In der ARTE-Mediathek gibt es einen hochinteressanten Beitrag über das Anpassungsverhalten von Tieren.
In der Dokumentation erfährt der Zuschauer u.a., wie kleine Geschöpfe einem Meeresriesen das Leben zur Hölle machen können.
Tausende Südkaper schwimmen in Bucht
Nach ihrer Rückkehr aus der Antarktis halten sich 5.000 bis 6.000 Südkaper (auch Südliche Glattwale genannt) drei Monate lang in einer Bucht vor der argentinischen Halbinsel Valdés auf. Das ist die Hälfte des weltlichen Bestands. Die zu den Glattwalen zählenden Tiere gebären in diesem Gebiet ihre Jungen.
Wale werden schon erwartet
70.000 Brutpaare der Dominikanermöwen scheinen nur auf das Erscheinen der Wale zu warten.
Früher fraßen die Vögel die Kadaver gestrandeter Wale. Doch seit 20 Jahren ernähren sich die Möwen nicht nur von toten Walen, sondern sie picken mit ihren scharfen Schnäbeln aus lebendigen Tieren Hautstücke. In dieser parasitären Beziehung geht im Kampf Klein gegen Groß oftmals der Winzling als Sieger hervor.
Opfer sind vor allem Jungtiere
Die Möwen greifen vor allem Jungtiere an. Wahrscheinlich ist deren Haut weicher und die Vögel können leichter Stücke herauspicken. Auch müssen die neugeborenen Wale öfter zum Atmen auftauchen und sind somit für die Möwen eine leichte Beute. Bis zu 1.000 Attacken muss ein Walkalb am Tag erleiden.
Die kleinen Wale werden durch die von den Schnabelhieben zugefügten Wunden geschwächt. Außerdem kommen sie nicht zur Ruhe, weil sie ständig vor den Möwen auf der Flucht sind. Ihnen bleibt dadurch weniger Zeit, um Muttermilch aufzunehmen.
In den letzten Jahren wurde vor der Halbinsel Valdés die höchste Sterberate unter Walkälbern registriert. Im Jahr 2012 befanden sich unter 116 verendeten Walen 113 Kälber.
Anpassungen
Den Giganten der Meere bleibt nichts anderes übrig, als sich der gefährlichen Situation anzupassen. Verschiedene mehr und weniger effiziente Verteidigungsstrategien wurden beobachtet.
Mehr Tempo
Die Wale legen an Tempo zu. Doch durch das schnelle Schwimmen verlieren die Wale zu viel Energie.
Nur Kopf und Fluke ragen aus Wasser
Die Südkaper nehmen eine andere Haltung ein, sodass nur Kopf und Schwanzflosse aus dem Wasser ragen, wenn sie zum Luftholen an die Wasseroberfläche stoßen. So gelangen die Möwen nicht mehr an die Rücken der Meeressäuger. Doch die Kälber können diese Haltung nicht einnehmen und werden weiterhin von den Möwen attackiert. Außerdem passen sich die Möwen ebenfalls an die neue Körperhaltung der Wale an. Sie tauchen einfach 50 cm tiefer, um an die begehrte Haut zu gelangen.
45-Grad-Atmung
Bei der sogenannten 45-Grad-Atmung ragt nur noch der Kopf aus dem Wasser. Diese Haltung beherrschen sowohl adulte als auch junge Tiere. Der Kopf ist durch harte Schwielen geschützt (quasi die Fingerabdrücke der Wale), die die Möwen nicht durchdringen können. Verhaltensforscher hoffen, dass sich durch die veränderte Präsentation des Walkörpers Angriffe für Möwen als nutzlos erweisen und die Vögel die Wal-Attacken in ein bis zwei Generationen wieder ablegen.
Fortpflanzungszykus ändert sich
Es gibt aber noch eine weitere Anpassung der Wale. Und zwar hat sich der Fortpflanzungszyklus geändert. Der normale Zyklus dauert drei Jahre. Doch Mütter, die ihr Kalb (zum Beispiel durch die Möwen-Angriffe) verloren haben, sind schneller wieder empfängnisbereit. Ihr Zyklus verkürzt sich auf zwei Jahre.
Die Sendung zeigt sehr anschaulich, wie sich die Natur zu helfen weiß und wie sich Tiere an neue Situationen anpassen können.
(Quelle: Tierische Freibeuter der Meere)