Immer mehr Tiere sind vom Aussterben bedroht. Dazu gehören auch die Meeressäuger. Nachdem der WWF erst vor kurzem gemeldet hat, dass der wohl kleinste Delfin der Welt – der Maui-Delfin – vor der Ausrottung steht, sieht die Bilanz für den Hafenschweinswal (auch Kalifornischer Schweinswal oder Vaquita genannt) offenbar auch nicht viel besser aus.
Der Hafenschweinswal/Vaquita (Phocoena sinus) ist mit 1,40 Meter Länge und einem Gewicht von ca. 50 Kilogramm der kleinste Schweinswal. Er hat einen rundlichen Kopf, die Flipper sind länger und die Finne ist höher und stärker gebogen als bei den anderen Schweinswalarten. Die Tiere sind grau gefärbt mit einer dunklen Rückenfläche und einem gräulich-weißen Bauch. Ebenso wie beim Brillenschweinswal sind die Augen von einem schwarzen Ring umgeben.
Der Hafenschweinswal kommt nur im äußersten Norden des Golfs von Kalifornien vor; am häufigsten um das Delta des Colorado-Flusses; er lebt vornehmlich in seichten, trüben Lagunen entlang der Küstenlinie. Sein Bestand wird auf unter 600 Tiere (manche Quellen sprechen von 400 Tieren) geschätzt.
Hafenschweinswale werden oft in Kiemennetzen und in Schleppnetzen beigefangen (80 Tiere pro Jahr). Menschliche Eingriffe in den Flusslauf des Colorado führen zu einer Verkleinerung des Lebensraumes der Tiere.
Die Weltnaturschutzunion IUCN veröffentlichte gestern eine Aufstellung von den 100 am meisten bedrohten Tier- und Pflanzenarten. Der WWF schreibt dazu:
Nur Spitze des Eisbergs
„Demnach könnten Java-Nashorn, Saola-Wildrind, Kalifornischer Schweinswal, Zwergfaultier, Tarzan-Chamäleon oder Zagros-Molch das Ende dieses Jahrhunderts, wenn überhaupt noch, in Zoologischen Gärten erleben. „Die hundert Arten auf dieser Liste sind nur die Spitze des Eisbergs und symptomatisch für das globale, menschenverursachte Massenaussterben, das derzeit auf der Erde wütet“, warnt Volker Homes, Leiter Artenschutz beim WWF Deutschland. Neueste Erhebungen gehen davon aus, dass die derzeitige Aussterberate durch den Menschen um den Faktor 100 bis 1.000 über dem natürlichen Wert liegt. Die Ursachen seien ungebremste Lebensraumzerstörung, der Klimawandel, Wilderei, die Einführung invasiver Arten in sensible Ökosysteme und die Übernutzung durch den Menschen.
Forderung von Sofortprogrammen
„Nur der Mensch als Verursacher des Artensterbens kann es auch beenden“, so Homes. Um den akut vom Aussterben bedrohten Arten das Überleben zu sichern, bräuchte es mehr spezifische Sofortprogramme. Um eine möglichste hohe Effektivität zu garantieren, müssten umfassende Forschungsarbeiten als Grundlage für diese Notfallmaßnahmen dienen. Die Ausweisung von Schutzgebieten allein genüge in vielen Fällen längst nicht mehr.
Lokale Bevölkerung mit einbeziehen
„Moderne, wissenschaftlich fundierte Artenschutz-Konzepte beziehen auch den Menschen mit ein. Schließlich können Schutzgebiete dem Druck von außen langfristig nur standhalten, wenn die lokale Bevölkerung bei der Planung einbezogen wird“, erklärt der WWF-Experte. Die Kontrolle der Übernutzung und des Handels, der Erhalt von wichtigen Arten außerhalb von Schutzgebieten, die Reduktion von Mensch-Wildtier-Konflikten und der Kampf gegen Klimawandel und Wilderei – all dies sind nach WWF-Ansicht bedeutende Bausteine, um die Vielfalt des Lebens auf der Erde dauerhaft zu erhalten.“
(Quelle: Pressemitteilung des WWF)