Bisher wurden keine Fälle von SARS-CoV-2 bei Meeressäugern dokumentiert.
Aber es ist nachgewiesen, dass sowohl verschiedene Delfinarten als auch Belugas in der Vergangenheit mit verwandten Coronaviren infiziert wurden.
Und da die meisten Meeressäuger sozial sind, können sich Coronaviren leicht durch den engen Kontakt zwischen den Tieren ausbreiten. Ein infiziertes Tier könnte also ganze Populationen bedrohen.
Virus überlebt 25 Tage im Wasser
Studien haben gezeigt, dass SARS-CoV-2 über den Kot ausgeschieden wird und bis zu 25 Tage im Wasser aktiv sein kann. Dies erhöht die Möglichkeit, dass sich das Coronavirus über Abwasser ausbreitet, wie dies in Spanien, Italien und Frankreich der Fall war. In allen drei Ländern wurde das Virus in unbehandeltem Abwasser nachgewiesen.
Potenzielles Problem in Alaska
Selbst mit primären Mitteln behandeltes Abwasser weist messbare Mengen an SARS-CoV-2 auf. Dies schätzen Forscher u.a. als potenzielles Problem in Alaska ein. Hier könnten Belugas durch Abwasser infiziert werden, das aus dem Lagunensystem des Staates in die lokalen Wasserstraßen gelangt.
Einige Arten gehören zu den Risikogruppen
Mehr als die Hälfte der Arten, bei denen festgestellt wurde, dass sie für SARS-CoV-2 anfällig sind, sind gefährdet. (Darüber gibt es bei den Meeresakrobaten einen separaten Beitrag, auf den ich hier gerne verlinke.)
Es gehören also nicht nur bestimmte Menschen zu den Risikogruppen, sondern auch einige Delfinarten, die vom Aussterben bedroht sind – wie zum Beispiel der Chinesische Flussdelfin und der Ostasiatische Glattschweinswal
Forscherteam warnt vor Virus im Wasser
Graham Dellaire führt zusammen mit anderen Wissenschaftlern eine Studie zur SARS-CoV-2-Gefährdung von Meeressäugern durch. Er berichtet, dass bei einigen Delfin- und Walarten, die in der Vergangenheit mit verwandten Coronaviren infiziert wurden, sowohl leichte Krankheiten als auch lebensbedrohliche Leber- und Lungenschäden diagnostiziert wurden.
Das Team prognostiziert, dass die Mehrheit der Wal-, Delfin- und Schweinswalarten – 18 von 21 – die gleiche oder eine höhere Anfälligkeit für das Virus wie der Mensch aufweist. Acht von neun Robbenarten sollen ebenfalls höchst anfällig sein für SARS-CoV-2.
Überwachung anfälliger Arten
„Unser Hauptaugenmerk liegt auf Entwicklungsländer, in denen Maßnahmen für die öffentliche Gesundheit sowie die Abwasserbehandlungsinfrastruktur, die zur Bewältigung der COVID-19-Krise erforderlich sind, sehr unterschiedlich ausgeprägt sind“, erklärt Saby Mathavarajah, eine Doktorandin aus Dr. Dellaires Labor. „Die Überwachung anfälliger Arten in diesen Hochrisikogebieten auf der ganzen Welt wird für den Schutz der Tierwelt während und nach der Pandemie von Bedeutung sein.“
(Quellen: Danger in the deeps: COVID‑19 spread through wastewater could devastate some marine mammal species und Pandemic danger to the deep: The risk of marine mammals contracting SARS-CoV-2 from wastewater)
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