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Delfine und Wale in der Adria


Die Adria ist seit Langem einer der Regionen des Mittelmeers, die menschlicher Zerstörung am stärksten ausgesetzt sind.

Drei Große Tümmler auf Nahrungssuche in der Nähe eines Trawlers beim Einholen des Netzes in den Gewässern der Adria
(Foto: Silvia Bonizzoni / Dolphin Biology and Conservation)

Hoher menschlicher Nutzungsdruck

Die Adria ist der Lebensraum von mehreren Wal- und Delfinarten, darunter Streifendelfinen und Großen Tümmlern.

Sie ist eine der weltweit am stärksten überfischten Regionen. Unter anderem wird hier intensive Schleppnetzfischerei betrieben.

Der menschliche Nutzungsdruck auf diesen Teil des Mittelmeers ist – laut einer neuen wissenschaftlichen Studie, die in der Zeitschrift Acta Adriatica veröffentlicht wurde – extrem hoch.

Die Folgen sind verminderte Artenvielfalt und geschwächte Ökosysteme.

Die internationale Meeresschutzorganisation OceanCare betrachtet die o.g. Publikation als fundierten Weckruf, um die Renaturierungsmaßnahmen und Schutzbemühungen zu intensivieren und weiteren Biodiversitätsverlust zu verhindern.

Delfinfang bis ins 20. Jahrhundert

Im 19. und bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts wurden in der Adria Tausende Delfine gezielt getötet.

Giovanni Bearzi, ein Pionier der Erforschung von Delfinen in der Adria, sagt dazu: „Früher galten Delfine als Schädlinge und wurden vielerorts als vermeintliche Konkurrenten um den Fisch getötet. In der Adria wurden von den Fischereibehörden regelrechte Ausrottungskampagnen betrieben. Diese Tötungen erfolgten mehr als 100 Jahre lang und wurden erst in den 1960ern beendet.“

Der Bestand des Gewöhnlichen Delfins ist dramatisch eingebrochen und hat sich bis heute nicht erholt.

Arten in der nördlichen und südlichen Adria

Heute ist der Große Tümmler (Tursiops truncatus) die einzige Delfinart, die in der nördlichen Adria regelmäßig anzutreffen ist.

Nach Süden hin – in den tieferen Gewässern der mittleren Adria und den viel größeren Tiefen der südlichen Adria – nimmt die Artenzahl zu.

Finnwale
(Foto: Rüdiger Hengl)

Die häufigste Art ist hier der Streifendelfin (Stenella coeruleoalba), dessen Vorkommen aber auf die tiefen Bereiche der südlichen Adria beschränkt ist.

Gleiches gilt für den Rundkopfdelfin (Grampus griseus) und den Cuvier-Schnabelwal (Ziphius cavirostris), die aber weit weniger zahlreich sind.

Finnwale (Balaenoptera physalus) und Pottwale (Physeter macrocephalus) treten im Süden gelegentlich auf und können auch andere Teile der Adria durchstreifen.

Verantwortungsvolle Nutzung ist gefragt

Silvia Bonizzoni – Mit-Autorin der Studie – appelliert: „Um der Wal- und Delfinfauna der Adria ihre ursprüngliche Lebendigkeit zurückzugeben und ihr langfristiges Überleben zu sichern, müssten alle Bestandteile des marinen Ökosystems wiederhergestellt und der Übergang von einer jahrzehntelangen Phase der Übernutzung und Schädigung zu einem verantwortungsvollen Management vollzogen werden. Solch ein ehrgeiziges Ziel würde voraussetzen, dass sich die Öffentlichkeit und die Institutionen der Kosten der Umweltzerstörung bewusst sind und die Vorteile einer ausgewogenen Beziehung zur Natur auf breiter Ebene anerkannt werden.“
(Quellen: OceanCare und Acta Adriatica)

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