Meeresakrobaten, 23. Juni 2023
Wir sind wieder zurück aus Kroatien! Mit diesem Beitrag möchte ich euch ein klein wenig an unseren Erlebnissen rund um die Adria-Delfine teilhaben lassen. Viel Spaß beim Lesen und Schauen!
Delfine in Kroatien
Die Adria-Delfine bestehen aus einer kleinen Population Großer Tümmler, die das ganze Jahr über nahe der kroatischen Küste und im Golf von Triest (Italien) lebt.
Diese Art ist die einzige, die heute noch ständig in der Adria vorkommt. Die Kroaten nennen den Delfin Dobri Dupin (= Guter Delfin).
Beobachtungen aus früheren Jahren
Vor über 20 Jahren hatte ich in Kroatien mal einen der Meeressäuger von einem Boot aus gesehen. Damals ging die Reise in die Kvarner Bucht nach Mali Losinj.
Das Skipper-Ehepaar Elke und Gerhard Clemenz wird auf seinen Segeltörns an der kroatischen Küste entlang immer wieder von Großen Tümmlern begleitet. Die beiden hatten 2015 bei den Meeresakrobaten einen interessanten Artikel über ihre Delfin-Beobachtungen vor Losini veröffentlicht.
Delfine stehen unter Schutz
Darin berichten sie auch, dass Delfine und Wale durch Gesetze in kroatischen Gewässern seit 1995 geschützt sind.
Bis in die 1970er-Jahre hinein unterstützte die Regierung die direkte Tötung von Delfinen wegen einer Konkurrenz mit den Fischern, was vor allem die Gemeinen Delfine betraf. Als Konsequenz gilt der Gemeine Delfin nun als geografisch in der Nordadria ausgestorben.
Dieses Mal geht es nach Istrien
Auch im Juni 2023 führt uns unser Urlaub nach Kroatien. Doch dieses Mal geht es nach Istrien – genauer nach Vrsar.
Dort werden – wie an weiteren Küstenorten (zum Beispiel Porec oder Rovinj) – abends zweistündige Delfin-Ausfahrten angeboten.
Delfine sind ortstreu
Da die Großen Tümmler ortstreu sind und sich das ganze Jahr über nur ungefähr fünf Kilometer von der Küste entfernt aufhalten, ist die Wahrscheinlichkeit, sie bei einer Bootstour zu entdecken, gar nicht so gering.
Unterschiedliche Angaben zur Bestandsgröße
Was die Bestandsgröße in Kroatien angeht, bekommen wir vor Ort die unterschiedlichsten Angaben. Mal ist von 5.000 Tieren die Rede, dann von 1.000 und in Porec versichert uns ein Dolphin-Safari-Anbieter, dass es in der Gegend nicht mehr als 180 Delfine gibt.
Vor Losinj soll es tatsächlich nur 220 bis 250 Große Tümmler geben. Doch in der gesamten Adria werden etwa 5.600 Delfine vermutet, wie man bei der Deutschen Stiftung Meeresschutz nachlesen kann.
Tiere sterben durch menschliche Einflüsse
Die Art gilt laut Roter Liste der Weltnaturschutzunion IUCN zwar als nicht gefährdet, doch immer wieder werden tote Tiere gefunden, die unter anderem der Meeresverschmutzung, der Nahrungsverknappung durch Überfischung, dem Beifang in unselektivem Fanggerät, dem schlechten Fischereimanagement und den Auswirkungen des Massentourismus (Overtourism) zum Opfer gefallen sind.
„Auch wenn die Population der Adria-Delfine seit Jahren relativ stabil ist, sterben immer noch zu viele Tiere durch menschlichen Einfluss: etwa 50 Prozent“, schreibt die Deutsche Stiftung Meeresschutz auf ihrer Website. „Sie ertrinken in Fischernetzen. Sie sterben an den Folgen von verschluckten Netzteilen oder Plastikmüll. Andere werden beschossen, harpuniert oder beim illegalen Fischen mit Dynamit zerfetzt.“
Immer wieder Totfunde
Bei inistrien.de kann man nachlesen, dass 2017 34 tote Meeressäuger entlang der Küste gefunden wurden.
Mit Abstand die häufigste Art war der Große Tümmler (Tursiops truncatus) mit 22 toten Tieren. Auf Rang zwei der Adria-Todesliste 2017 lagen Streifendelfine (Stenella coeruleoalba) mit fünf Tieren – eine in Anbetracht der Seltenheit dieser Art in der Adria überraschende Zahl. 2016 wurde kein einziger toter Streifendelfin aus der kroatischen Adria gemeldet.
