir tot sind“, ist einfach nur dumm und egoistisch.
      Und wenn man also wie ich davon ausgeht, dass das Virus momentan die Menschheit dezimieren soll, dann gehören die Verblödung, der Hass und die Hetze auch zum Regulationsmechanismus der Natur gegen Überbevölkerung, denn all das hilft dem Virus bei der Arbeit. Es ist eine Beobachtung, die bei allen sozial lebenden Tieren (bis auf Insektenstaaten als Ausnahme) beobachtet werden kann: bis zu einer gewissen Zahl an Individuen floriert die Gesellschaft, die sozialen Kontakte steigen und die Intelligenz sowie auch die Empathie nehmen zu. Übersteigt die Zahl der Individuen aber die Tragfähigkeit des Ökosystems, erzeugt das Stress. Durch zu hohe Populationsdichte sinkt also der soziale Zusammenhalt wieder drastisch, es kommt zu Aggressionen, Rivalitäten, Revierkämpfen etc. Auch so sorgt die Natur wieder für ein Gleichgewicht. Ich glaube, Menschen sind bei weitem nicht so intelligent wie sie selbst glauben, denn sie können vor allem mit diesen niederen Trieben immer noch nicht umgehen. Werden sie auch nie. Die Natur ist stärker und der Mensch zu arrogant, um das einzusehen.

      geschrieben von Benjamin

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