Bereits vor drei Jahren hatte ich euch darüber berichtet, dass Forscher bei sezierten Delfinen Hinweise darauf bekamen, dass auch Meeressäuger Demenz entwickeln können.
In einem aktuellen Artikel des Wissensmagazins scinexx erfährt der Leser, dass Forschende um Marissa Vacher von der niederländischen Universität Leiden diesem Phänomen nun weiter auf den Grund gegangen sind.
Sie untersuchten die Gehirne von 22 Zahnwalen, die fünf verschiedenen Arten zugeordnet werden konnten.
Die Tiere waren in schottischen Küstengewässern gestrandet.
Abnahme von Nervenzellen
Ihr Augenmerk legten die Forschenden dabei vor allem auf Alzheimer-Marker.
Wichtige Hinweise auf eine Alzheimer-Krankheit sind Proteine, die im Gehirn verklumpen, und Fibrillen, die sich im Inneren der Nervenzellen bilden. Die Krankheit führt zu einer krankhaften Abnahme von Nervenzellen im Gehirn.
Die Betroffenen bekommen Probleme mit dem Gedächtnis, der Kommunikation und alltäglichen Aufgaben.
Fünf verschiedene Arten
Bei den gestrandeten Zahnwalen handelte es sich um Rundkopfdelfine, Grindwale, Weißschnauzendelfine, Schweinswale und einen Großen Tümmler.
Bei drei alten Meeressäugern (unter anderem beim Großen Tümmler) kamen die verklumpten Proteinablagerungen besonders zahlreich vor.
Folgte Gruppe einem verwirrten Anführer?
Allerdings stand dem Forschungsteam bei keinem der untersuchten Tiere ein Hippocampus, also das Gedächtniszentrum des Gehirns, zu Verfügung. Schädigungen dieses Areals sind für das Auftreten verschiedener Alzheimer-Symptome, darunter Gedächtnisverlust, zentral.
Die Wissenschaftler wissen also nicht, ob die Tiere zu Lebzeiten unter den beim Menschen bekannten kognitiven Defiziten gelitten haben.
Doch wenn dem so wäre, könnte das möglicherweise die Theorie bestätigen, dass gesunde Tiere in flache Gewässer geraten, weil sie wegen ihres starken sozialen Zusammenhalts einem Gruppenführer folgten, der verwirrt ist.
Verhaltensstudien an lebenden Zahnwalen
Um das herauszufinden bräuchte es Gewebeproben und Verhaltensstudien an lebenden Zahnwalen.
Eine weiterführende Forschung könnte nicht nur die Gründe für eine Strandung erklären, sondern sie könnte auch wichtige Erkenntnisse über die menschliche Alzheimer-Krankheit bringen.
Dazu wären – laut der oben genannten Wissenschaftler – Studien an Delfinen hilfreich, die unter menschlicher Obhut leben.
(Quellen: Alzheimer-Anzeichen bei gestrandeten Delfinen, Können Delfine an Alzheimer erkranken? und Alzheimer’s disease-like neuropathology in three species of oceanic dolphin)
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