Am 7. Juni wurde in den Niederlanden in der Nähe von Zandvoort ein neugeborener Schweinswal angespült.
Wal hatte keine Überlebenschance
Das Tier lebte noch. Da jedoch seine Mutter nirgends entdeckt werden konnte, beschlossen die Mitarbeiter der Walschutzorganisation SOS Dolfijn den kleinen Wal einzuschläfern. Ohne Mutter hätte der Schweinswal keine Überlebenschance gehabt, zumal er offenbar erst einen Tag alt war.
Der tote Schweinswal wurde der Faculteit Diergeneeskund (Uni Utrecht) zur weiteren Untersuchung übergeben.
Tier hatte noch Nabelschnur
Das Tier wog 6,3 kg und war 71 cm groß. Am Bauch war noch ein Stück der Nabelschnur zu sehen.
Auch der für Neugeborene typische Stuhlgang war sichtbar (Meconium).
Die Veterinäre gehen davon aus, dass das Tier im Geburtskanal festsaß, weil es am Rücken subkutane Blutungen aufwies.
Es konnte keine Milchaufnahme festgestellt werden, allerdings befand sich Sand im Magen des Tieres.
Vibrissen
Bei der Obduktion in der Faculteit Diergeneeskund zeigte sich außerdem, dass der kleine Schweinswal an der Schnauze ein paar Haare besaß.
Viele Wale und Delfine werden mit Vibrissen – auch Schnurrhaare genannt – geboren. Diese gehen aber im Erwachsenenalter meist verloren.
Forscher stellten jedoch fest, dass auch bei haarlosen Delfinen die Gruben, aus denen die Haare wuchsen (Vibrissenfollikel), noch eine Funktion haben. Damit kann zum Beispiel die Beute am sandigen Boden aufgespürt werden.
Elektrische Felder werden wahrgenommen
Man nennt diesen Beuteerwerb Crater-Feeding. Dabei graben sich die Tiere mit ihrem Kopf in den Sand.
Über die Vibrissenfollikel spüren die Delfine die von Fischen erzeugten elektrischen Felder auf. Somit sind sie in der Lage, Fische auf kurze Instanz zu lokalisieren.
(Siehe dazu auch den Gastbeitrag von Tim Hüttner: Forschung im Nürnberger Tiergarten)
Um die Follikel herum befinden sich verzweigte Nervenfasern, jedoch keine Muskeln.
Nur wenige Vibrissen bei Schweinswalen
Bei der Untersuchung von mehreren Schweinswalföten entdeckten Forscher meist zwei Vibrissen auf jeder Seite des Rostrums (der Schnauze). Jedes Follikel enthielt ein kurzes helles Haar.
Da die Meeressäuger die Vibrissenhaare auch nach der Geburt noch behalten, gehen Biologen davon aus, dass die Haare bei Neugeborenen eine funktionelle Rolle spielen könnten.
Eventuell sorgen die Haare dafür, dass ein enger Kontakt mit der Mutter aufrechterhalten werden kann. Auch könnten sie dazu beitragen, dass das Jungtier die Brustwarze seiner Mutter besser lokalisiert. Die Haare könnten außerdem bei der Berührung zum Milchausstoß beim Muttertier führen.
(Quellen: Diversity of vibrissal follicle anatomy in cetaceans, Faculteit Diergeneeskunde der Uni Utrecht und SOS Dolfijn)