Meeresakrobaten, 18. August 2021
Der Mensch ist nicht die einzige Spezies, deren Stoffwechsel sich mit zunehmendem Alter verlangsamt. Das haben Untersuchungen an Großen Tümmlern offenbart.
Eine von der Duke University durchgeführte Studie zeigt, dass Große Tümmler mit zunehmendem Alter weniger Kalorien verbrennen – genau wie wir …
Daten bisher nur von kleinen Säugern
Es ist das erste Mal, dass Wissenschaftler neben dem Menschen eine altersbedingte Stoffwechselverlangsamung bei einer anderen großen Spezies gemessen haben, sagte Erstautorin Rebecca Rimbach, Postdoktorandin für evolutionäre Anthropologie bei Duke.
Rimbach hat den Energieverbrauch und andere Aspekte der Physiologie bei Tieren untersucht, die von Mäusen bis zu Affen reichen. Aber Daten über das Innenleben von Meeressäugern wie Delfinen und Walen seien spärlich, sagt sie. Das liegt daran, dass wildlebende Meeresbewohner für Wiederholungsmessungen nicht zur Verfügung stehen.
Forschungen in Delfinarien
„Der Zugang zu gesunden Delfinen unter menschlicher Obhut hat diese Studie ermöglicht“, freut sich Co-Autor Austin Allen vom Marine Lab der Duke University.
Die Forscher untersuchten zehn Große Tümmler im Alter von zehn bis 45 Jahren, die in zwei Einrichtungen für Meeressäuger leben, im Dolphin Research Center in Florida und im Dolphin Quest auf Hawaii.
Bestimmtes Wasser wird verabreicht
Um ihren durchschnittlichen täglichen Stoffwechsel zu messen, entschieden sich die Forscher für eine Methode, die auch bei Menschen angewandt wird, um deren Energieverbrauch zu messen. Dabei bekommen die Tiere etwas Wasser mit natürlich vorkommenden „schweren“ Formen von Wasserstoff und Sauerstoff verabreicht. Die Biologen verfolgen, wie viel Zeit der Stoffwechselprozess vom Aufnehmen bis zum Ausscheiden benötigt.
Die Delfine in den beiden Einrichtungen sind es gewöhnt, dass sie freiwillig bei medizinischen Untersuchungen mitmachen. So kann regelmäßig Blut und Urin abgenommen werden.
Gehalt an Kohlendioxid wird gemessen
Durch die Analyse des Gehalts an schweren Wasserstoff- und Sauerstoffatomen im Blut oder Urin konnte das Team berechnen, wie viel Kohlendioxid die Delfine täglich produzierten und somit wie viele Kalorien sie im Laufe ihres Lebens verbrannten.
Überraschendes Resultat: Große Tümmler verbrauchen pro Tag 17 Prozent weniger Energie, als man für einen Meeressäuger dieser Größe erwarten würde.
Stoffwechsel verlangsamt sich im Alter
Die Wissenschaftler stellten bei älteren Tieren außerdem Anzeichen eines verlangsamten Stoffwechsels fest, so wie dies auch bei älteren Menschen beobachtet wird.
Die ca. 40-jährigen Delfine, die in der Studie beobachtet wurden, verbrauchten jeden Tag 22 bis 49 Prozent weniger Kalorien als ihre jüngeren Artgenossen. Und ähnlich wie beim Menschen wurden diese Kalorien eher in Fett als in Muskeln umgewandelt.
Delfine, die ungefähr 40 Jahre alt waren, hatten einen 2,5-mal höheren Körperfettanteil als ihre unter 20-jährigen Artgenossen.
Alte Delfine sind fit
Es liege nicht an Bewegungsmangel, sagt Rimbach. Delfine sind leistungsstarke Sportler, die in der Lage sind, drei Meter in die Luft zu springen und neben Motorbooten mit hohen Geschwindigkeiten zu schwimmen.
Auch die älteren Delfine führten während der Studie verschiedene akrobatische Übungen durch, surften auf ihren Schwänzen, sprangen aus dem Wasser und flitzten in hohem Tempo durch die Becken.
Aber das Stoffwechselmuster blieb unabhängig von ihrer Aktivität auf niedrigem Niveau.
Weniger Kalorien
„Es liegt nicht daran, dass sie zu viel essen“, erklärt Rimbach. Die Forscher zeichneten auf, wie viel Hering und andere Fische die Delfine verschlangen, und fanden heraus, dass die älteren, dickeren Delfine in der Studie tatsächlich weniger Kalorien zu sich nahmen.
Die Forscher gehen davon aus, dass derartige Studien an Tieren Erkenntnisse über den verlangsamten Stoffwechsel und die Gewichtszunahme bei älteren Menschen liefern können.
„Weitere Studien zu dieser Gemeinsamkeit, die wir mit Delfinen teilen, könnten uns helfen zu verstehen, warum sich der menschliche Stoffwechsel mit zunehmendem Alter verlangsamt“, sagt Mitautorin Hannah Salomons, eine Doktorandin im Labor von Professor Brian Hare in Duke.
(Quelle: phys.org)
Wäre das nicht klar erkennbar in Nürnberg, hätte ich fast geglaubt, auf dem Foto die junge Pepina zu sehen. :-)