Etwa 300 Delfine leben derzeit in europäischen Zoos.
Viele von ihnen sind Jungtiere, die noch mehrere Jahrzehnte Lebenszeit vor sich haben.
Was passiert mit den Delfinen, wenn Parks schließen?
In der Auffangstation SOS Dolfijn, die ihren Sitz in einem Zoo im niederländischen Anna Paulowna hat, macht man sich Gedanken darüber, wie die Zukunft der Meeressäuger aussehen könnte, wenn Tierparks wegen sinkender Einnahmen und strengeren Vorschriften schließen müssen. Genau dies ist nämlich Anfang des Jahres in Antibes mit dem Marineland passiert.
SOS Dolfijn – das ist eine Rettungsstation für gestrandete Schweinswale – möchte die beteiligten Parteien zusammenbringen, um eine Lösung zu finden.
Die große Frage ist: Wohin mit den Tieren?
Es gibt Parks, die ihre Delfine nach China abgeben. Wie man weiß, herrscht in Asien ein ganz anderer Tierschutzgedanke als in Europa. Das kann also nicht die optimale Lösung sein.
Zwar fordern Aktivisten und auch manche Regierungen die Beendigung der Delfinhaltung, doch es gibt keine seriösen Überlegungen, wo die Tiere bei einer eventuellen Schließung untergebracht werden können.
Konferenz in Frankreich
Am 11. bis 14. März 2025 findet in Frankreich im ZooParc de Beauval eine Konferenz der EAAM (European Association of Aquatic Mammals) statt, bei der viele europäische Parks an Diskussionen über die Zukunft von Delfinen teilnehmen werden.
Laut SOS Dolfijn ist es an der Zeit, mit Parks, Regierungen und Tierschützern zusammenzuarbeiten, um eine Lösung für die 300 Delfine in Europa zu finden, die andernfalls in Gefahr wären, in Schwierigkeiten zu geraten.
Verbote ohne Lösungsvorschläge
„Ich habe das schon früher bei der Leeuw-Stiftung gesehen. Vielerorts hat die Regierung entschieden, dass es verboten ist, Löwen und Tiger in Zirkussen zu halten. Aber was mit den Tieren passieren soll, darüber wurde nicht nachgedacht. Ich sehe, dass hier nun dasselbe passiert. Wir müssen jetzt zusammenkommen, um eine Lösung zu finden“, sagt Robert Kruijff, Vorsitzender von SOS Dolfijn und Direktor der Leeuw-Stiftung in Anna Paulowna.
„Wir wollen eigentlich wie eine Art Rotes Kreuz arbeiten. Wir urteilen nicht, aber wir haben das Wissen im Haus. Wir wollen vernetzen und nach der besten Lösung suchen“, erklärt Kruijff weiter.
Lösungen müssen in Europa gefunden werden
Direktorin Annemarie Van den Berg von SOS Dolfijn möchte, dass in Europa Lösungen gefunden werden und kein Tier nach China oder in andere asiatische Länder übersiedelt wird.
Eines ist jedoch jetzt schon gewiss: Zurück ins Meer kann kein Delfin gebracht werden, der in menschlicher Obhut aufgewachsen ist. Der einfache Grund ist, dass den Tieren – anders als Seehunden – das Jagen nicht angeboren ist. Sie würden wahrscheinlich statt ihrer Beute hinterherzujagen, Boote verfolgen und die Menschen um Futter anbetteln.
Mögliche Optionen
Van den Berg stellt folgende Optionen zur Diskussion:
*** Mit Netzen umgebene Meeresbuchten einrichten, in denen die Delfine leben können. (Anmerkung Meeresakrobaten: Dass sogenannte Sea Pens an der Praxis scheitern können, habe ich vor Kurzem in einem Artikel aufgezeigt.)
*** Delfine so abrichten, dass sie frei im Meer schwimmen können, aber zu Fütterungszeiten an bestimmte Stellen kommen. (Anmerkung Meeresakrobaten: Wiederansiedlungen von Wildtieren sind äußerst anspruchsvolle Projekte, wobei der Erfolg keineswegs garantiert ist.)
*** Parks in Bildungszentren umwandeln. (Anmerkung Meeresakrobaten: Siehe dazu Artikel Artenschutz im Delfinarium.)
Die lange Lebensdauer von Delfinen berücksichtigen
Die Schweinswal-Expertin hofft, dass die Konferenz der EAAM die Beteiligten in Bewegung bringt. Denn ihrer Ansicht nach müsse jetzt eine langfristige Lösung in Angriff genommen werden. „Die meisten Delfine in den Parks sind unter zehn Jahre alt. Sie können vierzig oder fünfzig Jahre alt werden. Und diese dreihundert Delfine werden sicher nicht gleichzeitig sterben. Es wird schrittweise passieren. Wir können also jetzt etwas für sie tun.“
(Quelle: NH Niews)
Lesetipps
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