Meeresakrobaten, 14. Januar 2021
Im ZEIT MAGAZIN erschien am 10. Dezember 2020 ein sehr interessanter Artikel über das Orca-Weibchen Morgan. Ich habe den Text zusammengefasst und mit eigenen Bemerkungen ergänzt.
Redakteur wurde neugierig
Das Tier wurde vor über zehn Jahren an der niederländischen Küste stark abgemagert und entkräftet gefunden, im Delfinarium von Harderwijk aufgepäppelt und schließlich mit anderen Orcas im Loro Parque (Teneriffa) vergesellschaftet.
Der Autor des Artikels heißt Johannes Böhme. Er stieß durch diverse Blog-Einträge einer Pro-Zoo-Website auf die Geschichte von Morgan.
Böhme beschloss daraufhin, zu recherchieren, was vor ungefähr zehn Jahren und danach geschah. Er wollte vor allem herausfinden, warum der Streit um den großen Delfin so drastisch geführt wird.
Und was will der Wal?
So heißt der Titel des Artikels. Auch wenn man den Beitrag gelesen hat, lässt sich die Frage, was Wale und Delfine wirklich wollen, nicht beantworten. Die Diskussion, ob Delfine (der Orca ist der größte Vertreter von ihnen) aus ethischer Sicht in zoologischen Einrichtungen gehalten werden dürfen oder nicht, wird seit langer Zeit sehr emotional geführt. Befürworter und Gegner scheinen sich keinen Millimeter aufeinander zubewegen zu wollen. Jeder vertritt seinen Standpunkt und verschließt sich den Argumenten der Gegenseite.
Viel Streit um ein Tier
Johannes Böhme besuchte den Loro Parque im August 2020. Dort traf er den 83-jährigen Besitzer Wolfgang Kiessling.
Kiessling kam in den 1970er-Jahren nach Teneriffa und ließ im Norden der Insel ein riesiges Freizeitareal für Einheimische und Touristen entstehen.
Es leben viele Tiere im Loro Parque. Und es gibt auch immer wieder Stimmen gegen die Zootierhaltung. Aber kein Tier hätte ihm so viel Ärger eingebracht wie Morgan, erzählte der Multimillionär dem Redakteur. Denn schon ein ganzes Jahrzehnt lang wird um den Delfin gestritten.
Dieser Streit landete siebenmal vor Gericht und einmal sogar vor dem Petitionsausschuss des EU-Parlaments.
Vom Monster zum Showtier
Im vergangenen Jahrhundert galten Orcas (die auch Schwert- oder Killerwale genannt werden) noch als Monster. Sie wurden in Island bis 1954 mit Maschinengewehren abgeschossen. In den 1960- und 1970er-Jahren wendete sich das Blatt. Aus den Ungeheuern wurden Showtiere. Für „Nachschub“ sorgten der freien Wildbahn entnommene Schwertwale.
Besucher von Freizeitparks liebten die riesigen Meeressäuger mit der markanten Schwarz-Weiß-Zeichnung.
Inzwischen gibt es viele Nachzuchten. Ein Orca hat laut Dennis Speigel – ein Experte für amerikanische Vergnügungsparks – einen Wert von 5 bis 10 Millionen US-Dollar.
Keine Überlebenschancen im Meer
Wildfänge sind schon lange verboten. Doch dann tauchte das Orca-Weibchen im Wattenmeer auf.
Der Wissenschaftler Kees Camphuysen analysierte die Fotos, die ihm die Entdecker des Orcas zukommen ließen. Sein Urteil lautete: Man könne nichts für das junge Tier tun. Seine Familie wäre nicht bei ihm und es würde sterben.
Die nächsten bekannten Orca-Populationen waren alle in jeder Richtung mehr als 700 Kilometer entfernt. Orca-Populationen gibt es bei den Hebriden, vor der Westküste Großbritanniens, auf den Färöer Inseln und an der norwegischen Küste.
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