Meeresakrobaten, 21. April 2023, Gastbeitrag von Roland Edler
Grauwale in San Ignacio
Nach sechsstündiger Autofahrt kamen wir unserem Hauptziel näher: San Ignacio, wo in der gleichnamigen Bucht die pazifischen Grauwale zum Schutz vor ihren Feinden, den Orcas, ihre Jungtiere zur Welt bringen.
Auf vier Ausfahrten, die jeweils 90 Minuten dauerten und in kleinen Pangas (zentralamerikanische/mexikanische Bauart des Bootstyps Skiff) durchgeführt wurden, konnten wir 114 Grauwale mir ihren Kälbern beobachten.
Wale, wohin man schaut
Die San-Ignacio-Bucht ist ein Reservat und steht ständig unter Beobachtung von Behörden und Wissenschaftlern.
Kaum hat man das Reservat erreicht, weiß man nicht, wo man hinschauen soll – überall Wale, die ausatmen, springen oder Spyhopping (auf der Fluke stehen und sich abstützen, sodass der riesige Kopf aus dem Wasser schaut) betreiben.
Es dauerte auch nicht lange, bis ein Jungtier aufmerksam auf uns wurde.
Junge Grauwale sind sehr neugierig
Wir planschten ständig mit den Fingern im Wasser, um die Neugier der jungen Grauwale zu wecken.
Da Grauwale langsame Schwimmer sind und einen Teil ihrer Nahrung gründelnd auf dem Meeresboden suchen, sind sie übersät mit kleinen Krebsen. Das Boot sowie der Mensch stellen eine willkommene Scheuerstelle dar.
Alles ist vergessen: die beschwerliche Anreise, die Walhaie, denen es zu kalt war, und die fehlenden Blauwale.
Die kleinen geradezu überschwänglichen Grauwalbabys und auch die Mütter ließen sich anfassen. Sie kamen uns so nah, dass wir ihren Atem riechen konnten.
Verletzte Kälber
Der Übermut der Kleinen hat auch Nachteile. Vier von sechs Babys hatten Verletzungen, die von Bootsschrauben herrührten.
Wir nahmen uns vor, beim nächsten Besuch nachzufragen, warum die Schrauben keinen Schutz haben.
Vier Ausfahrten mit sechs Baby-Grauwalen, die spielen wollten, hinterließen bei uns ein Dauerlächeln und ein tiefes Bewusstsein für diese besonderen Tiere.
Nur ein Drittel erreicht Alaska
Auch wenn uns bewusst war, dass wegen der Orca-Angriffe nur ein Drittel der Jungtiere den 20.000 Kilometer langen Weg zu den Nahrungsgründen in Alaska erreichen wird, saßen wir abends zusammen und freuten uns über das Erlebte.
Eine tolle, spannende und lehrreiche Expedition endete hier – mit der Vorgabe wiederzukommen …
Die Meeresakrobaten bedanken sich ganz herzlich bei Roland Edler für diesen interessanten Bericht und die grandiosen Aufnahmen!
In der Galerie gibt es noch mehr Fotos von Roland – auch von früheren Reisen.
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