Wenn Vögel eine Liedstrophe kopieren, so wollen sie ihren Nebenbuhlern drohen: „Was du kannst, das kann ich schon lange …“ Doch wie sieht das bei Delfinen aus? Auch sie verfügen über ein immenses Laut-Repertoire und rufen sich sogar gegenseitig beim Namen.
Delfine kopieren Lautabfolge ihrer Artgenossen
Bei Forschungen in einem Delfinarium im Sea Aquarium, Lake Buena Vista/Florida und in der Sarasota Bay/Florida (hier leben ortsansässige Große Tümmler ganz küstennah und werden seit den 1970er-Jahren von Wissenschaftlern beobachtet) hat man herausgefunden, dass Delfine die typische Lautabfolge anderer Delfine wiedergeben. Die Funktion dieser kopierten Pfiffe war bisher unklar. Wollen die Meeressäuger damit Nebenbuhlern imponieren (wie das bei verschiedenen Vogelarten beobachtet wurde) oder dienen die Kopien der sozialen Bindung?
Die Auswertung ergab: Die Pfiffkopien sind insgesamt sehr selten. Sie wurden von Delfinen benützt, die eine enge Beziehung hatten – wie zum Beispiel von Mutter-Kind-Paaren. In zwei Fällen imitierten aber auch männliche Delfine den Namenspfiff eines dritten Männchens, mit dem sie häufig in Verbindung standen.
Abgewandelte Kopien
Die Kopien waren allerdings keine 1:1-Kopien, sondern wurden immer etwas abgewandelt. Manchmal erkannten die Forscher auch Teile aus dem eigenen Erkennungspfiff eines Delfins in dessen Kopie.
Eine Drohgebärde bedeuten diese imitierten Pfiffe also wahrscheinlich nicht. Sonst würden die Tiere den „Nebenbuhler“ bestimmt exakt kopieren (siehe Vogelbeispiel). Viel eher wahrscheinlich ist, dass die nachgeahmten Pfiffe den anderen Delfin „beim Namen rufen“ sollen. Man nennt dieses Verhalten in der Wissenschaft „referenzielle Kommunikation“. Der Ausstoßer des leicht abgewandelten Pfiffs deutet an, wen er ansprechen möchte und gibt sich gleichzeitig zu erkennen.
(Quellen: Vocal copying of individually distinctive signature whistles in bottlenose dolphins, Delfine rufen sich beim Namen und National Geographic)