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Sprengstoff tritt aus verrostenden Kampfmitteln


Bis zu 1,6 Millionen Tonnen konventioneller Munition aus zwei Weltkriegen liegen nach heutigem Wissen auf dem Meeresgrund, teilweise nur wenige Kilometer von unseren Stränden an Nord- und Ostsee entfernt.

Umweltgefahren lauern über und unter Wasser. (Foto: Susanne Gugeler)

Dies teilt das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) in einer Presseerklärung mit.

Spuren von Sprengstoff in Fischen

Aus den verrostenden Kampfmitteln treten Sprengstoff (TNT = Trinitrotoluol) und dessen Abbauprodukte aus.

In Muscheln und Fischen, die in der Nähe von Munitionsfundorten leben, konnten bereits Spuren dieser Stoffe nachgewiesen werden. Damit war der Nachweis erbracht, dass diese Stoffe auf lange Sicht auch in unsere Nahrungskette gelangen könnten.

Munitionsaltlasten werden geborgen

Munitionsaltlasten in Nord- und Ostsee werden wegen den bekannten Risiken, unter anderem für Fischer, die in ihren Netzen Munitionskörper mit verrosteten, teilweise geöffneten Hüllen finden, oder auch Risiken für die Seeschifffahrt und den Tourismus geborgen.

Schwimmende Anlage soll Altmunition entsorgen

Im Rahmen des Sofortprogramms „Munitionsräumung des BMUV“ wurde am 13. September 2024 in der Lübecker Bucht erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik Kriegsmunition vorbeugend geborgen.

Bundesumweltministerin Steffi Lemke: „Es ist ein bedeutender Schritt, dass jetzt erstmals Munition vom Grund der Ostsee in der Lübecker Bucht vorsorglich geborgen werden konnte. Wir sammeln damit wichtige Erkenntnisse für die Munitionsbergung im großen Maßstab, die wir mit unserem Sofortprogramm Munitionsbergung vorantreiben. Zukünftig soll eine schwimmende Anlage große Mengen Altmunition sicher und umweltgerecht entsorgen, die Ausschreibung für die Entwicklung und den Bau startet in wenigen Tagen. Bislang wird nirgendwo in dieser Größenordnung alte Munition aus den Meeren geborgen, wir leisten damit technische Pionierarbeit, die hoffentlich auch in anderen Regionen der Welt Anwendung finden kann.“

Experten gehen aktuell von rund 50.000 Tonnen versenkter Munition allein in der Lübecker Bucht aus.

Keine Sprengungen

Wie das BMUV mitteilt, werden Sprengungen aus zwei Gründen so weit wie möglich vermieden: Erstens wird bei der Explosion sehr viel giftiger Sprengstoff ins Wasser freigesetzt. Zweitens wird die Meeresumwelt geschädigt: Insbesondere Meeressäuger wie die seltenen Schweinswale erleiden durch die Druckwellen einer Explosion selbst noch auf größere Entfernungen Hör- und Lungenschäden und können davon auch getötet werden. Aus diesem Grund wird in deutschen Gewässern bei Sprengungen in der Regel ein abschirmender „Blasenschleier“ installiert.

Munition wird umweltgerecht geborgen

Sprengungen sind daher die absolute Ausnahme und betreffen nur Blindgänger von Fliegerbomben und Seeminen, die noch scharf sind. Gesprengt wird auch nur, wenn unmittelbare Gefahr zum Beispiel für die Seeschifffahrt besteht. Der Großteil der Munition in den Versenkungsgebieten ist hingegen ohne Zünder und kann durch geeignete Technologien umweltgerecht und sicher geborgen und entsorgt werden.

Neben den großen Sprengkörpern wie Minen und Torpedos findet sich in den Versenkungsgebieten auch sehr viel Munition in kleinen Kalibern (wie Patronen oder Heeresmunition). Für deren Beseitigung sind Sprengungen nicht wirksam und kommen daher nicht infrage.
(Quellen: Erstmals Kriegsmunition vorsorglich geborgen in der Lübecker Bucht und Munitionsaltlasten im Meer)

Lesetipp

Latente Gefahr: Altmunition in Nord- und Ostsee

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