Meeresakrobaten, 14. Juli 2022
Die Artenschutzorganisation YAQU PACHA feiert im August 2022 ihr 30-jähriges Bestehen.
YAQU PACHA – der Name entstammt der indianischen Sprache Quichua und bedeutet „Wasserwelt“ – kümmert sich um die wasserlebenden Säugetiere Latein- und Südamerikas.
Ihren Sitz hat die Gesellschaft im Nürnberger Tiergarten. Gründer und erster Vorsitzender ist Dr. Lorenzo von Fersen.
Wie alles begann
Anfang der 1990er-Jahre bekam Lorenzo – im Rahmen einer Forschungsarbeit an Delfinen – vom amerikanischen Wissenschaftler und Delfinexperten Louis Herman die Anfrage, ob er nicht Lust hätte, die Flussdelfine im ecuadorianischen Amazonas zu erforschen.
Damals gab es noch viele Amazonas-Flussdelfine, aber nur noch wenige Sotalia-Delfine.
Von seiner Forschungsarbeit inspiriert, gründete Lorenzo am 24. August 1992 die YAQU PACHA e.V. in Nürnberg. Es gab 22 Gründungsmitglieder – unter ihnen auch der Delfinpfleger Hans-Jürgen Klinckert.
Bei den Präsentationen der Großen Tümmler im Nürnberger Tiergarten wurden die Besucher von nun an für die Bedrohungen der Artgenossen in Latein- und Südamerika sensibilisiert.
Erste wissenschaftliche Auseinandersetzung in Ecuador
YAQU PACHA war die erste europäische Nichtregierungsorganisation (NGO), die sich in Ecuador mit wasserlebenden Säugetieren wissenschaftlich auseinandergesetzt hat.
Der Verein unterstützte u.a. die professionelle Erfassung des Bestands der Sotalia- und Amazonas-Delfine. Aber auch die Verbreitung des Riesenotters nahm die Organisation ins Visier.
Ebenfalls zum Programm gehörte die erste Studie über die Buckelwal-Population im Nationalpark Machalilla.
Umweltpädagogik im Fokus
Jedes der Projekte hat auch eine umweltpädagogische Komponente: Kinder (und Erwachsene) sollen über die aquatische Fauna, die vor ihrer Haustür lebt, aufgeklärt werden.
Lorenzo hatte während seiner Aufenthalte in Südamerika nämlich festgestellt, dass in der jungen Bevölkerung kaum Wissen über die Meeres-Tierwelt vorhanden ist.
Weitere Projekte folgten
Nach Ecuador kam Brasilien. Dort stand der bedrohte La-Plata-Delfin im Fokus. Mittlerweile gibt es auch Projekte zum Chilenischen Delfin und zum Großen Tümmler (Lahille-Tümmler) im Süden Brasiliens.
Der Lahille-Tümmler ist eine Unterart des Großen Tümmlers, der ausschließlich im Südatlantik vorkommt. Mit max. 600 Individuen gehört er zu den am stärksten gefährdeten Delfinarten. Seit mehr als 15 Jahren setzt sich YAQU PACHA für deren Schutz ein!
Außerdem wird von YAQU PACHA der Schutz der Seekühen in Brasilien, der Meeresotter in Peru und des Vaquitas in Mexiko finanziert.
2017 kamen Projekte zum Schutz von Inia- und Sotalia-Delfinen sowie Seekühen in Venezuela dazu.
Sprachkenntnisse kommen dem Forscher zugute
Lorenzo ist gebürtiger Argentinier. Seine Sprachkenntnisse kommen ihm bei Gesprächen mit Politikern, Wissenschaftlern, Pädagogen und Fischern sehr zugute.
Er freut sich immer wieder darüber, wie improvisationsfreudig Menschen in Südamerika sind.
Da wird bei einer didaktisch aufbereiteten Veranstaltung dann schon mal aus einer leeren Wasserflasche ein Buckelwal und aus einem Kronkorken ein Delfin. ;o)
In Schulbüchern keine heimische Tier- und Pflanzenwelt
Wie wichtig Umweltpädagogik in südamerikanischen Ländern ist, erklärt Lorenzo an einem interessanten Beispiel:
In den uruguayischen Schulbüchern kam die heimische Flora und Fauna gar nicht vor, nur die Pflanzen- und Tierwelt aus anderen Ländern.
Deshalb hat YAQU PACHA zusammen mit Wissenschaftlern und Pädagogen Umwelt-Lehrhhefte und Lehrbücher für die Grundschule erstellt.
Informationen für Wissenschaftler
Aber auch für Biologen in aller Welt leistet der Verein viel. Es gibt knapp 50 Publikationen in wissenschaftlichen Journalen.
Auf Tagungen informieren die Mitarbeiter der Organisation interessierte Experten über die Lage der wasserlebenden Tierwelt in Süd- und Lateinamerika.
Politischen Erfolg gab es in Chile. Dort wurde bei der Aufstellung eines neuen Küstennutzungsplanes das Know-how von YAQU PACHA zurate gezogen.
Fischer müssen mit Meeressäugern zusammenleben
Aber am wichtigsten ist für Lorenzo die Arbeit mit den Fischern bzw. mit den Menschen vor Ort. Es müssen Wege gefunden werden, wie der Konflikt Mensch – Tier ausbalanciert werden kann. Die sogenannten „Human Dimensions“ des Naturschutzes werden für den Verein immer richtungsweisender.
(Quellen: Manatimagazin, YAQU PACHA, Meeresakrobaten)
Lesetipps
* Schwerpunkte von YAQU PACHA
* 25 Jahre Yaqu Pacha („Wasserwelt“)
* Meeresakrobaten sind „Partner des Meeres“