Diese Frage beschäftigt Tierfreunde schon lange. Auch die Süddeutsche.de hat sich dem Thema „Delfinsprache“ angenommen und verschiedene Forschungsergebnisse zusammengetragen.
Hier das Wichtigste zusammengefasst:
Denise Herzing beschäftigt sich seit 1985 mit der Kommunikation der Delfine. Für ihre Forschungen setzt sie einen Unterwasser-Computer ein, der die Laute von vorbeischwimmenden Delfinen aufzeichnet. Das Gerät kann außerdem Delfinpfiffe imitieren.
Delfin „benennt“ Braunalge
Herzing und ihre Kollegen führten ihre Untersuchungen mit Zügeldelfinen im Atlantik vor den Bahamas durch. Die Forscher nahmen Bälle und Algen mit ins Wasser. Der Unterwasser-Computer sendete für jeden Gegenstand einen Signarturpfiff – also einen Namen – aus. Tatsächlich hat ein Delfin den computergenerierten Namen für Braunalge imitiert. Ob er das bewusst machte und die Pflanze benennen wollte, ist allerdings unklar. Er könnte das Gehörte auch einfach nur wiederholt haben – wie zum Beispiel ein Papagei.
Delfine sind keine friedliebenden „Personen“
Der Biologe Justin Gregg glaubt nicht, dass Delfine über eine so komplexe Sprache verfügen wie die Menschen. Darüber schreibt er auch in seinem Buch „Are Dolphins really smart?“. Gregg warnt davor, Delfine als friedliebende „Personen“ zu vermenschlichen.
Delfine sind nicht intelligenter als andere Tiere
Der Verhaltensneurologe Paul Manger ist der Meinung, dass Delfine keine höheren kognitiven Leistungen vollbringen können als andere als intelligent eingestuften Tiere. Man könne sowohl Delfinen als auch beispielsweise Seelöwen eine Art Vokabular antrainieren, das sich auf verschiedene Gegenstände bezieht. Das würde jedoch eine lange Zeit dauern und bedürfe intensiver Übung.
Delfine verfügen über komplexes Kommunikationssystem
Karsten Brensing von der WDC (Whale and Dolphin Conservation) ist dagegen überzeugt davon, dass Delfine über ein äußerst komplexes Kommunikationssystem verfügen. Seine Erkenntnisse gewann er allerdings ausschließlich von in menschlicher Obhut gehaltenen Delfinen.
Versuche hätten gezeigt, dass Delfine Sprache auf abstrakter Ebene verstehen könnten, zum Beispiel eine Gebärdensprache. In Delfinarien hätte man zudem herausgefunden, dass Delfine auch eine einfache Grammatik erlernen können. Allerdings ist sich Brensing unsicher, ob derartige Versuche auch in freier Wildbahn gelingen könnten.
Namenssignatur ist unumstritten
Dass Delfine eine Art Namenssignatur pfeifen ist jedoch bei allen Forschern unumstritten. Auch zu dieser Fähigkeit gibt es diverse Studien aus wissenschaftlich geführten Delfinarien – wie zum Beispiel in Duisburg.
Natürlich können Delfine mit uns kommunizieren – und das tun sie in entsprechenden Umgebungen auch!
Ich denke da an die Tiere von Connyland, die ihre Tierpfleger angequiekt haben, um Aufmerksamkeit zu erzeugen, das Hinterherschwimmen (außerhalb der Vorführungen), die Annäherung (um gestreichelt zu werden) oder auch das Wegschwimmen, wenn’s genug ist.
Auch das freiwillige beachen (außerhalb der Vorführungen) ist letztlich eine Art der Kommunikation mit den anwesenden Menschen, ebenso das sich-verdrücken in die Winterhallen.
Ähnliches lässt sich in Nürnberg beobachten, wenn die Tiere sofort angeschwommen kommen, weil eine Präsentation ansteht, oder dies eben nicht tun, weil sie keine Lust haben.
In Loro Parque ist das sogar so gelöst, dass die Tiere durch einen Tunnel unter der Tribüne zwischen ihren Ruhebecken und der Arena wechseln können. Die Tiere müssen aktiv in die Arena schwimmen, um an der Präsentation teilzunehmen. Ich habe im März Präsentationen mit 5 (von 10) Tieren ebenso erlebt, wie Vorstellungen, bei denen 9 Tiere mitgemacht haben.
Ebenso banal wie eindeutig ist die Zeichensprache zwischen Tiertrainer und Delfin eine Kommunikation – und in entgegengesetzter Richtung die Reaktion des Tieres auf diese Zeichen.
