Im Podcast des Bayrischen Rundfunks gibt es immer wieder interessante Beiträge über Meeressäuger.
Zur aktuellen Ausstrahlung vom 2. Dezember 2022 habe ich die wichtigsten Infos zusammengefasst.
Es geht um Schweinswale und ihre Bedrohungen in Nord- und Ostsee.
Weltweit 700.000 Schweinswale
Weltweit soll es noch 700.000 Gewöhnliche Schweinswale geben.
In Nord- und Ostsee halten sich drei unterschiedliche Populationen auf. Diejenige in der zentralen Ostsee (innere Ostsee, östlich von Rügen) ist stark gefährdet. Ihr Bestand wird auf 500 Tiere geschätzt.
500 Fischfang-Versuche in der Stunde
Die Meeressäuger mit dem rundlichen Kopf und der dreieckigen Finne jagen vor allem kleine Fische wie Grundeln. Aber auch Heringe, Makrelen, Sandaale, Schollen und Flundern stehen auf ihrem Speiseplan.
Pro Stunde gibt es 500 Beute-Aktionen. Die Schweinswale müssen ständig fressen, um ihre Körpertemperatur konstant zu halten.
Dorsche und Heringe sind in der Ostsee mittlerweile überfischt. Mit den zurückgehenden Fischarten nimmt auch die Schweinswal-Anzahl ab.
Fledermaus unter Wasser
Wie eine Fledermaus in der Luft orientieren sich Waltiere mithilfe ihres Echolots unter Wasser, wo der Schall schneller übertragen wird als an Land.
Die kurzen, hochfrequenten Signale der Schweinswale breiten sich 1.500 Meter pro Sekunde aus.
Die Meeressäuger sehen quasi mit ihrer Stimme und ihrem Gehör. Dazu senden sie gebündelte Töne aus, die vom Beutetier oder einem Hindernis zurückgeworfen werden.
„Disco-Effekt“
Lärm, der durch den Schiffsverkehr oder andere menschengemachte Einflüsse erzeugt wird, kann beim Schweinswal eine Hörschwellenverschiebung verursachen.
Vergleichbar ist das mit dem „Disco-Effekt“. Wenn das Ohr mit lauter Musik beschallt wurde, hört man danach nicht mehr so gut.
Beim Schweinswal müsste man sagen, dass er danach nicht mehr richtig sieht. Er kann seine Umgebung und Hindernisse nicht mehr gut erkennen.
Wenn Mutter- und Jungtiere wegen des Unterwasserlärms getrennt werden, endet das für die Kälber meist tödlich.
Blasenschleier sollen Lärm dämpfen
Auch der Bau von Offshore-Windparks stellt eine Lärmbelastung für Tiere dar. Daher werden rund um die Baustelle Schläuche verlegt, die Luft ins Wasser blasen. Man nennt die Vorrichtung Blasenschleier. Dieser soll den Lärm dämpfen.
Doch die Blasenschleier machen Schweinswale auch neugierig und locken sie an. Daher werden zusätzlich sogenannte Seal Scarer eingesetzt, die eigentlich zur Vertreibung von Robben konstruiert wurden.
Unterwassersprengungen
Die Liste der Bedrohungen für Schweinswale ist lang. Gefährlich sind zum Beispiel auch Unterwassersprengungen.
In Nord- und Ostsee lagern etwa 1,6 Millionen Tonnen konventionelle Munition und 5.000 Tonnen chemische Kampfstoffe aus dem zweiten Weltkrieg.
Wird die Munition gesprengt, können durch die starken Druckwellen Verletzungen am Mittelohrknochen der Schweinswale entstehen.
Umweltgifte
Pestizide, Insektizide und Schwermetalle landen im Meer. Diese findet man bei der Obduktion eines toten Schweinswals in den Organen und Fetteinlagerungen des Tieres.
Wild lebende Schweinswale werden nicht alt
Werden Schweinswale normalerweise bis zu 20 Jahre alt, erreichen die Weibchen in Nord- und Ostsee nur ein Alter von vier bis sechs Jahren.
Die Weibchen werden erst zwischen dem dritten und fünften Lebensjahr geschlechtsreif. Nach elf Monaten werden die etwa fünf Kilogramm schweren Jungtiere geboren. Noch während das Kalb gesäugt wird, kann das Weibchen wieder trächtig werden.
In Deutschland sterben mehr Schweinswale, als geboren werden.
Stellnetze sind die größte Gefahr
Die senkrecht unter Wasser stehenden Stellnetze sind die Haupttodesursache für Schweinswale. Die feinmaschigen Netze werden von Schweinswalen oft nicht erkannt, da sie nur ein sehr leises Echo abgeben.
Schweinswale können zwar mehrere Minuten lang bis zu 80 Meter tief tauchen, doch geraten sie in ein Stellnetz, ersticken sie darin.
Was könnte helfen?
Forscher untersuchen, ob kleine Acrylperlen, die in die Maschen verwoben werden, ein stärkeres Echo abgeben und die Tiere von den Netzen fernhalten.
Manche Tierschützer schlagen vor, Fischfallen und Hebereusen als alternative Fanggeräte einzusetzen. In sie gelangt weniger Beifang.
Tierschützer fordern auch, dass regionale Schutzgebiete miteinander vernetzt werden müssen. Denn die Schweinswale bleiben nicht an einem Ort, sondern wandern.
Obwohl das Sylter Außenriff als Schutzgebiet ausgewiesen wurde, geht der Bestand dort um 3,39 Prozent zurück.
(Quelle: BR-Podcast vom 2. Dezember 2022)
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