Nami
In Ausgeflippert?, dem letzten Teil des Podcasts, geht es zunächst um die Geburt von Nami, die am 31. Oktober 2014 im Nürnberger Tiergarten auf die Welt kam.
Nina Kammleiter unterhält sich mit Revierleiter Armin Fritz, dem Nami besonders ans Herz gewachsen ist. Er kennt sie von Anfang an.
Von ihm erfährt die Volontärin des Verlags Nürnberger Presse, dass die sieben Delfine fünf Mal täglich an 365 Tagen trainiert werden. Die Positivdressur wird mit Pfiffen und Handzeichen durchgeführt.
Diazepam
Bei einer Einsicht der Krankenakte von Nami stellt Nina fest, dass die Tiere hin und wieder Medikamente verabreicht bekommen – darunter Diazepam.
Die Arznei wird auch bei Haustieren und sogar bei Menschen (hier unter anderem als Psychopharmaka gegen Panikattacken) eingesetzt.
Bei den Delfinen dient Diazepam zum Beispiel zur Appetitanregung, falls ein Delfin – krankheitsbedingt – zu wenig frisst. Denn ein Delfin nimmt Flüssigkeit ausschließlich über die Nahrung auf. Frisst er zu wenig, bekommt er Nierenprobleme oder er verdurstet.
Dr. Katrin Baumgartner ist seit 1996 Tierärztin im Nürnberger Tiergarten. Sie erklärt der Zeitungsvolontärin, dass Diazepam ein unverzichtbares Mittel in der Tiermedizin ist. Die Dosis richtet sich immer nach dem Körpergewicht des Delfins.
Ballspiel
In Folge fünf des Podcasts wird erneut auf die von einigen Aktivisten verbreitete Lügengeschichte eingegangen, dass Delfinen in Zoos die Zähne abgehobelt würden.
Dass diese Behauptung nichts als Humbug ist, wurde bereits unter Folge 2 erwähnt. Jürgen Klinkert erklärt, dass sich Delfine hin und wieder beim Ballspiel die Zähne abschleifen würden. Der Ball ist eines der Lieblingsspielzeuge von Delfinen.
Gleiches Verhalten im Meer und im Delfinarium
Im letzten Teil des Podcasts kommt unter anderem Friederike Schmitz zu Wort. Sie ist Tierethikerin und lehnt alle Zoos ab.
Den Delfinarien wird immer wieder vorgeworfen, dass die Tiere sich dort unnatürlich verhalten würden. Leider wird nicht auf die Forschungen von Dr. Kathleen Dudzinski eingegangen, die festgestellt hat, dass sich das Verhalten von Delfinariums-Delfinen nicht von dem freilebender Tiere unterscheidet.
Im Podcast erwähnt Erika Balzer auch, dass ohne Delfinarien noch bis vor 20 Jahren jeder gestrandete Delfin gestorben ist. Dank der medizinischen Weiterentwicklung in Delfinarien kann man auch immer besser auf verletzte oder kranke Tiere in der Natur eingehen.
Kampfansage an deutsche Delfinarien
Natürlich wird im Podcast auch Robert Marc Lehmann zitiert. Früher fing er seltene Fische, heute sagt er den deutschen Delfinarien den Kampf an.
Was ich von diesem sogenannten Delfin-Experten und „Ein-Mann-Unternehmer“ halte, habe ich bereits unter Harsche Worte über Delfine erwähnt. Wenn jemand sehr laut und provokativ auf sich aufmerksam macht und fast ausschließlich emotional argumentiert, heißt das noch lange nicht, dass er automatisch recht hat …
Lehmann ist dafür, dass Delfine in Zoos durch Roboter ausgetauscht werden.
Roboter statt echte Delfine
Hier kommt auch Roger Holzberg, Creative Director Edge Innovations, ins Spiel. Er ist einer der Erfinder des Roboter-Delfins.
Unglaublich echt sehen die Modelle aus, schwärmt Holzberg. Das erste Modell wurde 1999 entwickelt und erfährt dank KI immer weitere Optimierung. In der Testphase wollten Menschen den Roboter sogar küssen, schwärmt Holzberg weiter. Wenn es nach Holzberg geht, sollen elektrische Delfine, echte Delfine ablösen. Sie könnten in Hotelpools und auf Kreuzfahrtschiffen zum Einsatz kommen.
Hier wundere ich mich sehr, dass indirekt für Kreuzfahrtreisen Werbung gemacht wird. Genau wegen der großen Schiffe sind freilebende Delfine in Gefahr … Sie verschmutzen die Ozeane und führen zu Kollisionen.
Drei Millionen US-Dollar soll ein Roboter-Delfin kosten.
Zoo wird immer mit lebenden Individuen zu tun haben
Armin Fritz aus dem Nürnberger Zoo ist gegen den Ersatz von echten Delfinen durch Roboter. „Ich kann mir vorstellen, dass so ein Delfin im Museum schwimmt, wo alles tot ist, oder in einem Freizeitpark. Beim Zoo sehe ich da eine andere Rolle. Das wird immer mit lebenden Individuen zu tun haben.“ Fritz findet, dass den Zoobesuchern keine falsche Welt vorgegaukelt werden soll.
Zukunftsvisionen
Am Schluss der Podcast-Reihe wagen Nina Kammleiter und Erika Balzer eine Zeitreise in die Zukunft.
So sehen ihre Vorstellungen für das Jahr 2070 aus: Nami würde wahrscheinlich noch in der Nürnberger Delfin-Lagune leben, mutmaßen die beiden Volontärinnen. Aber es würde keine Zucht mehr zugelassen werden.
Für die letzten verbliebenen in menschlicher Obhut gehaltenen Delfine wären Küstenbecken der Standard. Jüngere Delfine sollten ihrer Meinung nach in den Loro Parque auf Teneriffa umziehen, wo sie in echtem Atlantikwasser in einer Bucht schwimmen und bis in 20 Meter abtauchen könnten.
Freilebende Delfine, die immer mehr durch menschgemachte Einflüsse im Meer vom Aussterben bedroht würden, sollten in geschützten Buchten ungestört leben können.
In Nürnberg würde mit Roboter-Delfinen gearbeitet, auf denen Kinder sogar reiten dürften.
Auch wenn das Reiten auf Roboter-Delfinen ausschließlich in Ninas und Erikas Fantasie existiert, wäre die Botschaft an die Besucher des utopischen Tiergartens eine falsche. So würde den Kindern beigebracht, dass Delfine Schmusetiere sind, die alles mit sich machen lassen. Dass diese Suggestion keinerlei pädagogischen Wert hätte, darüber dürften sich alle Delfin-Freunde einig sein …
(Quellen: nordbayern.de, Storytelling-Podcast des Verlags Nürnberger Presse und Meeresakrobaten-Artikel)
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