Die Unterwasserwelt wird immer lauter. Das liegt nicht an Stürmen oder anderen natürlichen Ereignissen, sondern an menschengemachten Störgeräuschen.
Unzählige Frachter und andere große Schiffe passieren die Meere, es werden Testbohrungen nach Öl- und Gasvorkommen gemacht, Windräder werden erbaut, Sprengungen von alter Munitionslast werden durchgeführt und, und, und …
Studie mit in menschlicher Obhut gehaltenen Delfinen
Pernille Sorensen von der Universität Bristol in Großbritannien und ihr Team haben dazu mit zwei in menschlicher Obhut lebenden Großen Tümmlern Experimente gemacht, um Schlussfolgerungen ziehen zu können, wie sich lärm-gestresste Delfine verhalten.
Gemeinschaftsaufgaben mussten gelöst werden
Die Delfinmännchen Delta und Reese aus dem Dolphin Research Center in Florida mussten Gemeinschaftsaufgaben lösen, während in das Versuchsgehege Störgeräusche geleitet wurden.
Dabei mussten sie zeitgleich zwei Knöpfe unter Wasser betätigen, die sich an entgegengesetzten Enden des Versuchsgeheges befanden. Ohne Störgeräusche hatten die Großen Tümmler die Herausforderung perfekt gelöst, indem sie sich über Laute abstimmten.
Bei den Tests trugen Delta und Reese ein mit Saugnäpfen befestigtes Gerät, das ihre Kommunikationslaute während der Kooperationsaufgabe aufzeichnete. Außerdem wurden die Bewegungen der Tiere durch Videoaufnahmen erfasst.
Je lauter das Geräusch, desto geringer die Erfolgsquote
Die Geräte zeichneten auf, dass bei unterschiedlich starken Geräuschkulissen der Erfolg der Tiere mit steigender Umgebungslautstärke (die vom normalen Umgebungsgeräusch bis zum Gekreische eines Hochdruckreinigers reichte) abnahm.
In der ersten Stufe hatten Delta und Reese noch eine Erfolgsquote von 85 Prozent. Das heißt, in 85 Prozent der Fälle betätigten sie die beiden Knöpfe zeitgleich bei einer Verzögerung von höchstens einer Sekunde. Bei hoher Lärmbelästigung gelang dies nur in 62,5 Prozent.
Lautere und längere Pfeifsignale
Das Forschungsteam beobachtete außerdem, dass die Delfine mit zunehmendem Geräuschpegel sowohl die Lautstärke als auch die Dauer der Pfiffe erhöhten. Sie „schrien“ sich regelrecht an, um sich abzustimmen zu können. Als der Hochdruckreiniger betätigt wurde, pfiffen die beiden Delfinbullen doppelt so lange wie sonst.
Veränderung der Körpersprache
Aber nicht nur akustische Veränderungen registrierten die Forscher und Forscherinnen, sondern sie bemerkten außerdem, dass die Delfine ihre Körpersprache änderten. Bei hohem Lärm schwammen sie auf die entgegengesetzte Seite der Lagune, um sich näher zu kommen und die Signale des Artgenossen besser verstehen zu können.
Auch wenn die Delfine versuchten, den Einfluss durch den Lärm zu kompensieren, war ihre Kommunikation erheblich beeinträchtigt.
Übertragung auf den natürlichen Standort
Man kann davon ausgehen, dass frei lebende Delfine ebenfalls ihre Stimme und ihre Körpersprache ändern, wenn sie durch Schiffsmotoren gestört werden.
„Durch Störgeräusche könnte zum Beispiel die gemeinsame Nahrungssuche weniger effizient ausfallen“, sagte Mitautorin Stephanie King in einer Aussendung der Universität Bristol. „Das schadet nicht nur der Gesundheit einzelner Individuen, sondern schließlich der gesamten Population.“
(Quellen: University of Bristol, science.orf, wissenschaft.de und mdr.de)
Wichtige Forschung in Delfinarien
Diese Studie zur Lärmbelästigung zeigt erneut, wie wichtig in menschlicher Obhut gehaltene Delfine für ihre Artgenossen im Meer sind. Die in Delfinarien erzielten Versuchsergebnisse kommen den Tieren in der Natur bzw. deren Schutz zugute.
Zu Forschungen im Nürnberger Tiergarten und im Duisburger Zoo, wo insgesamt 15 Große Tümmler gehalten werden, möchte ich beispielsweise folgende Artikel nennen: Forschungsprojekte in Nürnberg und Delfine in Duisburg und im Freiland verhalten sich gleich