Biologen-Blog von Dr. rer. nat. Benjamin Schulz, Diplom-Biologe, Volontär, Zoo Dortmund, Teil 34
7. August 2022
Hallo liebe Meeresakrobaten-Fans!
Meinen aktuellen Biologen-Blog widme ich der Frage, wie Zoos am effektivsten mit ihren Gästen kommunizieren.
Gute zoologische Arbeit leisten, das wollen in Deutschland, Österreich und der Schweiz genau 71 Zoos und Tierparks, die sich unter dem Dach des Verbandes der Zoologischen Gärten e.V. (VdZ) zusammengeschlossen haben.
Dazu kommen Hunderte weitere in ganz Europa, die der European Association of Zoos and Aquaria oder zumindest nationalen Zooverbänden angehören.
Viele Millionen Zoo-Besucher pro Jahr
Alleine die VdZ-Einrichtungen vereinen auf sich mehr als 45 Millionen Besuche pro Jahr.
Dies bedeutet eine enorme Chance, Wissen an alle Gesellschaftsschichten zu vermitteln.
Dass man in Zoos alleine durch Zuschauen viel lernen kann, ist unbestritten. Hinzu kommen immer ausgefeiltere Gehegebeschilderungen, interaktive Lernmöglichkeiten, zoopädagogische Führungen bis zu ganzen Tages- oder Wochenprogrammen für Individuen oder kleinere Gruppen.
Die vier Säulen der Zoo-Arbeit
Und das ist gut so, denn schließlich ist Bildung eine der vier Säulen der Zoo-Arbeit, neben dem Artenschutzgedanken, der zoologischen Forschung sowie natürlich auch der Erholung der Gäste.
Essenziell für jede Säulenkonstruktion ist eine gleichmäßige Verteilung auf alle Säulen, sonst bricht so etwas auch gerne mal zusammen. Genauso sollten Zoos auch darauf achten, dass keine der vier Säulen zu kurz gerät, oder zu dünn. Denn Bildung lässt sich nur in Gemeinschaft mit der Erholung erreichen. Müssten die Gäste in den Zoos auch noch pauken und büffeln, würde ja keiner kommen.
Auf der anderen Seite des Säulendachs wird der Artenschutz von der Forschung unterstützt und beide werden getragen durch die Einnahmen der Gäste. Ich denke, es wird jedem schnell klar, alle Säulen müssen gleich stark sein, um gute zoologische Arbeit leisten zu können.
Nun können die Besucherinnen und Besucher eines Zoos also eine ganze Menge lernen, über zig verschiedene Tierarten, deren Lebensräume, Bedrohungen und idealerweise auch darüber, was jeder individuell für mehr Tier- und Umweltschutz tun kann.
Doch eines wird in den meisten Zoos und Tierparks leider immer noch nicht vermittelt: nämlich dass die Zoo-Arbeit auf vier Säulen steht. Aus diesem Grund werden auch nur die wenigsten Menschen die vier Säulen kennen und benennen können.
Wissen nicht nur für Tierpfleger
In den letzten Wochen und Monaten habe ich mir immer wieder die Frage gestellt: Warum eigentlich nicht? Ist dieses Konzept nur etwas zum Lernen für Tierpflegerinnen und Tierpfleger in der Ausbildung bzw. für Zoologen zum Aufsagen in einem Bewerbungsgespräch bei einer beliebigen Zooverwaltung?
Ich denke nicht, im Gegenteil, es wäre sehr nützlich und wertvoll, würden Zoos dieses Konzept, nach dem sie selbst ihre gesamten Tätigkeiten ausrichten, auch mit ihren Gästen als zoologisches Grundwissen teilen.
Lernen muss Spaß machen
Natürlich funktioniert das nicht als Darreichung in Form reinen Lehrstoffes.
Wie bereits vorher erwähnt, funktioniert Bildung im Zoo nie ohne die Erholung. Oder besser: Das Lernen muss Spaß machen.
Welche bessere Art, Menschen etwas beizubringen gibt es denn, als Geschichten zu erzählen, die das Herz berühren und den Verstand anregen?
Das, was wir den Menschen vermitteln möchten, muss in Form positiver, inspirierender Erzählungen übermittelt werden. Und dafür haben Zoos doch eine nahezu unerschöpfliche Quelle. Denn das Leben der Tiere interessiert und berührt die Menschen. Also eignet es sich dazu, wichtige Botschaften und Wissen in sämtlichen Bereichen der zoologischen Arbeit zu vermitteln.
Auf der nächsten Seite stellt Benjamin Überlegungen dazu an, ob Zootiere Namen bekommen sollen.
Ich muss zugeben, dass ich nicht mehr so oft hier vorbei schaue wie früher, verfolge die Beiträge aber nach wie vor interessiert mit
Ich denke auch, dass individuelle Namen für Tiere dazu beitragen können, dass eine „emotionale Bindung“ der Besucher zu den Tieren aufbauen können. Dies klappt umso besser, je leichter auch der Laie die einzelnen Individuen unterscheiden kann, was in der Regel um so besser funktioniert, je kleiner der Betand an Individuen einer Spezies ist. So finde ich es sinnvoll, einer Gruppe von einem halben Dutzend Delfinen oder Schimpansen Namen zu geben, die sich durch optische Merkmale gut unterscheiden lassen. Wenn ein Zoo aber 30 Pinguine hat, dann bringt es nicht viel, individuelle Namen zu geben, weil Besucher nicht in der Lage sind, Pinguin „Paul“ in der Gruppe zu erkennen.
Es sei denn, „Paul“ hat ein so charakteristisches Merkmal, dass man ihn auf den ersten Blick erkennen kann.
Die hier beschriebene Praxis, Namen von Tieren bei deren Tod anderen Tieren zu vererben, halte ich für falsch, denn der Tod gehört nun mal auch zum Leben dazu – und Trauer ist ebenfalls eine Emotion, die man ja auch seinen Haustieren zukommen lässt und die eine starke Verbindung schafft. Warum sollte es bei Zootieren anders sein.
Vielen Dank für deinen Kommentar, Oliver. :o)