Im vergangenen Jahr wurden der Tiermedizinischen Fakultät Zagreb insgesamt 24 Delfinkadaver, die zwischen Pula im Norden und Otok Sipan im Süden von Kroatien gefunden wurden, gemeldet.
Unterstützung wurde reduziert
Zur Todesursache gibt es in vielen Fällen keine genaueren Informationen, da die kroatische Regierung Forschungsvorhaben nicht mehr genügend finanziell unterstützt.
Doch bei manchen gefundenen Kadavern war die Todesursache eindeutig. Die Tiere verendeten in Fischernetzen. Das lässt sich bei der Obduktion u.a. daran festmachen, dass der tote Delfin unverdaute Fische im Magen hatte.
Kontamination mit Umweltgiften
Eine Studie hat ergeben, dass die Delfine in der nördlichen Adria sehr stark mit Umweltgiften (unter anderem PCBs) kontaminiert sind.
87,5 Prozent der untersuchten Delfine wiesen eine sehr hohe Belastung auf. Bei 65,5 Prozent der Tiere war sogar der Schwellenwert überschritten, von dem man weiß, dass er bei Robben zu Fortpflanzungsstörungen führt.
Derartig hohe Schadstoffwerte sind besorgniserregend, insbesondere in Kombination mit anderen Bedrohungen für Delfine, einschließlich Beifang in der Fischerei, Störungen durch den Schiffsverkehr und Überfischung.
Außergewöhnlicher Naturschatz
Die Delfine sind ein außergewöhnlicher Naturschatz, den Kroatien zu bieten hat. Neben Großen Tümmlern werden auch immer wieder kleinere Gruppen von Streifendelfinen und manchmal sogar Fin- oder Pottwale sowie Meeresschildkröten gesichtet.
Erste Ausfahrt
Die erste Ausfahrt für uns findet am 12. Juni 2023 statt. Wir treffen uns an der Anlegestelle von Lidija Tours. Gebucht hatten wir bereits von zu Hause aus. Die zweistündige Tour kostet 25 Euro.
Da wir nicht allzu viele Delfin-Beobachter sind, fahren wir mit dem etwas kleineren Boot Lidija Pula hinaus aufs Meer.
Etwa eine halbe Stunde nach Abfahrt begegnen wir der ersten Delfin-Gruppe. Und im Verlauf der Tour entdecken wir noch viele Große Tümmler.
Zweite Ausfahrt
Die zweite Ausfahrt unternehmen wir am folgenden Abend mit der Sveta Ana – einem schönen Holzboot, das im Piratenlook daherkommt.
Kroatischer Verein betreibt Forschung
Der kroatische Verein Val widmet sich der Erforschung der Adria-Delfine.
Die Studien werden von einem Dutzend Experten, Tierärzten und Biologen der Fakultät für Veterinärwissenschaften und Mathematik der Universität Zagreb durchgeführt.
Im Rahmen der Forschung werden das Vorkommen bestimmter Arten von Meeressäugetieren in der Adria, ihre geografische und zeitliche Verbreitung, ihr Gesundheitszustand und ihre Todesursachen, Geschlechts- und Altersstrukturen, morphologische und genetische Merkmale sowie ihre Ernährung überwacht.
Neben wissenschaftlicher Forschung wird auch Aufklärung über Meeressäugetiere für Studenten, Touristen sowie die Insel- und Küstenbevölkerung betrieben.
Die erzielten Ergebnisse und Erkenntnisse werden im Rahmen von Fach- und Wissenschaftstreffen sowie in veröffentlichten Publikationen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Datenbank
Man kann die Forschung von Val unterstützen und beobachtete Tiere (sowohl lebendige als auch tote) in eine Datenbank eintragen. Dort können außerdem alle bisherigen Sichtungen von Meeressäugern eingesehen werden.
Gemeldet werden können Sichtungen auch auf der Website von Marine Ranger.
Ich hoffe, dass die Adria-Delfine weiterhin ortstreu bleiben und sich ihre Lebensbedingungen verbessern werden. Denn sie und die anderen Meeresbewohner sind wahrlich ein außergewöhnlicher Naturschatz, den Kroatien zu bieten hat.
Lesetipps
* Babyboom bei Delfinen in der kroatischen Adria
* Keine Delfine in nördlichen Adria
* Hohe Giftwerte in Adria-Delfinen
* Delfine gehen sich aus dem Weg
* Delfine an der kroatischen Küste
* Delfine in der Adria
* Blue World Institute