MEERESAKROBATEN, 7. Oktober 2014
Nachtrag vom 14. November 2021: WINTER ist am 11. November 2021 leider an einer Darmdrehung (Darmtorsion) gestorben.
Wie ich schon mehrfach berichtet habe, startet am 9. Oktober der zweite Teil des WINTER-Märchens Mein Freund, der Delfin in den deutschen Kinos.
Sowohl im ersten als auch im zweiten Teil der Geschichte spielt WINTER die Hauptrolle.
Das Delfin-Weibchen wurde im Winter (daher der Name) 2005 schwer verletzt in einer Krabbenfalle gefunden. Die Verletzungen an der Schwanzflosse waren so groß, dass dem Tier die Fluke amputiert werden musste. Seither lebt WINTER im Clearwater Marine Hospital/Florida.
WINTER macht Mut
WINTER gilt seitdem als der wohl berühmteste Delfin mit Handicap. Der Film ist daher nicht nur für Familien und Tierfreunde gedacht, sondern auch für Zuschauer, die – ähnlich wie WINTER – nicht auf der unbeschwerten Seite des Lebens stehen. Ihnen kann WINTER sehr viel Mut machen.
„Wenn eine Tür sich schließt, geht immer eine andere auf“, ist eine der Botschaften des Films. Soll heißen: Das Leben kann auch mit Handicap gut gemeistert werden.
Kinder mit Prothesen suchen therapeutische Hilfe
Im Abspann des Kinofilms sieht man, wie das reale Leben im Clearwater Marine Hospital abläuft. U.a. werden Kinder mit Prothesen gezeigt, die therapeutischen Kontakt zu WINTER aufnehmen wollen.
Wahrscheinlich ist die Hilfe, die WINTER den menschlichen Leidensgenossen vermitteln kann, weniger körperlicher als psychischer Art. Ein therapeutischer Erfolg ist bei tiergestützten Therapien allgemein nur schwierig messbar.
Tiergestützte Therapien werden von Krankenkassen meist nicht anerkannt
Deshalb wird auch die Leistung der meisten Fell- oder Flossen-Helfer nicht von den Krankenkassen anerkannt. Die Menschen mit Handicap oder die Eltern behinderter Kinder bleiben oft auf hohen Kosten sitzen oder müssen diese erst einmal über Spendenaufrufe bezahlbar machen.
Vor allem Delfin-Therapien im Ausland sind sehr kostenintensiv, da zur Betreuung – meist einer ganzen Familie – auch noch ein teurer Flug und eine teure Unterkunft hinzukommen.
Ich würde WINTER nicht gerade als Therapeutin bezeichnen, aber als eine Art Begleiterin, deren wohltuendes Wesen auch über Film und Internet beeinflusst.
Statt „Therapie“ eher Begleitung
Überhaupt sollte man bei allen tiergestützten Therapien überlegen, ob der Begriff „Therapie“ optimal gewählt ist. Denn gewöhnlich muss die Wirksamkeit eines Therapieverfahrens einer Überprüfung nach wissenschaftlicher Methode standhalten können, um von der Medizin als anerkannt zu gelten (Quelle Wikipedia).
Heil-Erfolge sind bei einer tiergestützten Therapie – egal ob sie mit Hunden, Pferden, Lamas oder Delfinen durchgeführt wird – jedoch kaum operationalisierbar.
Meiner Meinung nach wäre der Begriff „Begleitung“ – im Sinne von Unterstützung oder Anstoßung eines Prozesses – geeigneter.
Ein Tier kann nur ein Begleiter auf dem Weg dieses Prozesses sein. Es ist kein aktiver Therapeut. Es kann jedoch die eigenen Ressourcen des Patienten aktivieren und seine Kompetenz, mit der Krankheit klarzukommen, stärken.
Aber egal, welcher Begriff gewählt wird, es gibt unzählige Beispiele dafür, wie wohltuend eine Begegnung mit einem Tier von Menschen mit und ohne Handicap empfunden wird.
Lesetipps
* WINTER-Märchen, Teil 2
* Im Oktober startet neuer Delfin-Film in den Kinos
* Wiederholt sich WINTERs Geschichte?
* WINTER-Märchen, Teil 1