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Morgans Geschichte im Zeit Magazin


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Modell eines Orcas
(Foto: Susanne Gugeler)

Sondergenehmigung

Am 23. Juni 2010 wurde der Orca in das 160 Kilometer entfernte Delfinarium in Harderwijk gebracht. Man stellte fest, dass es sich um ein noch recht junges Orca-Weibchen handelte.

Die niederländische Regierung erteilte dem Delfinarium eine Sondergenehmigung, das Tier erst einmal zu behalten und zu pflegen. Normalerweise ist es in den Niederlanden verboten, wild lebende Tiere aufzunehmen.

Steve Hearn, der damals Cheftrainer im Delfinarium war, wunderte sich, dass sich der Delfin nicht wehrte, als man ihn in ein Becken brachte.

Das unterernährte und dehydrierte Tier wurde aufgepäppelt

Niels van Elk war damals Tierarzt im Delfinarium. Er gab dem Tier Infusionen, weil es dehydriert war.

Das Weibchen, das später den Namen Morgan (= „auf See geboren“) erhielt, maß 3,40 Meter und man schätzte ihr Alter auf zwei bis drei Jahre. Nur 430 Kilogramm brachte sie auf die Waage. So viel wiegt normalerweise ein einjähriges Kalb.

Ihr neues Zuhause war ein 20 Meter langer und acht Meter breiter Pool. Die Tiefe betrug nur drei Meter. Die Tierpfleger fütterten Morgan mit Heringen, Tintenfischen und Lodden. Ein lokales Unternehmen stiftete sogar teures Lachsfilet. Doch dieses verschmähte Morgan.

Orca (Foto: Rüdiger Hengl)

Kein Besitzanspruch

Keiner hatte 2010 einen Besitzanspruch auf Morgan. Sie war wie alle Wildtiere in der EU gemäß Juristenjargon res nullius = niemandes Sache.

Der Streit entfacht

Doch dann ging der Streit um das Orca-Weibchen los. Die unterschiedlichen Wahrnehmungen der Wirklichkeit von Zoobefürwortern und Zoogegnern prallten aufeinander.

Auch die Walforscherin Ingrid Visser mischte sich ein. Sie wohnt in einem abgelegenen Haus in Neuseeland und hat ihr Leben den Orcas gewidmet. Unzählige Male tauchte sie mit ihnen. Nachdem sie in Antibes (Frankreich) zum ersten Mal Orcas in Gefangenschaft gesehen hatte, nahm sie den Kampf gegen die Orca-Haltung auf.

Es gab ein Hin und Her, was die Meinungen über den Verbleib des gestrandeten Delfins anbelangte. Sollte er wieder ausgewildert werden? Schließlich hatten Vergleiche von Morgans Lauten mit bekannten Populationen gezeigt, dass sie sehr wahrscheinlich zu einem norwegischen Familienverband gehörte.

Ferngesteuertes Auto für Morgan

Steve Hearn – dem Cheftrainer von Harderwijk – war bewusst, dass sich hochintelligente Tiere – zu denen Delfine zählen – sehr schnell langweilen. Aus diesem Grund kümmerte er sich sechs Tage die Woche, 16 Stunden am Tag um Morgan.

Er ließ zum Beispiel ein ferngesteuertes Auto vor ihrem Becken auf und ab fahren. Mit Cornflakes lockte er Möwen an, die die Aufmerksamkeit von Morgan erregten. Er massierte ihren Bauch, den Rücken, die Zunge. Doch auch Hearn war klar, dass diese exklusive Behandlung nicht ausreichen würde und Morgan dringend mit Artgenossen zusammengebracht werden musste.

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