Damit Finn- und Pottwale im nordwestlichen Mittelmeer überleben können, ist ein Tempolimit für Schiffe notwendig.
Verlegung der Schiffsrouten ist nicht möglich
Wenn eine Verlegung der Schiffsrouten nicht infrage kommt, kann das Risiko von Schiffskollisionen mit tödlichen Folgen für gefährdete Wale nur bei Geschwindigkeiten unter zehn Knoten vermieden werden.
Eine Verkehrsdatenanalyse von OceanCare und Quiet-Oceans zeigt, dass 2023 80 Prozent der von Handelsschiffen gefahrenen Strecken im untersuchten Gebiet mit einem Tempo über zehn Knoten zurückgelegt worden sind.
Aber auch die Roll-on-Roll-off-Fähren, mit einer Gesamtstrecke von über 10 Millionen Kilometern, fuhren auf mehr als 90 Prozent ihrer Strecken mit einer höheren Geschwindigkeit. Bei fast 30 Prozent waren es mehr als 20 Knoten.
Besonders empfindliche Meeresgebiete
Besonders empfindliche Meeresgebiete – in denen sich unter anderem Finn- und Pottwale aufhalten – werden von der Internationalen Seeschifffahrts-Organisation (IMO) Particularly Sensitive Sea Area (PSSA) genannt. In diesen Regionen muss vermehrt mit Kollisionen gerechnet werden, die für die Wale oft tödlich ausgehen.
„Ein verpflichtendes Tempolimit ist die einzige wirksame Maßnahme, um den Schiffsverkehr in stark befahrenen Meeresregionen, wo die Verlegung der Schiffsrouten keine Option ist, mit dem Schutz der Großwale in Einklang zu bringen,“ sagt Carlos Bravo, Sprecher von OceanCare in Spanien. „Rechtlich bindende Maßnahmen zur Geschwindigkeitsreduzierung schaffen gleiche Bedingungen für alle Reedereien und vermeiden Wettbewerbsverzerrungen zwischen denjenigen, die bereit sind, die Geschwindigkeit zum Schutz der Wale zu reduzieren, und denjenigen, die dies nicht tun.“
Weniger Kollisionen bei geringeren Geschwindigkeiten
Wissenschaftliche Daten zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit einer Kollision mit tödlichen Folgen für einen Wal sehr gering ist, wenn ein Schiff nicht schneller fährt als zehn Knoten.
Durch eine geringere Geschwindigkeit wird auch der Unterwasserlärm reduziert, der eine zusätzliche Bedrohung für diese erstaunlichen Säugetiere darstellt.
Wanderkorridor für Wale und Delfine
Spanien hat eine Vorreiterrolle beim Schutz der Wale in der Region übernommen und die Gewässer zwischen den Balearen und dem spanischen Festland als Meeresschutzgebiet (Marine Protected Area, MPA) ausgewiesen.
Damit ist die Regierung verpflichtet, für dieses Gebiet, das auch als Wanderkorridor für Wale und Delfine bekannt ist, einen Managementplan zu erstellen, der menschliche Aktivitäten, die das Schutzziel des MPA gefährden, wirksam reguliert.
Dieses Ziel besteht darin, zahlreichen bedrohten Arten wie Finn- und Pottwalen sichere Nahrungs-, Ruhe- und Wanderungshabitate zu bieten.
Tierschutzorganisationen fordern Tempolimit
OceanCare und viele weitere Umweltorganisationen fordern die spanische Regierung auf, ein verbindliches Tempolimit für Schiffe in den Managementplan aufzunehmen. Mit dieser Maßnahme könnte Spanien ein international relevantes Beispiel für eine nachhaltige maritime Entwicklung setzen und den Schutz der Wale im nordwestlichen Mittelmeer positiv beeinflussen.
(Quelle: Pressemitteilung OceanCare)