Meeresakrobaten, 14. August 2021
An die niederländische Küste angespülte Schweinswalkälber weisen eine hohe Belastung mit Umweltgiften auf.
Seit 1985 sind PCB verboten
Untersucht wurden die Tiere auf Polychlorierte Biphenyle (PCB).
Seit 1985 ist es in den Niederlanden zwar nicht mehr erlaubt, Stoffe mit PCB herzustellen oder zu verwenden. Doch die Gifte werden immer noch in Tierkadavern nachgewiesen.
PCB werden in der Umwelt sehr schlecht abgebaut und sind daher noch in erheblichen Mengen, insbesondere in weichen Meeresböden, zu finden.
Altgeräte und Abfallberge können noch Reste von PCB enthalten, die in die Umwelt gelangen können. Einmal von Pflanzen und Tieren aufgenommen, reichern sich die Gifte an und der Gehalt wird jeweils von der Beute an den Räuber weitergegeben.
Studie lief über mehrere Jahre
Im Zeitraum von 2006 bis 2019 lief eine Umweltgift-Studie, an der sich verschiedene Institute beteiligten.
Fazit: Die PCB-Verschmutzung, die vor Jahrzehnten Schlagzeilen gemacht hat, führt auch heute noch zu potenziellen Gesundheitsrisiken bei Schweinswalen.
Von allen in dieser Studie untersuchten Tieren wiesen fast 40 Prozent PCB-Werte auf, die über dem Gesundheitsstandard lagen.
Walkälber nehmen Gifte über die Muttermilch auf
Etwa die Hälfte der neugeborenen Kälber und jungen Schweinswale, mehr als 90 Prozent der erwachsenen Männchen sowie etwa 10 Prozent der erwachsenen Weibchen übertrafen den PCB-Standard.
PCB werden vom Muttertier über die Plazenta auf den Embryo und später über die Muttermilch auf das Kalb übertragen.
„Die PCB-Werte in der Milch stark abgemagerter Mütter sind höher als in der Milch von Müttern mit einer dicken Fettschicht. Denn bei der Fettverbrennung im Tier werden die PCB wieder freigesetzt und können dann übertragen werden. Auf diese Weise werden sie von einer Generation zur nächsten weitergegeben“, sagt die Wissenschaftlerin Martine van den Heuvel-Greve vom Wageningen Marine Research.
Männliche Tiere haben höheren PCB-Anteil
Lonneke IJsseldijk, Wissenschaftlerin an der Universität Utrecht, erklärt das hohe Aufkommen der Umweltgifte in männlichen Schweinswalen folgendermaßen:
„Nach zwei bis drei Monaten fangen junge Schweinswale an, neben Milch auch feste Nahrung zu sich zu nehmen. Diese besteht hauptsächlich aus Grundeln, einer kleinen, aber zahlreich vorkommenden Fischart entlang der Küste. Feste Nahrung erhöht den Gehalt weiter, da sich PCB aus ihrer Beute in den Schweinswalen anreichern. Dies liegt daran, dass Schweinswale PCB sehr schlecht abbauen und ausscheiden. PCB wird hauptsächlich in ihrem Speckgewebe gespeichert.“
Erwachsene Schweinswalbullen können im Gegensatz zu erwachsenen Schweinswalkühen keine PCB über die Muttermilch ausscheiden. Die Werte bei erwachsenen weiblichen Tieren sind daher viel niedriger.
Todesursache steht nicht fest
Ein eindeutiger Zusammenhang mit der Todesursache konnte anhand der Studie nicht festgestellt werden, obwohl die sechs Schweinswale mit den höchsten PCB-Gehalten alle an einer Infektionskrankheit oder allgemeiner Schwächung gestorben waren.
Strandungsforschung
Seit Beginn des 21. Jahrhunderts stranden jedes Jahr Hunderte von Schweinswalen an der niederländischen Küste.
Die Veterinärmedizinische Fakultät der Universität Utrecht führt bei einigen dieser angespülten Tiere Autopsien durch, um die Todesursache zu ermitteln. Außerdem sichern die Forscher Gewebe dieser Tiere für chemische Analysen.
Das Wageningen Marine Research misst unter anderem die Konzentrationen verschiedener Arten von Schadstoffen wie PCB in Speck- und Leberproben. Das Institut führt auch Ernährungsforschung durch und zählt jährlich die Zahl der Schweinswale im niederländischen Teil der Nordsee.
(Quelle: Universität Utrecht)