Themen: ,

Benotungssystem für Delfine


Mit dem sogenannten Dolphin-WET (Dolphin Welfare Evaluation Tool) lässt sich anhand von fünf Kriterien das Wohlbefinden der Delfine messen.

Delfine im Nürnberger Tiergarten
(Foto: Rüdiger Hengl)

Fünf Kriterien auf einer App

Die fünf Kriterien sind: Tiergesundheit, Ernährung, Verhalten, Unterbringung und Gemütszustand.

Der Nürnberger Tiergarten hat das standardisierte System in den vergangenen Jahren gemeinsam mit dem Tierschutzkomitee der Europäischen Vereinigung für Aquatische Säugetiere (EAAM) entwickelt, das dazugehörige Paper ist jetzt veröffentlicht worden.

Mithilfe einer App sollen Tierpflegende, Tierärztinnen und -ärzte, sowie Biologinnen und Biologen das Dolphin-WET in ihren täglichen Arbeitsablauf mit den Tieren integrieren können.

Kleinste Veränderungen früh erkennen

Die Nürnberger Zootierärztin Dr. Katrin Baumgartner, die das System federführend mitentwickelt hat, erklärt: „Mit dem Dolphin-WET können wir ganzheitlich und kontinuierlich den Zustand der Tiere erfassen. Somit können auch kleinste Veränderungen früh erkannt und es kann entsprechend darauf reagiert werden.“

Zustand des Delfins wird objektiv erfasst

Seit 2012 arbeiten Experten der EAAM im Rahmen des Tierschutzkomitees daran, die Haltungsbedingungen für Delfine stetig zu verbessern, 2018 wurde mit der Erstellung des Dolphin-WET begonnen. Auf wissenschaftlicher Basis wurden 49 Indikatoren, davon 37 tierbasierte definiert, um den Zustand jedes einzelnen Delfins objektiv festzustellen und zu beschreiben.

Internationale Beteiligung

Beteiligt an der Entwicklung von Dolphin-WET waren neben dem Nürnberger Tiergarten der Zoo Duisburg, das französische MarLab, die Fundación Oceanográfic Valencia (Spanien), die International Zoo Veterinary Group (Vereinigtes Königreich), der italienische Aquapark Zoomarine, das Animal Welfare Education Centre der Universität Barcelona (Spanien), der Parc Astérix (Frankreich), Fox Consulting (Frankreich), die Faculty of Medical and Health Sciences der Universität Nottingham (Vereinigtes Königreich), die Ecole National Vétérinaire de Toulouse und Animaux et Compagnies (beide Frankreich).

Benotungssystem

Durch die wissenschaftlich basierten Indikatoren des Dolphin-WET hat nun jede Einrichtung die Möglichkeit, die von ihr erhobenen Daten auszuwerten und somit auch zu beurteilen.

Es gibt – wie auch in anderen solchen Systemen – ein Benotungssystem. Durch die dazu entwickelte App wird die Dokumentation der Daten und auch die Auswertung zukünftig weiter erleichtert.

„Wir kennen unsere Tiere sehr gut und bemerken nach vielen Jahren Erfahrung kleinste Veränderungen“, sagt der Nürnberger Revierleiter Armin Fritz. „Mit dem Dolphin-WET können wir unsere Beobachtungen jetzt aber systematisch erfassen.“

Dolphin-WET kommt auch wild lebenden Tieren zugute

„Mit dem Dolphin-WET haben wir jetzt eine weitere Möglichkeit, wertvolle Daten zu sammeln und die gewonnenen Erkenntnisse zu nutzen, um unsere Arbeit und die Haltungsbedingungen weiter zu verbessern. Außerdem können wir Kollegen dabei unterstützen, Gesundheitsprobleme zu verstehen, die das Überleben vieler Delfinpopulationen in freier Wildbahn zunehmend gefährden“, sagt Dr. Lorenzo von Fersen, der als Kurator für Artenschutz und Forschung im Tiergarten Nürnberg ebenfalls an der Entwicklung mitgewirkt hat.
(Quellen: Nürnberger Tiergarten und Dolphin-WET—Development of a Welfare Evaluation Tool for Bottlenose Dolphins (Tursiops truncatus) under Human Care)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert