Nachtrag vom 10. August 2022: Der männliche Beluga ist leider während einer Rettungsaktion verstorben … Er musste eingeschläfert werden, weil er Atemprobleme bekam.
Seit einer Woche hält sich ein Beluga (auch Weißwal genannt) in der Seine auf.
Symbolbild von einem Beluga
(Foto: Ulrike Germeshausen ((†)
Das Tier dümpelt in der Schleuse von Saint-Pierre-La-Garenne im Département Eure (Normandie) in viel zu warmem Wasser.
Belugas leben in kalten Gewässern
Belugas sind arktische Tiere und halten sich normalerweise ausschließlich in den Gewässern um den Nordpol auf.
Der Meeressäuger müsste ca. 3.000 km nach Norden schwimmen, um zu den nächsten seiner Art vor der Inselgruppe Spitzbergen zu gelangen.
Auch von Einschläfern ist die Rede
Die Meinungen, wie dem Tier geholfen werden kann, gehen auseinander.
Isabelle Dorliat-Pouzet, Generalsekretärin der Präfektur Eure erwägt, den Meeressäuger eventuell zu euthanisieren, um ihn von seinem Leiden zu erlösen.
Die Vorsitzende von Sea Shepherd, Frankreich, Lamya Essemlali, möchte davon nichts wissen. Sie sagt, obwohl der Wal abgemagert ist, wäre er sehr agil. Er benehme sich nicht wie ein sterbendes Tier.
Der Beluga wurde dabei beobachtet, wie er sich eine halbe Stunde lang an den Schleusenwänden geschrubbt hat. Auf diese Weise wollte er vermutlich Hautveränderungen beseitigen.
Auch Meereszoo will helfen
Tierärzte haben dem Tier Injektionen mit Antibiotika, Entzündungshemmer und einem Appetitanreger verabreicht. Man hofft nun, dass der Beluga wieder zu fressen beginnt und dann aus eigener Kraft die Reise in den hohen Norden antreten kann.
Auch drei Mitarbeiter des Marinelands in Antibes (dem größten Meereszoo Europas) sind angereist, um dem Beluga zu helfen.
„Wir haben die Operationen von Anfang an aus der Ferne verfolgt. Es gibt keine ideale Lösung, man muss die Vor- und Nachteile jeder in Betracht gezogenen Lösung abwägen“, sagte Isabelle Brasseur, Leiterin für Bildung, Forschung und Naturschutz bei Marineland.
Neben einer Rettungsausrüstung (wie einer Trage und einem Transporttuch) bringen die Experten von Marineland (unter denen sich auch ein Tierarzt befindet) vor allem ihr Wissen über Meeressäuger mit, um die Retter vor Ort zu unterstützen.
Fütterungsversuch ist gescheitert
Mitarbeiter der Organisation Sea Shepherd versuchen, das Tier zu füttern, indem sie tote, gefrorene Heringe in die Nähe des Tieres werfen und lebende Forellen in das Gebiet freilassen.
Doch leider blieb diese Maßnahme bisher ohne Erfolg.
Über das soziale Netzwerk hat Sea Shepherd um zwei große Matratzen, Handtücher, Walkie-Talkies und sogar ein 100 Meter langes Netz gebeten.
Aufenthalt eines Orcas in der Seine endete tödlich
Mitte Mai 2022 war das Schicksal eines Orcas von ganz Frankreich verfolgt worden. Das Weibchen war sehr schwach und krank. Seine Überlebenschancen waren gering. Ende des Monats wurde es tot aufgefunden.
Weitere Meeressäuger auf Abwegen
* 1948 wurde das letzte Mal ein Beluga in Frankreich gesichtet. Er hatte sich in der Loire in einem Netz verheddert.
* 2018 verirrte sich ein Beluga in der englischen Themse. Das Tier blieb einige Monate in der Gegend.
* 1966 wurde ein Beluga in der Nähe von Nijmegen gesichtet und schwamm im Rhein nach Bonn. Das Tier erhielt den Namen Moby Dick, benannt nach dem bekannten Buch über den weißen Pottwal. Nach einer einmonatigen Irrfahrt gelang es diesem Beluga, über Hoek van Holland den Ausgang zum offenen Meer zu finden.
Obwohl der Gesundheitszustand des Tieres in der Seine sehr besorgniserregend ist, hofft man, dass auch diese Geschichte gut ausgehen wird.
(Quellen: SWR3, huffingtonpost.fr, Stichting SOS Dolfijn und weitere Medien)
Lesetipps
* Frankreichs Moby-Dick ist tot
* Verirrter Wal in der Seine: Rettungsaktion gescheitert
* In Seine verendeter Orca ist womöglich wegen Vereinsamung verhungert
* Vor 50 Jahren: ein Beluga im Rhein