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Schlechte Bilanz für deutschen Wal


Die niederländische Watteninsel Ameland steht seit Tagen in den Schlagzeilen.

Schweinswal vor Wilhelmshaven
(Foto: Frank Blache)

Nur wenige Kilometer von ihr entfernt, droht ein brennender Auto-Frachter, der mit ca. 3.800 Fahrzeugen beladen ist, zu versinken. Falls Schweröl aus dem Schiff ins Meer strömt, hätte das eine Umweltkatastrophe mit unermesslichem Ausmaß zur Folge.

Ameland und die Schweinswale

Dabei ist die Tierwelt der Nordsee auch so schon genügend Gefahren ausgesetzt.

Vor zwei Jahren wurden viele Schweinswal-Kadaver in Ameland, Vlieland und Schiermonnikoog in die Dünen geschwemmt. Insgesamt waren es 190 Tiere, darunter viele (zum Teil auch trächtige) Weibchen.

Schutzzone für Schweinswale vor Sylt

20 km westlich der nordfriesischen Inseln Sylt und Amrum liegt das Sylter Außenriff. Es galt einst als Paradies für Schweinswale. Hier bekamen sie ihre Jungen.

In diesem sensiblen Gebiet wurde eine Schutzzone für Schweinswale – als Teil des Natura-2000-Netzwerks – eingerichtet. Doch in 20 Jahren hat sich die Population mehr als halbiert.

In der 5.300 Quadratkilometer großen „besonderen Erhaltungszone“ leben heute weniger als 5.000 Schweinswale. Viele Tiere sind in andere Regionen abgewandert.

370.000 Schweinswale in der gesamten Nordsee

In der gesamten Nordsee lebt laut einer internationalen SCANS-Zählung ein Schweinswal pro zwei Quadratkilometern, rund 370.000 Tiere insgesamt. Im europäischen Atlantik ist es angeblich nur ein Wal pro fünf Quadratkilometern, rund 54.000 Tiere.

Schweinswale sind immer in Bewegung

Schweinswale leben in Küstennähe. Dort stöbern sie kleine Fische wie Stinte, Sandaale, Grundeln und Sprotten auf. Am liebsten mögen sie Plattfische.

Die zwischen 45 und 70 Kilogramm schweren Wale müssen mehrere Hundert Fische am Tag zu sich nehmen, damit ihre fettreche Isolierschicht (der sogenannte Blubber) nicht abnimmt. Diese schützt die kleinen Wale vor Unterkühlung. Sie sind also immer in Bewegung.

Warum sind die Schweinswale abgewandert?

Was könnte die Schweinswale zum Abwandern aus dem Sylter Außenriff veranlassen?

*** Sind es die Windparks? Seit 2014 wurden sechs Windparks in Betrieb genommen, 19 weitere sind beantragt, und schon jetzt belegen die Betonfundamente mehr Bodenfläche als die schützenswerten Riffs.

Der Neubau von Windparks ist ohrenbetäubend laut. Wahrscheinlich werden die Schweinswale durch den Lärm verjagt.

*** Zäher Schlick in den Windparks ist kein Lebensraum für Sand liebende Würmer und Kleinkrebse. Und diese bilden die Nahrung für Fische, welche wiederum von den Schweinswalen gefressen werden. Das wäre also ein weiterer Grund, dass sich die Schweinswale rar machen.

*** Außerdem wird die Nordsee – auch in den Schutzgebieten – intensiv befischt. Für die Wale bleibt weniger Beute.

Obduktionen geben Aufschluss

*** Unterernährung ist tatsächlich auch einer der Befunde, wenn tote Schweinswale auf dem Sektionstisch landen.

*** Viele Tiere geraten in Fischernetze, noch mehr weisen Bissspuren von Kegelrobben auf, die sich in der Nordsee immer mehr ausbreiten.

*** Ein weiterer Killer sind Infektionen. Vor allem Erysipelothrix-Bakterien (auch unter Rotlaufbakterien bekannt) führten wahrscheinlich zum Tod vieler Schweinswale. Die Bakterien breiten sich besonders schnell in warmen Gewässern aus. Durch den Klimawandel könnte diese Gefahr also Jahr für Jahr steigen.
(Quelle: Deutschlands Wale in großer Not)

Lesetipps

* Studie: Offshore-Windparks gefährden Schweinswal-Population
* Schweinswale hatten Blutvergiftung
* Tote Schweinswale waren trächtig
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