Auch Ereignisse wie die auf YouTube verbreitete Begegnung von Großen Tümmlern mit einer Tauchergruppe vor Hawaii, bei denen sich ein Tier von Angelschnüren befreien ließ, hatte zahlreiche Kommunikationselemente: Wenn das Tier seinen eingwickelten Flipper dem dem Taucher entgegenstreckt, ist das natürlich ebenso eine nonverbale Kommunikation, wie das Stillhalten, während der Taucher mit seinem Messer die Schnüre durchtrennt.
Interessant finde ich auch, wenn Kommunikationsexperimente mit Affen oder Papageien (die sich weit präziser und vielfältiger ausdrücken können und/oder wollen, als Delfine) ausgewertet werden. Ganz egal, ob Papagei oder Affe: Die Dialoge erinnern an Kleinkinder und sind ernüchternd einfach gestrickt und an den Grundbedürfnissen orientiert. Komplexere Gedankengänge, wie man sie von Menschen kennt, sucht man jedoch bei allen Bemühungen vergebens.
Ich glaube daher, dass auch Delfine da wenig Überraschungen zu bieten haben, zumal derzeit sehr viel darauf hindeutet, dass sie ziemlich ähnlich ticken, wie die intelligenteren Hunderassen. Sowohl bei Delfinen, wie bei Hunden gibt es sicher noch eine Menge zu entdecken, aber wer auf eine tiefschürfende Unterhaltung hofft, wird wohl enttäuscht werden.
„Moby will Fisch!“
Vergleicht man die Varianz der Kommunikation von Delfinen mit denen von Menschen (einschließlich denen von Eingeborenenvölkern) stellt sich sehr schnell heraus, dass da ganz bestimmt keine besonders geistreichen Gespräche geführt werden. Selbst einfachste menschliche Eingeborenensprachen weisen einen Wortschatz von > 30.000 Lautkombinationen („Wörtern“) auf, während es Delfine mit viel Mühe gerade einmal rund 200 – 500 Lautkombinationen nutzen – die zudem noch einen verhältnismäßig geringen Informationsgehalt aufweisen (hohe Redundanz der Lautäußerungen; d.h. viele Wiederholungen in Serien etc.). In dieser Beziehung sind sie selbst zahlreichen Papageienarten, deutlich unterlegen. Dememtsprechend sind bislang auch alle Versuche mehr oder weniger kläglich gescheitert, Delfinen kompexere Sprachen (z.B. die für Delfine in der Lautbildung eigentlich problemlose Pfeifsprache „El Silbo“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Silbo)) beizubringen.
Dagegen können Papageien (die nun wirklich kein besonders großes Hirn besitzen) selbst normale menschliche Sprachen mit einem erstaunlich großen Wortschatz samt einer rudimentären Grammatik erlernen.
Von daher ist es mir ein Rätsel, auf welchen wissenschaftlich nachprüfbaren Fakten ein Herr Brensing seine Behauptungen stützen will.
Auch die im Film „Delphinflüsterer“ geäußerte Hypothese, Delfine würden sich in „Bildern“ unterhalten, konnte nicht bestätigt werden. Vielmehr deutet alles darauf hin, dass die Viecher den Versuchsaufbau ausgetrickst haben und kein „Bild“ übermittelt haben, sondern schlicht ihren Sonar benutzt haben, um mit scharf gebündelten Ultraschall-Impulsen auf die passende Schachtel zu deuten. Eine Verhaltensweise, die von den Tieren auch in anderen Situationen (und anderen Experimenten) gerne genutzt wird.
Das es auch ansonsten mit der (nicht auf Lautäußerungen gestützten) Kommunikation zwischen Delfinen (verglichen mit anderen Tieren) nicht allzu weit her sein kann, zeigen Beobachtungen, die auf einen insgesamt äußerst zähen Informationsaustausch zwischen den Tieren hindeuten. Oftmals dauert es Jahre(!) bis sich vorteilhaftes Wissen von einem Tier zum anderen überträgt – selbst dann, wenn man dies als Tiertrainer unterstützt. Eine gewisse Ausnahme bilden Kälber, die durchaus von ihren Müttern lernen, aber der Austausch zwischen adulten Tieren findet kaum statt.
Bei anderen Tierarten (z.B. Seelöwen) ist es häufig so, dass sich neue Verhaltensweisen oftmals „über Nacht“ in einer ganzen Gruppe ausbreiten. Zoo-Tierpfleger können ein Lied davon singen!
Ab wann kommuniziert man? Das ist doch die Frage. Bedarf es dazu Lautäußerungen? Ich kenne ein altes Ehepaar, das denkt sogar identisch – nicht immer, aber oft. Ist es wirklich erforderlich, die Sprache eines anderen Wesens zu kennen, um es zu verstehen?